wie tausend Erfahrungen noch beständig beweisen. Die Sache wird also nach vielen Millionen Jahren so weit kommen, daß die ganze Masse eines Planeten fast aus nichts als aus Steinen und Sande bestehen wird. Denn der Sand ist nichts anders, als Steine von ei- ner unermeßlichen Feinheit; und seine Erzeugung dauert noch beftändig durch Regen und Feuchtigkeit auch in de- nen fruchtbarsten Erdarten. Wenn aber die Planeten fast aus nichts als aus Steinen und Sande bestehen werden; so können sie zur Bewohnung nicht mehr geschickt seyn.
Dieses ist alsdenn der Zeitpunct, wo es der Weis- heit Gottes gemäß ist, daß sich die Planeten und Co- meten wieder in den Sonnenklumpen stürzen, von wel- chem sie sich losgerissen hatten. Jhre steinigte Masse wird daselbst durch das Feuer zermalmet, und in an- dere Gestalt und Zustand gebracht werden. Vermuth- lich werden alsdenn in diesem zweyten Chaos neue Gäh- rungen und Erzeugungen entstehen, die zwar von denen Geburthen des ersten Chaos unterschieden, aber nichts desto weniger vertrefflich, und in ihren nachfolgenden Wirkungen und Thätigkeiten herrlich seyn werden.
Ohne Zweifel wird das der neue Himmel und die neue Erde seyn, davon die Offenbahrung in verschiede- nen Stellen redet, ohne sich jedoch darüber deutlich her- auszulassen. Dieses war aber auch zu denen Glau- benslehren gar nicht nöthig. Es war genug, wenn die Frommen zu ihrer Ermunterung und Trost einige Nachricht davon hatten. Die Schriftsteller der Offen- bahrung haben hernach vermuthlich aus ihrer menschli- chen Einsicht vielerley Umstände hinzusetzen wollen, die
sich
Y 3
Vom Sonnenſyſtem.
wie tauſend Erfahrungen noch beſtaͤndig beweiſen. Die Sache wird alſo nach vielen Millionen Jahren ſo weit kommen, daß die ganze Maſſe eines Planeten faſt aus nichts als aus Steinen und Sande beſtehen wird. Denn der Sand iſt nichts anders, als Steine von ei- ner unermeßlichen Feinheit; und ſeine Erzeugung dauert noch beftaͤndig durch Regen und Feuchtigkeit auch in de- nen fruchtbarſten Erdarten. Wenn aber die Planeten faſt aus nichts als aus Steinen und Sande beſtehen werden; ſo koͤnnen ſie zur Bewohnung nicht mehr geſchickt ſeyn.
Dieſes iſt alsdenn der Zeitpunct, wo es der Weis- heit Gottes gemaͤß iſt, daß ſich die Planeten und Co- meten wieder in den Sonnenklumpen ſtuͤrzen, von wel- chem ſie ſich losgeriſſen hatten. Jhre ſteinigte Maſſe wird daſelbſt durch das Feuer zermalmet, und in an- dere Geſtalt und Zuſtand gebracht werden. Vermuth- lich werden alsdenn in dieſem zweyten Chaos neue Gaͤh- rungen und Erzeugungen entſtehen, die zwar von denen Geburthen des erſten Chaos unterſchieden, aber nichts deſto weniger vertrefflich, und in ihren nachfolgenden Wirkungen und Thaͤtigkeiten herrlich ſeyn werden.
Ohne Zweifel wird das der neue Himmel und die neue Erde ſeyn, davon die Offenbahrung in verſchiede- nen Stellen redet, ohne ſich jedoch daruͤber deutlich her- auszulaſſen. Dieſes war aber auch zu denen Glau- benslehren gar nicht noͤthig. Es war genug, wenn die Frommen zu ihrer Ermunterung und Troſt einige Nachricht davon hatten. Die Schriftſteller der Offen- bahrung haben hernach vermuthlich aus ihrer menſchli- chen Einſicht vielerley Umſtaͤnde hinzuſetzen wollen, die
ſich
Y 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0369"n="341"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Vom Sonnenſyſtem.</hi></fw><lb/>
wie tauſend Erfahrungen noch beſtaͤndig beweiſen. Die<lb/>
Sache wird alſo nach vielen Millionen Jahren ſo weit<lb/>
kommen, daß die ganze Maſſe eines Planeten faſt aus<lb/>
nichts als aus Steinen und Sande beſtehen wird.<lb/>
Denn der Sand iſt nichts anders, als Steine von ei-<lb/>
ner unermeßlichen Feinheit; und ſeine Erzeugung dauert<lb/>
noch beftaͤndig durch Regen und Feuchtigkeit auch in de-<lb/>
nen fruchtbarſten Erdarten. Wenn aber die Planeten faſt<lb/>
aus nichts als aus Steinen und Sande beſtehen werden; ſo<lb/>
koͤnnen ſie zur Bewohnung nicht mehr geſchickt ſeyn.</p><lb/><p>Dieſes iſt alsdenn der Zeitpunct, wo es der Weis-<lb/>
heit Gottes gemaͤß iſt, daß ſich die Planeten und Co-<lb/>
meten wieder in den Sonnenklumpen ſtuͤrzen, von wel-<lb/>
chem ſie ſich losgeriſſen hatten. Jhre ſteinigte Maſſe<lb/>
wird daſelbſt durch das Feuer zermalmet, und in an-<lb/>
dere Geſtalt und Zuſtand gebracht werden. Vermuth-<lb/>
lich werden alsdenn in dieſem zweyten Chaos neue Gaͤh-<lb/>
rungen und Erzeugungen entſtehen, die zwar von denen<lb/>
Geburthen des erſten Chaos unterſchieden, aber nichts<lb/>
deſto weniger vertrefflich, und in ihren nachfolgenden<lb/>
Wirkungen und Thaͤtigkeiten herrlich ſeyn werden.</p><lb/><p>Ohne Zweifel wird das der neue Himmel und die<lb/>
neue Erde ſeyn, davon die Offenbahrung in verſchiede-<lb/>
nen Stellen redet, ohne ſich jedoch daruͤber deutlich her-<lb/>
auszulaſſen. Dieſes war aber auch zu denen Glau-<lb/>
benslehren gar nicht noͤthig. Es war genug, wenn<lb/>
die Frommen zu ihrer Ermunterung und Troſt einige<lb/>
Nachricht davon hatten. Die Schriftſteller der Offen-<lb/>
bahrung haben hernach vermuthlich aus ihrer menſchli-<lb/>
chen Einſicht vielerley Umſtaͤnde hinzuſetzen wollen, die<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Y 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">ſich</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[341/0369]
Vom Sonnenſyſtem.
wie tauſend Erfahrungen noch beſtaͤndig beweiſen. Die
Sache wird alſo nach vielen Millionen Jahren ſo weit
kommen, daß die ganze Maſſe eines Planeten faſt aus
nichts als aus Steinen und Sande beſtehen wird.
Denn der Sand iſt nichts anders, als Steine von ei-
ner unermeßlichen Feinheit; und ſeine Erzeugung dauert
noch beftaͤndig durch Regen und Feuchtigkeit auch in de-
nen fruchtbarſten Erdarten. Wenn aber die Planeten faſt
aus nichts als aus Steinen und Sande beſtehen werden; ſo
koͤnnen ſie zur Bewohnung nicht mehr geſchickt ſeyn.
Dieſes iſt alsdenn der Zeitpunct, wo es der Weis-
heit Gottes gemaͤß iſt, daß ſich die Planeten und Co-
meten wieder in den Sonnenklumpen ſtuͤrzen, von wel-
chem ſie ſich losgeriſſen hatten. Jhre ſteinigte Maſſe
wird daſelbſt durch das Feuer zermalmet, und in an-
dere Geſtalt und Zuſtand gebracht werden. Vermuth-
lich werden alsdenn in dieſem zweyten Chaos neue Gaͤh-
rungen und Erzeugungen entſtehen, die zwar von denen
Geburthen des erſten Chaos unterſchieden, aber nichts
deſto weniger vertrefflich, und in ihren nachfolgenden
Wirkungen und Thaͤtigkeiten herrlich ſeyn werden.
Ohne Zweifel wird das der neue Himmel und die
neue Erde ſeyn, davon die Offenbahrung in verſchiede-
nen Stellen redet, ohne ſich jedoch daruͤber deutlich her-
auszulaſſen. Dieſes war aber auch zu denen Glau-
benslehren gar nicht noͤthig. Es war genug, wenn
die Frommen zu ihrer Ermunterung und Troſt einige
Nachricht davon hatten. Die Schriftſteller der Offen-
bahrung haben hernach vermuthlich aus ihrer menſchli-
chen Einſicht vielerley Umſtaͤnde hinzuſetzen wollen, die
ſich
Y 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/369>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.