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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

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IX. Abschn. Widerlegung

Da aber auch in der Bibel von denen Brunnen
der Tiefe geredet wird, welche sich eröffnet haben,
und deren Wasser auf die Oberfläche gestiegen sind;
so haben sie angenommen, daß unser ganzer Erdcörper
nur eine Rinde von einer Meile dicke habe, daß das
ganze übrige Jnnere der Erde hohl und mit Wasser
erfüllet sey, und alles dieses Wasser haben sie auf die
Oberfläche heraufsteigen lassen, und dasselbe nach Qua-
dratfüßen berechnet. Ob nun zwar alle diese Voraus-
setzungen höchst unwahrscheinlich und in verschiedenem
Betracht ohnmöglich sind; indem der Erdcörper in sei-
nem Jnnern gewiß nicht so stark mit Wasser angefül-
let ist, auch man nicht einsehen kann, wo zu einem
vierzigtägigen starken Platzregen alle groben Dünste
herkommen sollten; so haben sie dennoch durch richtige
Berechnung gefunden, daß weder ein vierzigtägiger
Platzregen, noch die ganze innere Höhlung der Erde,
wenn sie auch mit Wasser erfüllet wäre, so viel Was-
ser auf die Oberfläche der Erde hätten verschaffen kön-
nen, daß dasselbe funfzehn Ellen hoch über die höch-
sten Berge gegangen wäre e). Die höchsten Berge

auf
e) Je größer nämlich der Umfang eines Cörpers auf sei-
ner Oberfläche wird, desto mehr Materie wird dazu er-
fodert, um denselben so hoch zu bedecken. Jch will
hiervon ein anderes Beyspiel geben, dadurch es begreif-
lich wird, wie der Raum von der ganzen innern Höh-
lung der Erde mit Wasser angefüllet nicht so viel Was-
ser verschaffen kann, um die Oberfläche der Erde nur
zwey Meilen hoch damit zu bedecken, da doch der ganze
Erddurchmesser wenigstens sechzehnhundert Meilen aus-
macht. Denenjenigen Gelehrten, welche annehmen,
daß die Planeten sich in einem leeren Raume bewegen,
und
IX. Abſchn. Widerlegung

Da aber auch in der Bibel von denen Brunnen
der Tiefe geredet wird, welche ſich eroͤffnet haben,
und deren Waſſer auf die Oberflaͤche geſtiegen ſind;
ſo haben ſie angenommen, daß unſer ganzer Erdcoͤrper
nur eine Rinde von einer Meile dicke habe, daß das
ganze uͤbrige Jnnere der Erde hohl und mit Waſſer
erfuͤllet ſey, und alles dieſes Waſſer haben ſie auf die
Oberflaͤche heraufſteigen laſſen, und daſſelbe nach Qua-
dratfuͤßen berechnet. Ob nun zwar alle dieſe Voraus-
ſetzungen hoͤchſt unwahrſcheinlich und in verſchiedenem
Betracht ohnmoͤglich ſind; indem der Erdcoͤrper in ſei-
nem Jnnern gewiß nicht ſo ſtark mit Waſſer angefuͤl-
let iſt, auch man nicht einſehen kann, wo zu einem
vierzigtaͤgigen ſtarken Platzregen alle groben Duͤnſte
herkommen ſollten; ſo haben ſie dennoch durch richtige
Berechnung gefunden, daß weder ein vierzigtaͤgiger
Platzregen, noch die ganze innere Hoͤhlung der Erde,
wenn ſie auch mit Waſſer erfuͤllet waͤre, ſo viel Waſ-
ſer auf die Oberflaͤche der Erde haͤtten verſchaffen koͤn-
nen, daß daſſelbe funfzehn Ellen hoch uͤber die hoͤch-
ſten Berge gegangen waͤre e). Die hoͤchſten Berge

auf
e) Je groͤßer naͤmlich der Umfang eines Coͤrpers auf ſei-
ner Oberflaͤche wird, deſto mehr Materie wird dazu er-
fodert, um denſelben ſo hoch zu bedecken. Jch will
hiervon ein anderes Beyſpiel geben, dadurch es begreif-
lich wird, wie der Raum von der ganzen innern Hoͤh-
lung der Erde mit Waſſer angefuͤllet nicht ſo viel Waſ-
ſer verſchaffen kann, um die Oberflaͤche der Erde nur
zwey Meilen hoch damit zu bedecken, da doch der ganze
Erddurchmeſſer wenigſtens ſechzehnhundert Meilen aus-
macht. Denenjenigen Gelehrten, welche annehmen,
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[284/0312] IX. Abſchn. Widerlegung Da aber auch in der Bibel von denen Brunnen der Tiefe geredet wird, welche ſich eroͤffnet haben, und deren Waſſer auf die Oberflaͤche geſtiegen ſind; ſo haben ſie angenommen, daß unſer ganzer Erdcoͤrper nur eine Rinde von einer Meile dicke habe, daß das ganze uͤbrige Jnnere der Erde hohl und mit Waſſer erfuͤllet ſey, und alles dieſes Waſſer haben ſie auf die Oberflaͤche heraufſteigen laſſen, und daſſelbe nach Qua- dratfuͤßen berechnet. Ob nun zwar alle dieſe Voraus- ſetzungen hoͤchſt unwahrſcheinlich und in verſchiedenem Betracht ohnmoͤglich ſind; indem der Erdcoͤrper in ſei- nem Jnnern gewiß nicht ſo ſtark mit Waſſer angefuͤl- let iſt, auch man nicht einſehen kann, wo zu einem vierzigtaͤgigen ſtarken Platzregen alle groben Duͤnſte herkommen ſollten; ſo haben ſie dennoch durch richtige Berechnung gefunden, daß weder ein vierzigtaͤgiger Platzregen, noch die ganze innere Hoͤhlung der Erde, wenn ſie auch mit Waſſer erfuͤllet waͤre, ſo viel Waſ- ſer auf die Oberflaͤche der Erde haͤtten verſchaffen koͤn- nen, daß daſſelbe funfzehn Ellen hoch uͤber die hoͤch- ſten Berge gegangen waͤre e). Die hoͤchſten Berge auf e) Je groͤßer naͤmlich der Umfang eines Coͤrpers auf ſei- ner Oberflaͤche wird, deſto mehr Materie wird dazu er- fodert, um denſelben ſo hoch zu bedecken. Jch will hiervon ein anderes Beyſpiel geben, dadurch es begreif- lich wird, wie der Raum von der ganzen innern Hoͤh- lung der Erde mit Waſſer angefuͤllet nicht ſo viel Waſ- ſer verſchaffen kann, um die Oberflaͤche der Erde nur zwey Meilen hoch damit zu bedecken, da doch der ganze Erddurchmeſſer wenigſtens ſechzehnhundert Meilen aus- macht. Denenjenigen Gelehrten, welche annehmen, daß die Planeten ſich in einem leeren Raume bewegen, und

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Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/312>, abgerufen am 30.11.2024.