Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.zu verschiedenen Mahlen seine Stelle. wahrnehmen könne, wenn es von Zeit zu Zeit Mon-archen gegeben hätte, welche auf eine so edle Art geneigt gewesen wären, ansehnliche Kosten aufzuwenden; so würde es in der gegenwärtigen Frage gar nicht schwehr seyn, zu einer richtigen und ungezweifelten Entschei- dung zu gelangen. So bald die Pole sich durch eine fortdaurende langsame Bewegung nach und nach ver- ändern; so kann auch ein Gebäude, das vor einigen hundert Jahren durch seine dabey angebrachten Kenn- zeichen eine richtige Mittagslinie angezeiget hat, nicht mehr eben diese Dienste leisten; und man muß die Größe der Abweichung und die Art und Weise dersel- ben daran sofort erkennen. Es ist in der That ein be- daurenswürdiger Verlust, daß die zu diesem Endzweck in dem Alterthum erbaueten Gebäude ihren Untergang gefunden haben. Es hat zwar ehedem von verschiedenen Gelehrten Jch P
zu verſchiedenen Mahlen ſeine Stelle. wahrnehmen koͤnne, wenn es von Zeit zu Zeit Mon-archen gegeben haͤtte, welche auf eine ſo edle Art geneigt geweſen waͤren, anſehnliche Koſten aufzuwenden; ſo wuͤrde es in der gegenwaͤrtigen Frage gar nicht ſchwehr ſeyn, zu einer richtigen und ungezweifelten Entſchei- dung zu gelangen. So bald die Pole ſich durch eine fortdaurende langſame Bewegung nach und nach ver- aͤndern; ſo kann auch ein Gebaͤude, das vor einigen hundert Jahren durch ſeine dabey angebrachten Kenn- zeichen eine richtige Mittagslinie angezeiget hat, nicht mehr eben dieſe Dienſte leiſten; und man muß die Groͤße der Abweichung und die Art und Weiſe derſel- ben daran ſofort erkennen. Es iſt in der That ein be- daurenswuͤrdiger Verluſt, daß die zu dieſem Endzweck in dem Alterthum erbaueten Gebaͤude ihren Untergang gefunden haben. Es hat zwar ehedem von verſchiedenen Gelehrten Jch P
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zu verſchiedenen Mahlen ſeine Stelle.
wahrnehmen koͤnne, wenn es von Zeit zu Zeit Mon-
archen gegeben haͤtte, welche auf eine ſo edle Art geneigt
geweſen waͤren, anſehnliche Koſten aufzuwenden; ſo
wuͤrde es in der gegenwaͤrtigen Frage gar nicht ſchwehr
ſeyn, zu einer richtigen und ungezweifelten Entſchei-
dung zu gelangen. So bald die Pole ſich durch eine
fortdaurende langſame Bewegung nach und nach ver-
aͤndern; ſo kann auch ein Gebaͤude, das vor einigen
hundert Jahren durch ſeine dabey angebrachten Kenn-
zeichen eine richtige Mittagslinie angezeiget hat, nicht
mehr eben dieſe Dienſte leiſten; und man muß die
Groͤße der Abweichung und die Art und Weiſe derſel-
ben daran ſofort erkennen. Es iſt in der That ein be-
daurenswuͤrdiger Verluſt, daß die zu dieſem Endzweck
in dem Alterthum erbaueten Gebaͤude ihren Untergang
gefunden haben.
Es hat zwar ehedem von verſchiedenen Gelehrten
behauptet werden wollen, daß ein ſolches Gebaͤude
noch heutiges Tages in Egypten vorhanden ſey. Al-
lein, ich erinnere mich in einem engliſchen Schrift-
ſteller geleſen zu haben, daß ein reicher und forſchbe-
gieriger Englaͤnder bloß dieſerhalb eine Reiſe nach Egy-
pten gethan habe, um die Wahrheit hiervon ſelbſt zu
unterſuchen, und wahrzunehmen, ob eben dieſe Mit-
tagslinie ohne Abweichung noch vorhanden ſey. Sei-
ne Reiſe aber iſt fruchtlos geweſen, und er hat weder
an denen noch vorhandenen Piramyden, noch ſonſt an
einem andern Monument etwas finden koͤnnen, wor-
an zu erkennen geweſen waͤre, daß es zu Beſtimmung
und Wahrnehmung einer Mittagslinie erbauet wor-
den ſey.
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