Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888.Der alte Palast. dem piso principal gelegenen, ja noch stattlicheren Geschossesnichts liest, da ferner die Höhe der grossen Säle bei Annahme einer Zwischendecke im Verhältniss zu den Längenmassen des Grund- risses gedrückt erscheinen würde, so wird man auf die Annahme geführt, dass mindestens jene Prunksäle durch beide Ordnungen der Aussenseite hindurchgegangen sind, und also zwei Reihen Fenster gehabt haben, -- was möglicherweise im ursprünglichen Plan nicht vorgesehen war. Die Hauptaxe des mächtigen Baues war also von Süden Im zweiten Hof war der Verkehr sehr belebt und öffentlich. 1) Palomino Museo III. 428 Lorenzo de Soto.
Der alte Palast. dem piso principal gelegenen, ja noch stattlicheren Geschossesnichts liest, da ferner die Höhe der grossen Säle bei Annahme einer Zwischendecke im Verhältniss zu den Längenmassen des Grund- risses gedrückt erscheinen würde, so wird man auf die Annahme geführt, dass mindestens jene Prunksäle durch beide Ordnungen der Aussenseite hindurchgegangen sind, und also zwei Reihen Fenster gehabt haben, — was möglicherweise im ursprünglichen Plan nicht vorgesehen war. Die Hauptaxe des mächtigen Baues war also von Süden Im zweiten Hof war der Verkehr sehr belebt und öffentlich. 1) Palomino Museo III. 428 Lorenzo de Soto.
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Der alte Palast.
dem piso principal gelegenen, ja noch stattlicheren Geschosses
nichts liest, da ferner die Höhe der grossen Säle bei Annahme einer
Zwischendecke im Verhältniss zu den Längenmassen des Grund-
risses gedrückt erscheinen würde, so wird man auf die Annahme
geführt, dass mindestens jene Prunksäle durch beide Ordnungen
der Aussenseite hindurchgegangen sind, und also zwei Reihen
Fenster gehabt haben, — was möglicherweise im ursprünglichen
Plan nicht vorgesehen war.
Die Hauptaxe des mächtigen Baues war also von Süden
nach Norden orientirt; in ihr lag, im Hauptgeschoss, die Palastka-
pelle S. Miguel, welche die beiden grossen Höfe und zugleich die
beiden Haupttheile, die Wohnungen des Königs und der Königin
schied. Man trat oder fuhr durch einen gewölbten Gang (zaguan)
in den ersten, östlichen, grösseren Hof. Hier lagen unten die
Wohnungen des Kronprinzen, der Infanten und der Guardajoyas;
oben die Gemächer der Königin und der Prinzessinnen, die besten
Wohnräume des ganzen Baus. Dann trat man in den zweiten
Hof der Wohnung des Königs. Diese Höfe machten auf Fremde
den Eindruck klösterlicher Kreuzgänge. Die etwas engen Bogen
der untern Halle ruhten auf leichten jonischen Säulen von grauem
Marmor, die obere Galerie hatte flaches Gebälk, wie im Palast
zu Valladolid. Der Stil gehört den dreissiger Jahren an, es
ist noch der leichte, bramanteske des Covarrúbias, sehr abweichend
von den schweren Hallen, die Philipp II im Escorial aufführte.
Im zweiten Hof war der Verkehr sehr belebt und öffentlich.
Seine Arkaden waren von Kram- und Bücherbuden, Juwelier-
läden besetzt; auch Maler stellten hier ihre Sachen aus 1). Dazwi-
schen strömten die aus und ein, welche in den Rathssälen zu
thun hatten. Denn im unteren Geschoss lagen die Geschäfts-
und Audienzzimmer der zehn Räthe von Castilien und Aragon,
Italien, Portugal und Flandern; des Staatsraths, des Ordens-
raths u. a. Von ihnen hiess der Hof el patio de las covachuelas
(eigentlich Kellerchen). Dahinter lag die königliche Sommer-
wohnung (cuarto bajo de verano). Eine breite Treppe (scala maestra)
von demselben grauen Marmor, mit enggestellten dünnen, blauen
und vergoldeten Balustren führte nach dem stillen, vornehmen
Stockwerk (cuarto y aposento de S. M.; cuarto alto). Man betrat
zuerst (im Nordflügel) die Säle der Wachen (Sala de guardias),
der spanischen, der deutschen, der burgundischen und walloni-
1) Palomino Museo III. 428 Lorenzo de Soto.
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