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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

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XI. Abschn. III. Hauptst. Vom Untergange
wieder in die Sonne stürzen, und daselbst umgefor-
met werden könnten, war denen damahligen Zeiten
gänzlich verborgen. Wir wollen doch einige dieser
Stellen der Bibel näher betrachten.

Die erste Stelle, welche so eigentlich, so deut-
lich und so nachdrücklich eine Vorstellung von dem jüng-
sten Tage ertheilet, und zwar, daß der Untergang der
Welt bloß in einer Verwandlung oder Umformung be-
stehen werde, befindet sich im 102 Psalm v. 26. und 27.
Es heißet daselbst folgendergestalt: "Du hast vorhin
&q;die Erde gegründet, und die Himmel sind deiner
&q;Hände Werk. Sie werden vergehen, aber du blei-
&q;best; sie werden alle veralten wie ein Gewand, sie
&q;werden verwandelt wie ein Kleid, wenn du sie ver-
&q;wandeln wirst."

Der Begriff von einer Veraltung des Himmels
und der Erde ist hier insonderheit wohl zu bemerken.
Es wird hierdurch sehr deutlich vorausgesetzet, daß die
Umformung der Himmelscörper erst nach einem uner-
meßlichen Zeitlaufe geschehen werde, und daß die Pla-
neten durch die Länge der Zeit oder durch das Alter zu
ihren Endzwecken nicht mehr geschickt genug seyn werden,
ihre Endzwecke zu erfüllen. Zugleich wird dadurch zu ver-
stehen gegeben, daß die Veraltung nur nach und nach
durch eine Art von Abnutzung ihrer Kräfte und Trieb-
federn vor sich gehen werde. Denn alles dieses wird
durch das Gleichniß von Veraltung eines Gewandes
sehr wohl ausgedrücket. Die Verwandlung oder Um-
formung der Himmelscörper wird durch eben dieses fort-

gesetzte

XI. Abſchn. III. Hauptſt. Vom Untergange
wieder in die Sonne ſtuͤrzen, und daſelbſt umgefor-
met werden koͤnnten, war denen damahligen Zeiten
gaͤnzlich verborgen. Wir wollen doch einige dieſer
Stellen der Bibel naͤher betrachten.

Die erſte Stelle, welche ſo eigentlich, ſo deut-
lich und ſo nachdruͤcklich eine Vorſtellung von dem juͤng-
ſten Tage ertheilet, und zwar, daß der Untergang der
Welt bloß in einer Verwandlung oder Umformung be-
ſtehen werde, befindet ſich im 102 Pſalm v. 26. und 27.
Es heißet daſelbſt folgendergeſtalt: „Du haſt vorhin
&q;die Erde gegruͤndet, und die Himmel ſind deiner
&q;Haͤnde Werk. Sie werden vergehen, aber du blei-
&q;beſt; ſie werden alle veralten wie ein Gewand, ſie
&q;werden verwandelt wie ein Kleid, wenn du ſie ver-
&q;wandeln wirſt.‟

Der Begriff von einer Veraltung des Himmels
und der Erde iſt hier inſonderheit wohl zu bemerken.
Es wird hierdurch ſehr deutlich vorausgeſetzet, daß die
Umformung der Himmelscoͤrper erſt nach einem uner-
meßlichen Zeitlaufe geſchehen werde, und daß die Pla-
neten durch die Laͤnge der Zeit oder durch das Alter zu
ihren Endzwecken nicht mehr geſchickt genug ſeyn werden,
ihre Endzwecke zu erfuͤllen. Zugleich wird dadurch zu ver-
ſtehen gegeben, daß die Veraltung nur nach und nach
durch eine Art von Abnutzung ihrer Kraͤfte und Trieb-
federn vor ſich gehen werde. Denn alles dieſes wird
durch das Gleichniß von Veraltung eines Gewandes
ſehr wohl ausgedruͤcket. Die Verwandlung oder Um-
formung der Himmelscoͤrper wird durch eben dieſes fort-

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[380/0408] XI. Abſchn. III. Hauptſt. Vom Untergange wieder in die Sonne ſtuͤrzen, und daſelbſt umgefor- met werden koͤnnten, war denen damahligen Zeiten gaͤnzlich verborgen. Wir wollen doch einige dieſer Stellen der Bibel naͤher betrachten. Die erſte Stelle, welche ſo eigentlich, ſo deut- lich und ſo nachdruͤcklich eine Vorſtellung von dem juͤng- ſten Tage ertheilet, und zwar, daß der Untergang der Welt bloß in einer Verwandlung oder Umformung be- ſtehen werde, befindet ſich im 102 Pſalm v. 26. und 27. Es heißet daſelbſt folgendergeſtalt: „Du haſt vorhin &q;die Erde gegruͤndet, und die Himmel ſind deiner &q;Haͤnde Werk. Sie werden vergehen, aber du blei- &q;beſt; ſie werden alle veralten wie ein Gewand, ſie &q;werden verwandelt wie ein Kleid, wenn du ſie ver- &q;wandeln wirſt.‟ Der Begriff von einer Veraltung des Himmels und der Erde iſt hier inſonderheit wohl zu bemerken. Es wird hierdurch ſehr deutlich vorausgeſetzet, daß die Umformung der Himmelscoͤrper erſt nach einem uner- meßlichen Zeitlaufe geſchehen werde, und daß die Pla- neten durch die Laͤnge der Zeit oder durch das Alter zu ihren Endzwecken nicht mehr geſchickt genug ſeyn werden, ihre Endzwecke zu erfuͤllen. Zugleich wird dadurch zu ver- ſtehen gegeben, daß die Veraltung nur nach und nach durch eine Art von Abnutzung ihrer Kraͤfte und Trieb- federn vor ſich gehen werde. Denn alles dieſes wird durch das Gleichniß von Veraltung eines Gewandes ſehr wohl ausgedruͤcket. Die Verwandlung oder Um- formung der Himmelscoͤrper wird durch eben dieſes fort- geſetzte

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Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/408>, abgerufen am 27.04.2024.