Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

VII. Abschn. Erweis, daß die Erde
zwölf und mehrere Fuß tief aus der Erde herausgegra-
ben werden, haben daselbst gewiß länger als einige
tausend Jahre gelegen; es sey denn, daß man Nach-
richten von Ueberschwemmungen in dasiger Gegend
hätte, oder sonst besondere Umstände ein anderes Ur-
theil veranlaßten. Nachdem ich also den Einwand
genugsam aus dem Wege geräumet habe, daß die
nach und nach vom Staube und verfaulten Pflanzen-
gewächsen entstandene Erde Ueberbleibsel des Alter-
thums viele Fuß tief bedecken könne; so will ich noch
einige überzeugende Beyspiele anführen, daß Teutsch-
land und andere Länder von Europa vor unserer jetzi-
gen Bewohnung mehr als einmahl schon vorhero be-
wohnet gewesen sind, nachhero aber wiederum zum
Grunde des Meeres gedienet haben.

Man hat bey Brügge in Flandern funfzig Lach-
tern tief unter der Erde einen ganzen Wald entde-
cket. Starke Bäume sind daselbst allenthalben ver-
steinert gefunden worden. Diese Bäume haben ihre
Zweige, und so gar öfters ihre Blätter versteinert an
sich gehabt x). Was vor einen unermeßlichen Zeit-
raum muß man nicht voraussetzen, ehe dieser einstmahls
daselbst gewesene Wald funfzig Lachtern oder dreyhun-
dert Fuß tief mit Erde und so vielen darauf liegenden
sehr verschiedenen und besondern Erdlagen hat bede-
cket werden können?

Eben ein solcher ehemahls gewesener Wald ist
auch in Böhmen bey Orbissau durch Gelegenheit der

Eisen-
x) Man sehe Herrn Professor Bergmanns physicalische
Beschreibung der Erdkugel II. Abtheil. V. Cap.

VII. Abſchn. Erweis, daß die Erde
zwoͤlf und mehrere Fuß tief aus der Erde herausgegra-
ben werden, haben daſelbſt gewiß laͤnger als einige
tauſend Jahre gelegen; es ſey denn, daß man Nach-
richten von Ueberſchwemmungen in daſiger Gegend
haͤtte, oder ſonſt beſondere Umſtaͤnde ein anderes Ur-
theil veranlaßten. Nachdem ich alſo den Einwand
genugſam aus dem Wege geraͤumet habe, daß die
nach und nach vom Staube und verfaulten Pflanzen-
gewaͤchſen entſtandene Erde Ueberbleibſel des Alter-
thums viele Fuß tief bedecken koͤnne; ſo will ich noch
einige uͤberzeugende Beyſpiele anfuͤhren, daß Teutſch-
land und andere Laͤnder von Europa vor unſerer jetzi-
gen Bewohnung mehr als einmahl ſchon vorhero be-
wohnet geweſen ſind, nachhero aber wiederum zum
Grunde des Meeres gedienet haben.

Man hat bey Bruͤgge in Flandern funfzig Lach-
tern tief unter der Erde einen ganzen Wald entde-
cket. Starke Baͤume ſind daſelbſt allenthalben ver-
ſteinert gefunden worden. Dieſe Baͤume haben ihre
Zweige, und ſo gar oͤfters ihre Blaͤtter verſteinert an
ſich gehabt x). Was vor einen unermeßlichen Zeit-
raum muß man nicht vorausſetzen, ehe dieſer einſtmahls
daſelbſt geweſene Wald funfzig Lachtern oder dreyhun-
dert Fuß tief mit Erde und ſo vielen darauf liegenden
ſehr verſchiedenen und beſondern Erdlagen hat bede-
cket werden koͤnnen?

Eben ein ſolcher ehemahls geweſener Wald iſt
auch in Boͤhmen bey Orbiſſau durch Gelegenheit der

Eiſen-
x) Man ſehe Herrn Profeſſor Bergmanns phyſicaliſche
Beſchreibung der Erdkugel II. Abtheil. V. Cap.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0282" n="254"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">VII.</hi> Ab&#x017F;chn. Erweis, daß die Erde</hi></fw><lb/>
zwo&#x0364;lf und mehrere Fuß tief aus der Erde herausgegra-<lb/>
ben werden, haben da&#x017F;elb&#x017F;t gewiß la&#x0364;nger als einige<lb/>
tau&#x017F;end Jahre gelegen; es &#x017F;ey denn, daß man Nach-<lb/>
richten von Ueber&#x017F;chwemmungen in da&#x017F;iger Gegend<lb/>
ha&#x0364;tte, oder &#x017F;on&#x017F;t be&#x017F;ondere Um&#x017F;ta&#x0364;nde ein anderes Ur-<lb/>
theil veranlaßten. Nachdem ich al&#x017F;o den Einwand<lb/>
genug&#x017F;am aus dem Wege gera&#x0364;umet habe, daß die<lb/>
nach und nach vom Staube und verfaulten Pflanzen-<lb/>
gewa&#x0364;ch&#x017F;en ent&#x017F;tandene Erde Ueberbleib&#x017F;el des Alter-<lb/>
thums viele Fuß tief bedecken ko&#x0364;nne; &#x017F;o will ich noch<lb/>
einige u&#x0364;berzeugende Bey&#x017F;piele anfu&#x0364;hren, daß Teut&#x017F;ch-<lb/>
land und andere La&#x0364;nder von Europa vor un&#x017F;erer jetzi-<lb/>
gen Bewohnung mehr als einmahl &#x017F;chon vorhero be-<lb/>
wohnet gewe&#x017F;en &#x017F;ind, nachhero aber wiederum zum<lb/>
Grunde des Meeres gedienet haben.</p><lb/>
          <p>Man hat bey Bru&#x0364;gge in Flandern funfzig Lach-<lb/>
tern tief unter der Erde einen ganzen Wald entde-<lb/>
cket. Starke Ba&#x0364;ume &#x017F;ind da&#x017F;elb&#x017F;t allenthalben ver-<lb/>
&#x017F;teinert gefunden worden. Die&#x017F;e Ba&#x0364;ume haben ihre<lb/>
Zweige, und &#x017F;o gar o&#x0364;fters ihre Bla&#x0364;tter ver&#x017F;teinert an<lb/>
&#x017F;ich gehabt <note place="foot" n="x)">Man &#x017F;ehe Herrn Profe&#x017F;&#x017F;or <hi rendition="#fr">Bergmanns</hi> phy&#x017F;icali&#x017F;che<lb/>
Be&#x017F;chreibung der Erdkugel <hi rendition="#aq">II.</hi> Abtheil. <hi rendition="#aq">V.</hi> Cap.</note>. Was vor einen unermeßlichen Zeit-<lb/>
raum muß man nicht voraus&#x017F;etzen, ehe die&#x017F;er ein&#x017F;tmahls<lb/>
da&#x017F;elb&#x017F;t gewe&#x017F;ene Wald funfzig Lachtern oder dreyhun-<lb/>
dert Fuß tief mit Erde und &#x017F;o vielen darauf liegenden<lb/>
&#x017F;ehr ver&#x017F;chiedenen und be&#x017F;ondern Erdlagen hat bede-<lb/>
cket werden ko&#x0364;nnen?</p><lb/>
          <p>Eben ein &#x017F;olcher ehemahls gewe&#x017F;ener Wald i&#x017F;t<lb/>
auch in Bo&#x0364;hmen bey Orbi&#x017F;&#x017F;au durch Gelegenheit der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ei&#x017F;en-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[254/0282] VII. Abſchn. Erweis, daß die Erde zwoͤlf und mehrere Fuß tief aus der Erde herausgegra- ben werden, haben daſelbſt gewiß laͤnger als einige tauſend Jahre gelegen; es ſey denn, daß man Nach- richten von Ueberſchwemmungen in daſiger Gegend haͤtte, oder ſonſt beſondere Umſtaͤnde ein anderes Ur- theil veranlaßten. Nachdem ich alſo den Einwand genugſam aus dem Wege geraͤumet habe, daß die nach und nach vom Staube und verfaulten Pflanzen- gewaͤchſen entſtandene Erde Ueberbleibſel des Alter- thums viele Fuß tief bedecken koͤnne; ſo will ich noch einige uͤberzeugende Beyſpiele anfuͤhren, daß Teutſch- land und andere Laͤnder von Europa vor unſerer jetzi- gen Bewohnung mehr als einmahl ſchon vorhero be- wohnet geweſen ſind, nachhero aber wiederum zum Grunde des Meeres gedienet haben. Man hat bey Bruͤgge in Flandern funfzig Lach- tern tief unter der Erde einen ganzen Wald entde- cket. Starke Baͤume ſind daſelbſt allenthalben ver- ſteinert gefunden worden. Dieſe Baͤume haben ihre Zweige, und ſo gar oͤfters ihre Blaͤtter verſteinert an ſich gehabt x). Was vor einen unermeßlichen Zeit- raum muß man nicht vorausſetzen, ehe dieſer einſtmahls daſelbſt geweſene Wald funfzig Lachtern oder dreyhun- dert Fuß tief mit Erde und ſo vielen darauf liegenden ſehr verſchiedenen und beſondern Erdlagen hat bede- cket werden koͤnnen? Eben ein ſolcher ehemahls geweſener Wald iſt auch in Boͤhmen bey Orbiſſau durch Gelegenheit der Eiſen- x) Man ſehe Herrn Profeſſor Bergmanns phyſicaliſche Beſchreibung der Erdkugel II. Abtheil. V. Cap.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/282
Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/282>, abgerufen am 24.11.2024.