Jch habe oben aus Gründen der Vernunft gezei- get, daß die Welt, wenn man solches von dem gan- zen Weltgebäude überhaupt verstehet, ewig dauren werde, oder daß man dem Weltgebäude eine Ewig- keit a posteriori beylegen müsse. Auch dieses wird von der Offenbahrung auf das allerdeutlichste und voll- kommenste bestätiget. Man lese den 104 Psalm v. 5. desgleichen den Prediger Salom. im 1 Cap. v. 4; und man wird daselbst mit den allerdeutlichsten Worten aus- gedruckt finden, daß Himmel und Erde ewiglich blei- ben werden. Diese Worte sind so deutlich und nach- drücklich, daß man denenselben, ohne sie offenbar zu verdrehen, keinen andern Sinn und Bedeutung geben kann. Da nun in der Bibel nicht allein die Schöpfung selbst beschrieben ist, sondern auch so deutlich und wie- derholt gemeldet wird, daß die Welt einen Anfang ge- habt habe; so liegt es klar vor Augen, daß die Bibel dem Weltgebäude gleichfalls eine Ewigkeit a poste- riori beylege; das ist, sie behauptet, sie habe zwar ei- nen Anfang gehabt, sie werde aber in der Folge in alle Ewigkeiten dauren; und eben dieses ist es, was die ge- sunde Vernunft aus denen allervollkommensten Eigen- schaften Gottes von der Dauer der Welt erkennet. Ein allmächtiger und allerweisester Werkmeister konnte kei- ne Welt erschaffen, die in der Folge so viel Fehler und Mängel an sich wahrnehmen ließe, daß sie den Werkmeister zu dem Entschluß der Zerstöhrung und Wiedervernichtung hätten bewegen können. Jn ei- ner Welt, die das Werk eines allerweisesten Schö- pfers war, konnte auch nicht so viel moralisches Böse
statt
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der Welt nach der Offenbahrung.
Jch habe oben aus Gruͤnden der Vernunft gezei- get, daß die Welt, wenn man ſolches von dem gan- zen Weltgebaͤude uͤberhaupt verſtehet, ewig dauren werde, oder daß man dem Weltgebaͤude eine Ewig- keit a poſteriori beylegen muͤſſe. Auch dieſes wird von der Offenbahrung auf das allerdeutlichſte und voll- kommenſte beſtaͤtiget. Man leſe den 104 Pſalm v. 5. desgleichen den Prediger Salom. im 1 Cap. v. 4; und man wird daſelbſt mit den allerdeutlichſten Worten aus- gedruckt finden, daß Himmel und Erde ewiglich blei- ben werden. Dieſe Worte ſind ſo deutlich und nach- druͤcklich, daß man denenſelben, ohne ſie offenbar zu verdrehen, keinen andern Sinn und Bedeutung geben kann. Da nun in der Bibel nicht allein die Schoͤpfung ſelbſt beſchrieben iſt, ſondern auch ſo deutlich und wie- derholt gemeldet wird, daß die Welt einen Anfang ge- habt habe; ſo liegt es klar vor Augen, daß die Bibel dem Weltgebaͤude gleichfalls eine Ewigkeit a poſte- riori beylege; das iſt, ſie behauptet, ſie habe zwar ei- nen Anfang gehabt, ſie werde aber in der Folge in alle Ewigkeiten dauren; und eben dieſes iſt es, was die ge- ſunde Vernunft aus denen allervollkommenſten Eigen- ſchaften Gottes von der Dauer der Welt erkennet. Ein allmaͤchtiger und allerweiſeſter Werkmeiſter konnte kei- ne Welt erſchaffen, die in der Folge ſo viel Fehler und Maͤngel an ſich wahrnehmen ließe, daß ſie den Werkmeiſter zu dem Entſchluß der Zerſtoͤhrung und Wiedervernichtung haͤtten bewegen koͤnnen. Jn ei- ner Welt, die das Werk eines allerweiſeſten Schoͤ- pfers war, konnte auch nicht ſo viel moraliſches Boͤſe
ſtatt
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der Welt nach der Offenbahrung.
Jch habe oben aus Gruͤnden der Vernunft gezei-
get, daß die Welt, wenn man ſolches von dem gan-
zen Weltgebaͤude uͤberhaupt verſtehet, ewig dauren
werde, oder daß man dem Weltgebaͤude eine Ewig-
keit a poſteriori beylegen muͤſſe. Auch dieſes wird
von der Offenbahrung auf das allerdeutlichſte und voll-
kommenſte beſtaͤtiget. Man leſe den 104 Pſalm v. 5.
desgleichen den Prediger Salom. im 1 Cap. v. 4; und
man wird daſelbſt mit den allerdeutlichſten Worten aus-
gedruckt finden, daß Himmel und Erde ewiglich blei-
ben werden. Dieſe Worte ſind ſo deutlich und nach-
druͤcklich, daß man denenſelben, ohne ſie offenbar zu
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kann. Da nun in der Bibel nicht allein die Schoͤpfung
ſelbſt beſchrieben iſt, ſondern auch ſo deutlich und wie-
derholt gemeldet wird, daß die Welt einen Anfang ge-
habt habe; ſo liegt es klar vor Augen, daß die Bibel
dem Weltgebaͤude gleichfalls eine Ewigkeit a poſte-
riori beylege; das iſt, ſie behauptet, ſie habe zwar ei-
nen Anfang gehabt, ſie werde aber in der Folge in alle
Ewigkeiten dauren; und eben dieſes iſt es, was die ge-
ſunde Vernunft aus denen allervollkommenſten Eigen-
ſchaften Gottes von der Dauer der Welt erkennet. Ein
allmaͤchtiger und allerweiſeſter Werkmeiſter konnte kei-
ne Welt erſchaffen, die in der Folge ſo viel Fehler
und Maͤngel an ſich wahrnehmen ließe, daß ſie den
Werkmeiſter zu dem Entſchluß der Zerſtoͤhrung und
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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/413>, abgerufen am 21.11.2024.
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