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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

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einiger Einwürfe.
nachdem er der Sonne nahe genug gewesen war, um
recht ausgetrocknet und lächzend zu werden, um eines
guten Trunks nöthig zu haben. Er läßt denselben
noch einmahl die Erde berühren, und nimmt aus
unserm Dunstcreise das Wasser wieder zurück, das er
uns vorhero zu unsern tringenden Bedürfnissen gelie-
hen, oder auch allenfalls nur in Verwahrung gege-
ben hatte. Jn der That verdienen dergleichen Erfin-
dungen keine ernstliche Widerlegung, und es ist genug,
wenn man in dem Thone davon redet, wie ich hier ge-
than habe.

Allein, wird man sagen, die Bibel giebt doch
einmahl von dieser Allgemeinheit der Sündfluth, und
daß ihr Wasser funfzehn Ellen hoch über die höchsten
Berge gegangen ist, zuverläßige Nachricht, und sie
versichert ausdrücklich, daß sie über den ganzen Erd-
boden gegangen, und dadurch alles Fleisch vertilget
worden sey. Um hierauf gründlich zu antworten,
müßte man die Grundsprache verstehen. Jch habe
aber mein Hebräisch, davon ich bereits in meinem
neunten Jahre gute Kenntniß hatte, wieder vergessen.
Eben die französischen Schriftsteller aber, deren ich
vorhin gedacht habe, versichern, daß hier im Grund-
texte ein Ausdruck gebrauchet sey, der noch gar öfters
in der Bibel vorkomme, wobey man aber aus der Be-
schaffenheit der Sache klar erkenne, daß dadurch nichts
weniger, als die ganze Welt, oder der ganze Erd-
boden gemeynet sey. Sie zeigen, daß dadurch gar
öfters offenbahr nur diejenigen Länder gemeynet wür-
den, mit welchen die Juden am meisten bekannt wa-
ren, und Umgang und Commercien hatten; nämlich

Arabien,

einiger Einwuͤrfe.
nachdem er der Sonne nahe genug geweſen war, um
recht ausgetrocknet und laͤchzend zu werden, um eines
guten Trunks noͤthig zu haben. Er laͤßt denſelben
noch einmahl die Erde beruͤhren, und nimmt aus
unſerm Dunſtcreiſe das Waſſer wieder zuruͤck, das er
uns vorhero zu unſern tringenden Beduͤrfniſſen gelie-
hen, oder auch allenfalls nur in Verwahrung gege-
ben hatte. Jn der That verdienen dergleichen Erfin-
dungen keine ernſtliche Widerlegung, und es iſt genug,
wenn man in dem Thone davon redet, wie ich hier ge-
than habe.

Allein, wird man ſagen, die Bibel giebt doch
einmahl von dieſer Allgemeinheit der Suͤndfluth, und
daß ihr Waſſer funfzehn Ellen hoch uͤber die hoͤchſten
Berge gegangen iſt, zuverlaͤßige Nachricht, und ſie
verſichert ausdruͤcklich, daß ſie uͤber den ganzen Erd-
boden gegangen, und dadurch alles Fleiſch vertilget
worden ſey. Um hierauf gruͤndlich zu antworten,
muͤßte man die Grundſprache verſtehen. Jch habe
aber mein Hebraͤiſch, davon ich bereits in meinem
neunten Jahre gute Kenntniß hatte, wieder vergeſſen.
Eben die franzoͤſiſchen Schriftſteller aber, deren ich
vorhin gedacht habe, verſichern, daß hier im Grund-
texte ein Ausdruck gebrauchet ſey, der noch gar oͤfters
in der Bibel vorkomme, wobey man aber aus der Be-
ſchaffenheit der Sache klar erkenne, daß dadurch nichts
weniger, als die ganze Welt, oder der ganze Erd-
boden gemeynet ſey. Sie zeigen, daß dadurch gar
oͤfters offenbahr nur diejenigen Laͤnder gemeynet wuͤr-
den, mit welchen die Juden am meiſten bekannt wa-
ren, und Umgang und Commercien hatten; naͤmlich

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[287/0315] einiger Einwuͤrfe. nachdem er der Sonne nahe genug geweſen war, um recht ausgetrocknet und laͤchzend zu werden, um eines guten Trunks noͤthig zu haben. Er laͤßt denſelben noch einmahl die Erde beruͤhren, und nimmt aus unſerm Dunſtcreiſe das Waſſer wieder zuruͤck, das er uns vorhero zu unſern tringenden Beduͤrfniſſen gelie- hen, oder auch allenfalls nur in Verwahrung gege- ben hatte. Jn der That verdienen dergleichen Erfin- dungen keine ernſtliche Widerlegung, und es iſt genug, wenn man in dem Thone davon redet, wie ich hier ge- than habe. Allein, wird man ſagen, die Bibel giebt doch einmahl von dieſer Allgemeinheit der Suͤndfluth, und daß ihr Waſſer funfzehn Ellen hoch uͤber die hoͤchſten Berge gegangen iſt, zuverlaͤßige Nachricht, und ſie verſichert ausdruͤcklich, daß ſie uͤber den ganzen Erd- boden gegangen, und dadurch alles Fleiſch vertilget worden ſey. Um hierauf gruͤndlich zu antworten, muͤßte man die Grundſprache verſtehen. Jch habe aber mein Hebraͤiſch, davon ich bereits in meinem neunten Jahre gute Kenntniß hatte, wieder vergeſſen. Eben die franzoͤſiſchen Schriftſteller aber, deren ich vorhin gedacht habe, verſichern, daß hier im Grund- texte ein Ausdruck gebrauchet ſey, der noch gar oͤfters in der Bibel vorkomme, wobey man aber aus der Be- ſchaffenheit der Sache klar erkenne, daß dadurch nichts weniger, als die ganze Welt, oder der ganze Erd- boden gemeynet ſey. Sie zeigen, daß dadurch gar oͤfters offenbahr nur diejenigen Laͤnder gemeynet wuͤr- den, mit welchen die Juden am meiſten bekannt wa- ren, und Umgang und Commercien hatten; naͤmlich Arabien,

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Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/315>, abgerufen am 30.11.2024.