Nummis an sich gebracht, die römischen Kupfermün- zen ungerechnet.
Es sind wenigstens siebenzehnhundert Jahre ver- flossen, da ein römisches Winterlager auf dieser Stelle gewesen seyn kann; dennoch werden dergleichen römi- sche Münzen noch immer mit dem Pfluge aus der Er- de herausgepflüget. Dieses beweiset unläugbar, daß binnen einer solchen langen Reihe von Jahrhunderten diese Gegend mit keiner Erde von einiger Beträcht- lichkeit bedecket seyn kann. Man muß hierbey in Be- trachtung ziehen, daß die Donau, einer der größten Flüsse in Teutschland, welche denen Ueberschwem- mungen sehr unterworfen ist, sich von dieser Gegend kaum eine kleine Meile entfernet befindet, und daß es mithin eher als in andern Gegenden zu vermuthen wäre, daß sich ihre Ueberschwemmungen in einem so langen Zeitraume bis dahin erstrecket hätten.
Jch will noch ein anderes Beyspiel anführen, da- von ich selbst gleichsam Augenzeuge gewesen bin, und welches klar beweiset, von was geringer Erheblichkeit das Erdreich ist, welches sich binnen tausend und mehr Jahren auf der Oberfläche des Erdcörpers anhäufen kann. Hinter dem Schlosse des Herrn Grafen Erd- mann von Werthern zu Beuchlingen befand sich ein geraumes Ackerfeld, welches einen Wald an der Seite hatte.
Als einstmahls im Herbst ein Ackerknecht des Pachtamtmanns des gedachten Herrn Grafen das be- säete Feld mit der Egge überfahren sollte; so merkte er, daß das Pferd, auf welchem er ritt, etwas hinkte.
Er
Q 5
zu verſchiedenen Mahlen bewohnt geweſen.
Nummis an ſich gebracht, die roͤmiſchen Kupfermuͤn- zen ungerechnet.
Es ſind wenigſtens ſiebenzehnhundert Jahre ver- floſſen, da ein roͤmiſches Winterlager auf dieſer Stelle geweſen ſeyn kann; dennoch werden dergleichen roͤmi- ſche Muͤnzen noch immer mit dem Pfluge aus der Er- de herausgepfluͤget. Dieſes beweiſet unlaͤugbar, daß binnen einer ſolchen langen Reihe von Jahrhunderten dieſe Gegend mit keiner Erde von einiger Betraͤcht- lichkeit bedecket ſeyn kann. Man muß hierbey in Be- trachtung ziehen, daß die Donau, einer der groͤßten Fluͤſſe in Teutſchland, welche denen Ueberſchwem- mungen ſehr unterworfen iſt, ſich von dieſer Gegend kaum eine kleine Meile entfernet befindet, und daß es mithin eher als in andern Gegenden zu vermuthen waͤre, daß ſich ihre Ueberſchwemmungen in einem ſo langen Zeitraume bis dahin erſtrecket haͤtten.
Jch will noch ein anderes Beyſpiel anfuͤhren, da- von ich ſelbſt gleichſam Augenzeuge geweſen bin, und welches klar beweiſet, von was geringer Erheblichkeit das Erdreich iſt, welches ſich binnen tauſend und mehr Jahren auf der Oberflaͤche des Erdcoͤrpers anhaͤufen kann. Hinter dem Schloſſe des Herrn Grafen Erd- mann von Werthern zu Beuchlingen befand ſich ein geraumes Ackerfeld, welches einen Wald an der Seite hatte.
Als einſtmahls im Herbſt ein Ackerknecht des Pachtamtmanns des gedachten Herrn Grafen das be- ſaͤete Feld mit der Egge uͤberfahren ſollte; ſo merkte er, daß das Pferd, auf welchem er ritt, etwas hinkte.
Er
Q 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0277"n="249"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">zu verſchiedenen Mahlen bewohnt geweſen.</hi></fw><lb/>
Nummis an ſich gebracht, die roͤmiſchen Kupfermuͤn-<lb/>
zen ungerechnet.</p><lb/><p>Es ſind wenigſtens ſiebenzehnhundert Jahre ver-<lb/>
floſſen, da ein roͤmiſches Winterlager auf dieſer Stelle<lb/>
geweſen ſeyn kann; dennoch werden dergleichen roͤmi-<lb/>ſche Muͤnzen noch immer mit dem Pfluge aus der Er-<lb/>
de herausgepfluͤget. Dieſes beweiſet unlaͤugbar, daß<lb/>
binnen einer ſolchen langen Reihe von Jahrhunderten<lb/>
dieſe Gegend mit keiner Erde von einiger Betraͤcht-<lb/>
lichkeit bedecket ſeyn kann. Man muß hierbey in Be-<lb/>
trachtung ziehen, daß die Donau, einer der groͤßten<lb/>
Fluͤſſe in Teutſchland, welche denen Ueberſchwem-<lb/>
mungen ſehr unterworfen iſt, ſich von dieſer Gegend<lb/>
kaum eine kleine Meile entfernet befindet, und daß es<lb/>
mithin eher als in andern Gegenden zu vermuthen<lb/>
waͤre, daß ſich ihre Ueberſchwemmungen in einem ſo<lb/>
langen Zeitraume bis dahin erſtrecket haͤtten.</p><lb/><p>Jch will noch ein anderes Beyſpiel anfuͤhren, da-<lb/>
von ich ſelbſt gleichſam Augenzeuge geweſen bin, und<lb/>
welches klar beweiſet, von was geringer Erheblichkeit<lb/>
das Erdreich iſt, welches ſich binnen tauſend und mehr<lb/>
Jahren auf der Oberflaͤche des Erdcoͤrpers anhaͤufen<lb/>
kann. Hinter dem Schloſſe des Herrn Grafen <hirendition="#fr">Erd-<lb/>
mann von Werthern</hi> zu Beuchlingen befand ſich ein<lb/>
geraumes Ackerfeld, welches einen Wald an der Seite<lb/>
hatte.</p><lb/><p>Als einſtmahls im Herbſt ein Ackerknecht des<lb/>
Pachtamtmanns des gedachten Herrn Grafen das be-<lb/>ſaͤete Feld mit der Egge uͤberfahren ſollte; ſo merkte<lb/>
er, daß das Pferd, auf welchem er ritt, etwas hinkte.<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Q 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">Er</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[249/0277]
zu verſchiedenen Mahlen bewohnt geweſen.
Nummis an ſich gebracht, die roͤmiſchen Kupfermuͤn-
zen ungerechnet.
Es ſind wenigſtens ſiebenzehnhundert Jahre ver-
floſſen, da ein roͤmiſches Winterlager auf dieſer Stelle
geweſen ſeyn kann; dennoch werden dergleichen roͤmi-
ſche Muͤnzen noch immer mit dem Pfluge aus der Er-
de herausgepfluͤget. Dieſes beweiſet unlaͤugbar, daß
binnen einer ſolchen langen Reihe von Jahrhunderten
dieſe Gegend mit keiner Erde von einiger Betraͤcht-
lichkeit bedecket ſeyn kann. Man muß hierbey in Be-
trachtung ziehen, daß die Donau, einer der groͤßten
Fluͤſſe in Teutſchland, welche denen Ueberſchwem-
mungen ſehr unterworfen iſt, ſich von dieſer Gegend
kaum eine kleine Meile entfernet befindet, und daß es
mithin eher als in andern Gegenden zu vermuthen
waͤre, daß ſich ihre Ueberſchwemmungen in einem ſo
langen Zeitraume bis dahin erſtrecket haͤtten.
Jch will noch ein anderes Beyſpiel anfuͤhren, da-
von ich ſelbſt gleichſam Augenzeuge geweſen bin, und
welches klar beweiſet, von was geringer Erheblichkeit
das Erdreich iſt, welches ſich binnen tauſend und mehr
Jahren auf der Oberflaͤche des Erdcoͤrpers anhaͤufen
kann. Hinter dem Schloſſe des Herrn Grafen Erd-
mann von Werthern zu Beuchlingen befand ſich ein
geraumes Ackerfeld, welches einen Wald an der Seite
hatte.
Als einſtmahls im Herbſt ein Ackerknecht des
Pachtamtmanns des gedachten Herrn Grafen das be-
ſaͤete Feld mit der Egge uͤberfahren ſollte; ſo merkte
er, daß das Pferd, auf welchem er ritt, etwas hinkte.
Er
Q 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/277>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.