ihrem Ausgange aus Egypten, bis zu dieser Sündfluth hinauf, würden gewiß einige tausend Jahre mehr ver- flossen seyn.
Wenn es demnach sehr unwahrscheinlich und in ge- wissem Betracht ohnmöglich ist, daß sich die Sünd- fluth allgemein über den ganzen Erdboden hat erstre- cken können; so würde es so gar unnöthig seyn, eigent- lich zu untersuchen, ob von derselben die Spuhren und Kennzeichen herrühren, die wir in dem Erdboden fin- den. Die oben erwähnten abwechselnden Erd- und Steinlagen in der Erde sowohl, als die Versteinerun- gen aus dem Thier- und Pflanzenreiche, finden sich allenthalben auf dem ganzen Erdboden, und man hat noch nie in einem Lande tief in den Erdboden eingegra- ben, daß man nicht dieselben entdecket hätte. Jndes- sen wollen wir auf einen Augenblick zugeben, und an- nehmen, daß die Sündfluth sich auf den ganzen Erd- cörper erstrecket hat; und dennoch wird man daraus nichts weniger folgern und erklähren können, daß mehr- gedachte Erdschichten und Versteinerungen durch die- selbe gewirket worden.
Jch habe schon oben im zweyten Abschnitte gezei- get, daß, wenn auch wirklich die Sündfluth allge- mein gewesen wäre, und ihre Wasser sich funfzehn El- len hoch über die höchsten Berge erstrecket hätten, es dennoch eine unrichtige und ganz unwahrscheinliche Vor- aussetzung seyn würde, daß diese Wasser im Stande gewesen wären, alle Erdarten auf dem Erdcörper bis auf das feste Gestein loszuweichen, aufzurühren, und in sich zu nehmen. Eben ein solcher Erfolg müßte sich
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einiger Einwuͤrfe.
ihrem Ausgange aus Egypten, bis zu dieſer Suͤndfluth hinauf, wuͤrden gewiß einige tauſend Jahre mehr ver- floſſen ſeyn.
Wenn es demnach ſehr unwahrſcheinlich und in ge- wiſſem Betracht ohnmoͤglich iſt, daß ſich die Suͤnd- fluth allgemein uͤber den ganzen Erdboden hat erſtre- cken koͤnnen; ſo wuͤrde es ſo gar unnoͤthig ſeyn, eigent- lich zu unterſuchen, ob von derſelben die Spuhren und Kennzeichen herruͤhren, die wir in dem Erdboden fin- den. Die oben erwaͤhnten abwechſelnden Erd- und Steinlagen in der Erde ſowohl, als die Verſteinerun- gen aus dem Thier- und Pflanzenreiche, finden ſich allenthalben auf dem ganzen Erdboden, und man hat noch nie in einem Lande tief in den Erdboden eingegra- ben, daß man nicht dieſelben entdecket haͤtte. Jndeſ- ſen wollen wir auf einen Augenblick zugeben, und an- nehmen, daß die Suͤndfluth ſich auf den ganzen Erd- coͤrper erſtrecket hat; und dennoch wird man daraus nichts weniger folgern und erklaͤhren koͤnnen, daß mehr- gedachte Erdſchichten und Verſteinerungen durch die- ſelbe gewirket worden.
Jch habe ſchon oben im zweyten Abſchnitte gezei- get, daß, wenn auch wirklich die Suͤndfluth allge- mein geweſen waͤre, und ihre Waſſer ſich funfzehn El- len hoch uͤber die hoͤchſten Berge erſtrecket haͤtten, es dennoch eine unrichtige und ganz unwahrſcheinliche Vor- ausſetzung ſeyn wuͤrde, daß dieſe Waſſer im Stande geweſen waͤren, alle Erdarten auf dem Erdcoͤrper bis auf das feſte Geſtein loszuweichen, aufzuruͤhren, und in ſich zu nehmen. Eben ein ſolcher Erfolg muͤßte ſich
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einiger Einwuͤrfe.
ihrem Ausgange aus Egypten, bis zu dieſer Suͤndfluth
hinauf, wuͤrden gewiß einige tauſend Jahre mehr ver-
floſſen ſeyn.
Wenn es demnach ſehr unwahrſcheinlich und in ge-
wiſſem Betracht ohnmoͤglich iſt, daß ſich die Suͤnd-
fluth allgemein uͤber den ganzen Erdboden hat erſtre-
cken koͤnnen; ſo wuͤrde es ſo gar unnoͤthig ſeyn, eigent-
lich zu unterſuchen, ob von derſelben die Spuhren und
Kennzeichen herruͤhren, die wir in dem Erdboden fin-
den. Die oben erwaͤhnten abwechſelnden Erd- und
Steinlagen in der Erde ſowohl, als die Verſteinerun-
gen aus dem Thier- und Pflanzenreiche, finden ſich
allenthalben auf dem ganzen Erdboden, und man hat
noch nie in einem Lande tief in den Erdboden eingegra-
ben, daß man nicht dieſelben entdecket haͤtte. Jndeſ-
ſen wollen wir auf einen Augenblick zugeben, und an-
nehmen, daß die Suͤndfluth ſich auf den ganzen Erd-
coͤrper erſtrecket hat; und dennoch wird man daraus
nichts weniger folgern und erklaͤhren koͤnnen, daß mehr-
gedachte Erdſchichten und Verſteinerungen durch die-
ſelbe gewirket worden.
Jch habe ſchon oben im zweyten Abſchnitte gezei-
get, daß, wenn auch wirklich die Suͤndfluth allge-
mein geweſen waͤre, und ihre Waſſer ſich funfzehn El-
len hoch uͤber die hoͤchſten Berge erſtrecket haͤtten, es
dennoch eine unrichtige und ganz unwahrſcheinliche Vor-
ausſetzung ſeyn wuͤrde, daß dieſe Waſſer im Stande
geweſen waͤren, alle Erdarten auf dem Erdcoͤrper bis
auf das feſte Geſtein loszuweichen, aufzuruͤhren, und
in ſich zu nehmen. Eben ein ſolcher Erfolg muͤßte ſich
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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/317>, abgerufen am 09.05.2024.
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