Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

Einleitung.
bey seiner Entstehung oder Schöpfung richten. Nach-
dem in seinem zweyten oder dritten Umlauf um die Sonne
dasjenige Stück von demselben losgebrochen war, was
itzo unsern Mond ausmachet; so fieng derselbe an, sich
als eine ziemlich runde, an den Polen etwas einge-
druckte Kugel zu bilden. Hierzu war weiter nichts
nöthig, als seine tägliche Bewegung um seine Axe.
Unser Erdcörper bestand damahls noch nicht aus einer
sehr festen Materie; denn die Steinwerdung ist erst
eine Wirkung viel späterer Zeiten. Er bestand da-
mahls aus weiter nichts als weicher Erde und Wasser,
benebst einem viel geringerem Antheil von öhlichten
und mercurialischen Wesen, denn das meiste von de-
nen letztern war in dem Sonnenklumpen zurückge-
blieben.

Es ist aber bekannt, daß ein Stück Thon oder
Leimen, der noch nicht ganz verhärtet ist, sich durch
eine schnelle Bewegung um seine Axe von selbst zu ei-
ner Kugel, wiewohl vielleicht mit einigen kleinen Un-
ebenen bildet, die an den Polen etwas platt einge-
drücket ist.

So wie sich unsere Erdkugel formiret, so breitete
sich auch das Wasser fast allenthalben auf dem Erdbo-
den aus, so, daß nichts als einige Unebenen oder
Ungleichheiten seiner Oberfläche, die wahrscheinlich
kaum den siebenten oder achten Theil ihres Umfan-
ges ausmachten, aus dem Wasser hervorragten. Das
Wasser, als eine ungleich leichtere Materie als die Er-

de,

Einleitung.
bey ſeiner Entſtehung oder Schoͤpfung richten. Nach-
dem in ſeinem zweyten oder dritten Umlauf um die Sonne
dasjenige Stuͤck von demſelben losgebrochen war, was
itzo unſern Mond ausmachet; ſo fieng derſelbe an, ſich
als eine ziemlich runde, an den Polen etwas einge-
druckte Kugel zu bilden. Hierzu war weiter nichts
noͤthig, als ſeine taͤgliche Bewegung um ſeine Axe.
Unſer Erdcoͤrper beſtand damahls noch nicht aus einer
ſehr feſten Materie; denn die Steinwerdung iſt erſt
eine Wirkung viel ſpaͤterer Zeiten. Er beſtand da-
mahls aus weiter nichts als weicher Erde und Waſſer,
benebſt einem viel geringerem Antheil von oͤhlichten
und mercurialiſchen Weſen, denn das meiſte von de-
nen letztern war in dem Sonnenklumpen zuruͤckge-
blieben.

Es iſt aber bekannt, daß ein Stuͤck Thon oder
Leimen, der noch nicht ganz verhaͤrtet iſt, ſich durch
eine ſchnelle Bewegung um ſeine Axe von ſelbſt zu ei-
ner Kugel, wiewohl vielleicht mit einigen kleinen Un-
ebenen bildet, die an den Polen etwas platt einge-
druͤcket iſt.

So wie ſich unſere Erdkugel formiret, ſo breitete
ſich auch das Waſſer faſt allenthalben auf dem Erdbo-
den aus, ſo, daß nichts als einige Unebenen oder
Ungleichheiten ſeiner Oberflaͤche, die wahrſcheinlich
kaum den ſiebenten oder achten Theil ihres Umfan-
ges ausmachten, aus dem Waſſer hervorragten. Das
Waſſer, als eine ungleich leichtere Materie als die Er-

de,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0062" n="34"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Einleitung.</hi></fw><lb/>
bey &#x017F;einer Ent&#x017F;tehung oder Scho&#x0364;pfung richten. Nach-<lb/>
dem in &#x017F;einem zweyten oder dritten Umlauf um die Sonne<lb/>
dasjenige Stu&#x0364;ck von dem&#x017F;elben losgebrochen war, was<lb/>
itzo un&#x017F;ern Mond ausmachet; &#x017F;o fieng der&#x017F;elbe an, &#x017F;ich<lb/>
als eine ziemlich runde, an den Polen etwas einge-<lb/>
druckte Kugel zu bilden. Hierzu war weiter nichts<lb/>
no&#x0364;thig, als &#x017F;eine ta&#x0364;gliche Bewegung um &#x017F;eine Axe.<lb/>
Un&#x017F;er Erdco&#x0364;rper be&#x017F;tand damahls noch nicht aus einer<lb/>
&#x017F;ehr fe&#x017F;ten Materie; denn die Steinwerdung i&#x017F;t er&#x017F;t<lb/>
eine Wirkung viel &#x017F;pa&#x0364;terer Zeiten. Er be&#x017F;tand da-<lb/>
mahls aus weiter nichts als weicher Erde und Wa&#x017F;&#x017F;er,<lb/>
beneb&#x017F;t einem viel geringerem Antheil von o&#x0364;hlichten<lb/>
und mercuriali&#x017F;chen We&#x017F;en, denn das mei&#x017F;te von de-<lb/>
nen letztern war in dem Sonnenklumpen zuru&#x0364;ckge-<lb/>
blieben.</p><lb/>
          <p>Es i&#x017F;t aber bekannt, daß ein Stu&#x0364;ck Thon oder<lb/>
Leimen, der noch nicht ganz verha&#x0364;rtet i&#x017F;t, &#x017F;ich durch<lb/>
eine &#x017F;chnelle Bewegung um &#x017F;eine Axe von &#x017F;elb&#x017F;t zu ei-<lb/>
ner Kugel, wiewohl vielleicht mit einigen kleinen Un-<lb/>
ebenen bildet, die an den Polen etwas platt einge-<lb/>
dru&#x0364;cket i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>So wie &#x017F;ich un&#x017F;ere Erdkugel formiret, &#x017F;o breitete<lb/>
&#x017F;ich auch das Wa&#x017F;&#x017F;er fa&#x017F;t allenthalben auf dem Erdbo-<lb/>
den aus, &#x017F;o, daß nichts als einige Unebenen oder<lb/>
Ungleichheiten &#x017F;einer Oberfla&#x0364;che, die wahr&#x017F;cheinlich<lb/>
kaum den &#x017F;iebenten oder achten Theil ihres Umfan-<lb/>
ges ausmachten, aus dem Wa&#x017F;&#x017F;er hervorragten. Das<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er, als eine ungleich leichtere Materie als die Er-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">de,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[34/0062] Einleitung. bey ſeiner Entſtehung oder Schoͤpfung richten. Nach- dem in ſeinem zweyten oder dritten Umlauf um die Sonne dasjenige Stuͤck von demſelben losgebrochen war, was itzo unſern Mond ausmachet; ſo fieng derſelbe an, ſich als eine ziemlich runde, an den Polen etwas einge- druckte Kugel zu bilden. Hierzu war weiter nichts noͤthig, als ſeine taͤgliche Bewegung um ſeine Axe. Unſer Erdcoͤrper beſtand damahls noch nicht aus einer ſehr feſten Materie; denn die Steinwerdung iſt erſt eine Wirkung viel ſpaͤterer Zeiten. Er beſtand da- mahls aus weiter nichts als weicher Erde und Waſſer, benebſt einem viel geringerem Antheil von oͤhlichten und mercurialiſchen Weſen, denn das meiſte von de- nen letztern war in dem Sonnenklumpen zuruͤckge- blieben. Es iſt aber bekannt, daß ein Stuͤck Thon oder Leimen, der noch nicht ganz verhaͤrtet iſt, ſich durch eine ſchnelle Bewegung um ſeine Axe von ſelbſt zu ei- ner Kugel, wiewohl vielleicht mit einigen kleinen Un- ebenen bildet, die an den Polen etwas platt einge- druͤcket iſt. So wie ſich unſere Erdkugel formiret, ſo breitete ſich auch das Waſſer faſt allenthalben auf dem Erdbo- den aus, ſo, daß nichts als einige Unebenen oder Ungleichheiten ſeiner Oberflaͤche, die wahrſcheinlich kaum den ſiebenten oder achten Theil ihres Umfan- ges ausmachten, aus dem Waſſer hervorragten. Das Waſſer, als eine ungleich leichtere Materie als die Er- de,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/62
Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/62>, abgerufen am 21.11.2024.