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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

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einiger Einwürfe.

Allein, auch diese ohnmöglichen Voraussetzungen
würden nicht einmahl zureichen. Man findet, daß
unter der Erde Sand, Leimen, Thon, und viele an-
dere Stein- und Erdarten wiederholet, und mehr als
einmahl mit einander abwechseln, dergestalt, daß in
einer Teufe von etwan vierzig bis sechzig Lachtern wohl
achtmahl Schichten von Sand, von allerley Farben,
sechs und mehrere Schichten von Leimen, und drey
bis vier Lagen von Thon, nebst vielen Lagen von aller-
ley Steinarten vorkommen, wie hätte es möglich seyn
können, daß Theile von einerley Erdart nicht zugleich
und auf einmahl niedergefallen wären? Was vor Uhr-
sachen könnten wohl vorhanden seyn, daß der eine
Theil von eben derselben Erdart sich zwanzig bis dreys-
sig Lachtern tiefer, oder eher niedergeschlagen hätte,
als eben die Theile dieser Erdart, die in denen obern
Schichten befindlich sind; und warum hätten so viele
Schichten von einerley Erdart nach abwechselnden vie-
len andern Schichten entstehen können.

Die einzige Uhrsache, wodurch man dieses einiger-
maßen begreiflich machen könnte, wäre die Schwehre,
wenn nämlich die Erdarten sich nach einem genauen Ver-
hältniß der Schwehre niedergeschlagen hätten. Als-
denn könnte zum Exempel ganz unten eine Schicht von
groben Sande liegen; hierauf könnten sich die gröbern
Theilchen von Leimen niedergesetzet haben; und hier-
auf könnten die gröbern Theilchen von Thon oder Let-
ten zu Boden gesunken seyn. Eben diese verschiede-
nen Schichten könnten hierauf in Ansehung der Theil-
chen des Sandes, Leimens und Thons, von einer mitt-
lern Schwehre erfolget seyn, und oben auf könnten die

leichte-
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einiger Einwuͤrfe.

Allein, auch dieſe ohnmoͤglichen Vorausſetzungen
wuͤrden nicht einmahl zureichen. Man findet, daß
unter der Erde Sand, Leimen, Thon, und viele an-
dere Stein- und Erdarten wiederholet, und mehr als
einmahl mit einander abwechſeln, dergeſtalt, daß in
einer Teufe von etwan vierzig bis ſechzig Lachtern wohl
achtmahl Schichten von Sand, von allerley Farben,
ſechs und mehrere Schichten von Leimen, und drey
bis vier Lagen von Thon, nebſt vielen Lagen von aller-
ley Steinarten vorkommen, wie haͤtte es moͤglich ſeyn
koͤnnen, daß Theile von einerley Erdart nicht zugleich
und auf einmahl niedergefallen waͤren? Was vor Uhr-
ſachen koͤnnten wohl vorhanden ſeyn, daß der eine
Theil von eben derſelben Erdart ſich zwanzig bis dreyſ-
ſig Lachtern tiefer, oder eher niedergeſchlagen haͤtte,
als eben die Theile dieſer Erdart, die in denen obern
Schichten befindlich ſind; und warum haͤtten ſo viele
Schichten von einerley Erdart nach abwechſelnden vie-
len andern Schichten entſtehen koͤnnen.

Die einzige Uhrſache, wodurch man dieſes einiger-
maßen begreiflich machen koͤnnte, waͤre die Schwehre,
wenn naͤmlich die Erdarten ſich nach einem genauen Ver-
haͤltniß der Schwehre niedergeſchlagen haͤtten. Als-
denn koͤnnte zum Exempel ganz unten eine Schicht von
groben Sande liegen; hierauf koͤnnten ſich die groͤbern
Theilchen von Leimen niedergeſetzet haben; und hier-
auf koͤnnten die groͤbern Theilchen von Thon oder Let-
ten zu Boden geſunken ſeyn. Eben dieſe verſchiede-
nen Schichten koͤnnten hierauf in Anſehung der Theil-
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[291/0319] einiger Einwuͤrfe. Allein, auch dieſe ohnmoͤglichen Vorausſetzungen wuͤrden nicht einmahl zureichen. Man findet, daß unter der Erde Sand, Leimen, Thon, und viele an- dere Stein- und Erdarten wiederholet, und mehr als einmahl mit einander abwechſeln, dergeſtalt, daß in einer Teufe von etwan vierzig bis ſechzig Lachtern wohl achtmahl Schichten von Sand, von allerley Farben, ſechs und mehrere Schichten von Leimen, und drey bis vier Lagen von Thon, nebſt vielen Lagen von aller- ley Steinarten vorkommen, wie haͤtte es moͤglich ſeyn koͤnnen, daß Theile von einerley Erdart nicht zugleich und auf einmahl niedergefallen waͤren? Was vor Uhr- ſachen koͤnnten wohl vorhanden ſeyn, daß der eine Theil von eben derſelben Erdart ſich zwanzig bis dreyſ- ſig Lachtern tiefer, oder eher niedergeſchlagen haͤtte, als eben die Theile dieſer Erdart, die in denen obern Schichten befindlich ſind; und warum haͤtten ſo viele Schichten von einerley Erdart nach abwechſelnden vie- len andern Schichten entſtehen koͤnnen. Die einzige Uhrſache, wodurch man dieſes einiger- maßen begreiflich machen koͤnnte, waͤre die Schwehre, wenn naͤmlich die Erdarten ſich nach einem genauen Ver- haͤltniß der Schwehre niedergeſchlagen haͤtten. Als- denn koͤnnte zum Exempel ganz unten eine Schicht von groben Sande liegen; hierauf koͤnnten ſich die groͤbern Theilchen von Leimen niedergeſetzet haben; und hier- auf koͤnnten die groͤbern Theilchen von Thon oder Let- ten zu Boden geſunken ſeyn. Eben dieſe verſchiede- nen Schichten koͤnnten hierauf in Anſehung der Theil- chen des Sandes, Leimens und Thons, von einer mitt- lern Schwehre erfolget ſeyn, und oben auf koͤnnten die leichte- T 2

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Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/319>, abgerufen am 24.11.2024.