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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

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VII. Abschn. Erweis, daß die Erde
Er sah nach desselben Fuß, und fand, daß dieses Hin-
ken daher entstanden, weil das Pferd einen großen gel-
ben Rinken von dem schönsten Ansehen des Goldes um
seinen Fuß hatte, oder vielmehr in denselben eingetre-
ten war, und denselben mit fortschleppte, welches dem-
selben im Fortschreiten eine merkliche Hinterniß ver-
uhrsachte.

Der Knecht stieg ab, um das Pferd von diesem
Rinken zu entledigen. Als derselbe in dieser Arbeit
begriffen war, so erschallte aus dem nahen Walde ein
ungeheures Brüllen in seinen Ohren. Er wendete
seine Augen dahin; und wenn man seinem Berichte
Glauben beymessen darf, so sah er eine ungeheure
menschliche Maschine in der Größe von drey Manns-
höhen vor dem Walde stehen, von welcher dieses Brül-
len herrührete, und welche überdies ein erschreckliches
Ansehen hatte. Der Knecht, welcher vor dieser Er-
scheinung mit allen Folgen des Schreckens und der
Furcht eingenommen wurde, machte sogleich den Fuß
des Pferdes von diesem Rinken los, schwang sich mit
demselben in der Hand wieder auf sein Pferd, eggete
seinen Strich fort bis an das Schloß, kehrete daselbst
ein, ohne seine Arbeit fortzusetzen, erzählte dem
Pachtamtmann seinen gehabten Vorfall, übergab ihm
den Rinken, legte sich zitternd von seinem Schrecken
zu Bette, und starb noch desselben Nachmittags.
Dieser Rinken wurde sogleich als ein Gegenstand ei-
ner großen Aufmerksamkeit betrachtet. Man urtheil-
te, wo dieser Rinken gewesen wäre, würden vielleicht
noch andere von eben dieser Art anzutreffen seyn.
Nach vielem vergeblichen Suchen, weil die Fußtapfen,

die

VII. Abſchn. Erweis, daß die Erde
Er ſah nach deſſelben Fuß, und fand, daß dieſes Hin-
ken daher entſtanden, weil das Pferd einen großen gel-
ben Rinken von dem ſchoͤnſten Anſehen des Goldes um
ſeinen Fuß hatte, oder vielmehr in denſelben eingetre-
ten war, und denſelben mit fortſchleppte, welches dem-
ſelben im Fortſchreiten eine merkliche Hinterniß ver-
uhrſachte.

Der Knecht ſtieg ab, um das Pferd von dieſem
Rinken zu entledigen. Als derſelbe in dieſer Arbeit
begriffen war, ſo erſchallte aus dem nahen Walde ein
ungeheures Bruͤllen in ſeinen Ohren. Er wendete
ſeine Augen dahin; und wenn man ſeinem Berichte
Glauben beymeſſen darf, ſo ſah er eine ungeheure
menſchliche Maſchine in der Groͤße von drey Manns-
hoͤhen vor dem Walde ſtehen, von welcher dieſes Bruͤl-
len herruͤhrete, und welche uͤberdies ein erſchreckliches
Anſehen hatte. Der Knecht, welcher vor dieſer Er-
ſcheinung mit allen Folgen des Schreckens und der
Furcht eingenommen wurde, machte ſogleich den Fuß
des Pferdes von dieſem Rinken los, ſchwang ſich mit
demſelben in der Hand wieder auf ſein Pferd, eggete
ſeinen Strich fort bis an das Schloß, kehrete daſelbſt
ein, ohne ſeine Arbeit fortzuſetzen, erzaͤhlte dem
Pachtamtmann ſeinen gehabten Vorfall, uͤbergab ihm
den Rinken, legte ſich zitternd von ſeinem Schrecken
zu Bette, und ſtarb noch deſſelben Nachmittags.
Dieſer Rinken wurde ſogleich als ein Gegenſtand ei-
ner großen Aufmerkſamkeit betrachtet. Man urtheil-
te, wo dieſer Rinken geweſen waͤre, wuͤrden vielleicht
noch andere von eben dieſer Art anzutreffen ſeyn.
Nach vielem vergeblichen Suchen, weil die Fußtapfen,

die
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[250/0278] VII. Abſchn. Erweis, daß die Erde Er ſah nach deſſelben Fuß, und fand, daß dieſes Hin- ken daher entſtanden, weil das Pferd einen großen gel- ben Rinken von dem ſchoͤnſten Anſehen des Goldes um ſeinen Fuß hatte, oder vielmehr in denſelben eingetre- ten war, und denſelben mit fortſchleppte, welches dem- ſelben im Fortſchreiten eine merkliche Hinterniß ver- uhrſachte. Der Knecht ſtieg ab, um das Pferd von dieſem Rinken zu entledigen. Als derſelbe in dieſer Arbeit begriffen war, ſo erſchallte aus dem nahen Walde ein ungeheures Bruͤllen in ſeinen Ohren. Er wendete ſeine Augen dahin; und wenn man ſeinem Berichte Glauben beymeſſen darf, ſo ſah er eine ungeheure menſchliche Maſchine in der Groͤße von drey Manns- hoͤhen vor dem Walde ſtehen, von welcher dieſes Bruͤl- len herruͤhrete, und welche uͤberdies ein erſchreckliches Anſehen hatte. Der Knecht, welcher vor dieſer Er- ſcheinung mit allen Folgen des Schreckens und der Furcht eingenommen wurde, machte ſogleich den Fuß des Pferdes von dieſem Rinken los, ſchwang ſich mit demſelben in der Hand wieder auf ſein Pferd, eggete ſeinen Strich fort bis an das Schloß, kehrete daſelbſt ein, ohne ſeine Arbeit fortzuſetzen, erzaͤhlte dem Pachtamtmann ſeinen gehabten Vorfall, uͤbergab ihm den Rinken, legte ſich zitternd von ſeinem Schrecken zu Bette, und ſtarb noch deſſelben Nachmittags. Dieſer Rinken wurde ſogleich als ein Gegenſtand ei- ner großen Aufmerkſamkeit betrachtet. Man urtheil- te, wo dieſer Rinken geweſen waͤre, wuͤrden vielleicht noch andere von eben dieſer Art anzutreffen ſeyn. Nach vielem vergeblichen Suchen, weil die Fußtapfen, die

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Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/278>, abgerufen am 24.11.2024.