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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888.

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Anhang.

Tr. Ich bin gespannt darauf, was der Herzog aus Neapel mit-
bringen wird. Er wird gewiss nicht mit leeren Händen zurück kommen.

F. Als er am 26. Juli 1629 dort einzog, wurde er als der Frie-
densengel des Reichs begrüsst, und als er abreiste, begleiteten ihn
die Segnungen des Volks . . . . Er ist schon seit dem Sommer in
Spanien.

E. Ist er denn so bald abberufen worden?

F. Nicht förmlich abberufen. Ueber der Sache schwebt noch ein
Geheimniss. Als die Königin von Ungarn im vorigen Jahre in Neapel
erschien, kam es zwischen unserm Vicekönig und dem Mayordomo mayor
Ihrer Majestät, seinem Vorgänger, zu Meinungsverschiedenheiten. Der
Herzog von Alba verklagte ihn in der Folge in Madrid. Er ward auf-
gefordert, sich persönlich zu rechtfertigen; sollte inzwischen aber sein
volles Gehalt von 20000 Ducaten fortbeziehen, und der Graf Monterey
inzwischen das Reich verwalten. Aufgebracht und seiner guten Sache
sicher, machte er sich so eilig auf den Weg, dass man für gut fand,
ihm zwei Couriere nach Valencia und Barcelona entgegenzuschicken,
mit der Weisung, sich vorläufig in zwölf Meilen Umkreis von der
Hauptstadt fernzuhalten. So wohnt er jetzt in Guadalajara. Die Ver-
wandten hoffen seine Wiedereinsetzung, für die auch der Kaiser und der
König von Ungarn ihren Einfluss verwandt haben sollen. In der That
schrieb er Ende September hierher von Madrid, wohin er gerufen worden
war und im Kloster S. Felipe incognito wohnte. Er hatte eine zweistündige
Audienz bei dem Conde Duque gehabt; und erwartete nach einiger Zeit
zum Handkuss befohlen zu werden und dann nach Neapel zurückzu-
kehren. Aber die Don Gaspar kennen, zweifeln sehr daran. Denn die
Anklage Albas dürfte wol von dem Minister nur als Vorwand in Scene
gesetzt worden sein, der seinem Schwager, dem Grafen Monterey längst
das Vicekönigthum versprochen haben soll. Don Emanuel ist am 14. Mai
am Posilipp gelandet und wird sobald nicht fortgehn.

Tr. Dann können wir wol hoffen, dass der Herzog für immer zu
uns zurückkehren wird, denn


Napoles, tan excelente,
por Sevilla solamente
se puede, amigo, dejar
.

[Tirso de Molina, el burlador de Sevilla II.]

F. Doch die schon sinkende Sonne des Wintertags erinnert uns,
die noch übrigen hellen Stunden zur Besichtigung der Zimmer mit Ge-
mälden zu verwenden. -- -- Hier befinden wir uns in dem Cabinet
(camarin), wo unser Herzog gern verweilte; die Deckengemälde, die,
wie ich sehe, schon aller Blicke auf sich gezogen haben, sind Ovids

Anhang.

Tr. Ich bin gespannt darauf, was der Herzog aus Neapel mit-
bringen wird. Er wird gewiss nicht mit leeren Händen zurück kommen.

F. Als er am 26. Juli 1629 dort einzog, wurde er als der Frie-
densengel des Reichs begrüsst, und als er abreiste, begleiteten ihn
die Segnungen des Volks . . . . Er ist schon seit dem Sommer in
Spanien.

E. Ist er denn so bald abberufen worden?

F. Nicht förmlich abberufen. Ueber der Sache schwebt noch ein
Geheimniss. Als die Königin von Ungarn im vorigen Jahre in Neapel
erschien, kam es zwischen unserm Vicekönig und dem Mayordomo mayor
Ihrer Majestät, seinem Vorgänger, zu Meinungsverschiedenheiten. Der
Herzog von Alba verklagte ihn in der Folge in Madrid. Er ward auf-
gefordert, sich persönlich zu rechtfertigen; sollte inzwischen aber sein
volles Gehalt von 20000 Ducaten fortbeziehen, und der Graf Monterey
inzwischen das Reich verwalten. Aufgebracht und seiner guten Sache
sicher, machte er sich so eilig auf den Weg, dass man für gut fand,
ihm zwei Couriere nach Valencia und Barcelona entgegenzuschicken,
mit der Weisung, sich vorläufig in zwölf Meilen Umkreis von der
Hauptstadt fernzuhalten. So wohnt er jetzt in Guadalajara. Die Ver-
wandten hoffen seine Wiedereinsetzung, für die auch der Kaiser und der
König von Ungarn ihren Einfluss verwandt haben sollen. In der That
schrieb er Ende September hierher von Madrid, wohin er gerufen worden
war und im Kloster S. Felipe incognito wohnte. Er hatte eine zweistündige
Audienz bei dem Conde Duque gehabt; und erwartete nach einiger Zeit
zum Handkuss befohlen zu werden und dann nach Neapel zurückzu-
kehren. Aber die Don Gaspar kennen, zweifeln sehr daran. Denn die
Anklage Albas dürfte wol von dem Minister nur als Vorwand in Scene
gesetzt worden sein, der seinem Schwager, dem Grafen Monterey längst
das Vicekönigthum versprochen haben soll. Don Emanuel ist am 14. Mai
am Posilipp gelandet und wird sobald nicht fortgehn.

Tr. Dann können wir wol hoffen, dass der Herzog für immer zu
uns zurückkehren wird, denn


Nápoles, tan excelente,
por Sevilla solamente
se puede, amigo, dejar
.

[Tirso de Molina, el burlador de Sevilla II.]

F. Doch die schon sinkende Sonne des Wintertags erinnert uns,
die noch übrigen hellen Stunden zur Besichtigung der Zimmer mit Ge-
mälden zu verwenden. — — Hier befinden wir uns in dem Cabinet
(camarin), wo unser Herzog gern verweilte; die Deckengemälde, die,
wie ich sehe, schon aller Blicke auf sich gezogen haben, sind Ovids

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[90/0110] Anhang. Tr. Ich bin gespannt darauf, was der Herzog aus Neapel mit- bringen wird. Er wird gewiss nicht mit leeren Händen zurück kommen. F. Als er am 26. Juli 1629 dort einzog, wurde er als der Frie- densengel des Reichs begrüsst, und als er abreiste, begleiteten ihn die Segnungen des Volks . . . . Er ist schon seit dem Sommer in Spanien. E. Ist er denn so bald abberufen worden? F. Nicht förmlich abberufen. Ueber der Sache schwebt noch ein Geheimniss. Als die Königin von Ungarn im vorigen Jahre in Neapel erschien, kam es zwischen unserm Vicekönig und dem Mayordomo mayor Ihrer Majestät, seinem Vorgänger, zu Meinungsverschiedenheiten. Der Herzog von Alba verklagte ihn in der Folge in Madrid. Er ward auf- gefordert, sich persönlich zu rechtfertigen; sollte inzwischen aber sein volles Gehalt von 20000 Ducaten fortbeziehen, und der Graf Monterey inzwischen das Reich verwalten. Aufgebracht und seiner guten Sache sicher, machte er sich so eilig auf den Weg, dass man für gut fand, ihm zwei Couriere nach Valencia und Barcelona entgegenzuschicken, mit der Weisung, sich vorläufig in zwölf Meilen Umkreis von der Hauptstadt fernzuhalten. So wohnt er jetzt in Guadalajara. Die Ver- wandten hoffen seine Wiedereinsetzung, für die auch der Kaiser und der König von Ungarn ihren Einfluss verwandt haben sollen. In der That schrieb er Ende September hierher von Madrid, wohin er gerufen worden war und im Kloster S. Felipe incognito wohnte. Er hatte eine zweistündige Audienz bei dem Conde Duque gehabt; und erwartete nach einiger Zeit zum Handkuss befohlen zu werden und dann nach Neapel zurückzu- kehren. Aber die Don Gaspar kennen, zweifeln sehr daran. Denn die Anklage Albas dürfte wol von dem Minister nur als Vorwand in Scene gesetzt worden sein, der seinem Schwager, dem Grafen Monterey längst das Vicekönigthum versprochen haben soll. Don Emanuel ist am 14. Mai am Posilipp gelandet und wird sobald nicht fortgehn. Tr. Dann können wir wol hoffen, dass der Herzog für immer zu uns zurückkehren wird, denn Nápoles, tan excelente, por Sevilla solamente se puede, amigo, dejar. [Tirso de Molina, el burlador de Sevilla II.] F. Doch die schon sinkende Sonne des Wintertags erinnert uns, die noch übrigen hellen Stunden zur Besichtigung der Zimmer mit Ge- mälden zu verwenden. — — Hier befinden wir uns in dem Cabinet (camarin), wo unser Herzog gern verweilte; die Deckengemälde, die, wie ich sehe, schon aller Blicke auf sich gezogen haben, sind Ovids

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Zitationshilfe: Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez01_1888/110>, abgerufen am 25.11.2024.