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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

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der Gebirge auf dem Erdcörper.
Feuer, wie oben gezeiget worden ist, nicht an Nah-
rung und Luft; mit der Zeit mußte dieses Feuer Hoh-
lungen in dem Jnnern des Erdcörpers veruhrsachen,
und sich durch gewaltsame Durchbrüche Gemeinschaft
mit der obern Luft zu verschaffen suchen. Diese ge-
waltsamen Versuche zu Durchbrüchen erhoben also die
oberste Rinde des Erdcörpers an vielen Orthen über
seine Oberfläche heraus, die schon vorher durch die
Wasser zu Steinen und Felsen umgeformet war. Auf
diese Art entstanden demnach die hohen Felsengebirge
auf dem Erdboden; ob ich gleich gar nicht läugnen
will, daß die nachfolgenden Ueberschwemmungen die
Mittel- und Vorgebirge an vielen dieser aus der Erde
herausgetriebenen Felsen haben veruhrsachen können.
Jnsonderheit kann man das Daseyn einer großen
Menge gleichsam abgeschnittener, und wie Mauern
dastehender Felsen keiner andern Uhrsache, als dem
unterirrdischen Feuer beymessen. Es würde in der
Güte und Weisheit Gottes gar kein zureichender
Grund vorhanden seyn, warum er dieses unnütze
Spielwerk von einer Menge bey einander gehäuften
Felsenmauern in der Schöpfung hätte hervorbringen
sollen.

Jndessen kann man nur in denen Mittel- und Vor-
gebirgen dasjenige als Wirkungen der Ueberschwem-
mungen ansehen, was verschiedene Erdlagen und
Schichten von Steinarten ausmacht, die sonst eigent-
lich zu der Natur der Flötzgebirge gehören. So bald
man in diesen Mittel- und Vorgebirgen auf ein festes
einförmiges, und durch verschiedene Schichten von
Steinarten nicht unterbrochenes Gestein kommt, wie

sich
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der Gebirge auf dem Erdcoͤrper.
Feuer, wie oben gezeiget worden iſt, nicht an Nah-
rung und Luft; mit der Zeit mußte dieſes Feuer Hoh-
lungen in dem Jnnern des Erdcoͤrpers veruhrſachen,
und ſich durch gewaltſame Durchbruͤche Gemeinſchaft
mit der obern Luft zu verſchaffen ſuchen. Dieſe ge-
waltſamen Verſuche zu Durchbruͤchen erhoben alſo die
oberſte Rinde des Erdcoͤrpers an vielen Orthen uͤber
ſeine Oberflaͤche heraus, die ſchon vorher durch die
Waſſer zu Steinen und Felſen umgeformet war. Auf
dieſe Art entſtanden demnach die hohen Felſengebirge
auf dem Erdboden; ob ich gleich gar nicht laͤugnen
will, daß die nachfolgenden Ueberſchwemmungen die
Mittel- und Vorgebirge an vielen dieſer aus der Erde
herausgetriebenen Felſen haben veruhrſachen koͤnnen.
Jnſonderheit kann man das Daſeyn einer großen
Menge gleichſam abgeſchnittener, und wie Mauern
daſtehender Felſen keiner andern Uhrſache, als dem
unterirrdiſchen Feuer beymeſſen. Es wuͤrde in der
Guͤte und Weisheit Gottes gar kein zureichender
Grund vorhanden ſeyn, warum er dieſes unnuͤtze
Spielwerk von einer Menge bey einander gehaͤuften
Felſenmauern in der Schoͤpfung haͤtte hervorbringen
ſollen.

Jndeſſen kann man nur in denen Mittel- und Vor-
gebirgen dasjenige als Wirkungen der Ueberſchwem-
mungen anſehen, was verſchiedene Erdlagen und
Schichten von Steinarten ausmacht, die ſonſt eigent-
lich zu der Natur der Floͤtzgebirge gehoͤren. So bald
man in dieſen Mittel- und Vorgebirgen auf ein feſtes
einfoͤrmiges, und durch verſchiedene Schichten von
Steinarten nicht unterbrochenes Geſtein kommt, wie

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[65/0093] der Gebirge auf dem Erdcoͤrper. Feuer, wie oben gezeiget worden iſt, nicht an Nah- rung und Luft; mit der Zeit mußte dieſes Feuer Hoh- lungen in dem Jnnern des Erdcoͤrpers veruhrſachen, und ſich durch gewaltſame Durchbruͤche Gemeinſchaft mit der obern Luft zu verſchaffen ſuchen. Dieſe ge- waltſamen Verſuche zu Durchbruͤchen erhoben alſo die oberſte Rinde des Erdcoͤrpers an vielen Orthen uͤber ſeine Oberflaͤche heraus, die ſchon vorher durch die Waſſer zu Steinen und Felſen umgeformet war. Auf dieſe Art entſtanden demnach die hohen Felſengebirge auf dem Erdboden; ob ich gleich gar nicht laͤugnen will, daß die nachfolgenden Ueberſchwemmungen die Mittel- und Vorgebirge an vielen dieſer aus der Erde herausgetriebenen Felſen haben veruhrſachen koͤnnen. Jnſonderheit kann man das Daſeyn einer großen Menge gleichſam abgeſchnittener, und wie Mauern daſtehender Felſen keiner andern Uhrſache, als dem unterirrdiſchen Feuer beymeſſen. Es wuͤrde in der Guͤte und Weisheit Gottes gar kein zureichender Grund vorhanden ſeyn, warum er dieſes unnuͤtze Spielwerk von einer Menge bey einander gehaͤuften Felſenmauern in der Schoͤpfung haͤtte hervorbringen ſollen. Jndeſſen kann man nur in denen Mittel- und Vor- gebirgen dasjenige als Wirkungen der Ueberſchwem- mungen anſehen, was verſchiedene Erdlagen und Schichten von Steinarten ausmacht, die ſonſt eigent- lich zu der Natur der Floͤtzgebirge gehoͤren. So bald man in dieſen Mittel- und Vorgebirgen auf ein feſtes einfoͤrmiges, und durch verſchiedene Schichten von Steinarten nicht unterbrochenes Geſtein kommt, wie ſich E

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Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/93>, abgerufen am 07.05.2024.