Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

zu verschiedenen Mahlen selne Stelle.
mer fortdauret, und von Jahren zu Jahren merkli-
cher wird.

Als ich im Jahre 1751 eine Reise nach Dänemark
that; so haben mir einige dasige Gelehrte einige über-
zeugende Beweise und Merkzeichen davon angeführet,
daß man hieran ganz und gar nicht zweifeln kann. Es
wäre zu wünschen, daß man durch eine fortgesetzte
vieljährige genaue Untersuchung und Beobachtung da-
hin kommen könnte, eigentlich und genau zu bestim-
men, wie viel diese Abnahme und Verminderung des
Meeres in einer Zeit von zehen Jahren etwan aus-
machte. Man würde leicht dazu gelangen können,
wenn man die erforderlichen Merkzeichen an denenje-
gen Felsen, an welche das Meer anspühlet, einhauen
ließe r), oder auch starke Pfähle oder Stämme in
das Ufer des Meeres aufrecht eingrübe, und an die-

selben
r) Herr Professor Bergmann in seiner physicalischen Be-
schreibung der Erdkugel V. Abtheil. Cap. III. § 153.
versichert, daß diese Beobachtungen in Schweden auf
die Art, wie ich hier vorschlage, an vielen Orthen ge-
schehen sind. Er führet den Erfolg von diesen Beob-
achtungen, und wie viel die Abnahme des Meeres an
jedem Bemerkungsorthe binnen gewissen Jahren betra-
gen hat, umständlich an. So viel ich aus allen diesen
einzelnen Beobachtungen habe schließen können, so be-
trägt die Abnahme des Meeres bey Schweden in funf-
zehn bis zwanzig Jahren fünf bis sechs Zoll. Dieses
ist eine sehr beträchtliche Abnahme. Jn hundert Jah-
ren gehrt sie schon bis auf drey Fuß, folglich in tau-
send Jahren bis auf dreyßig Fuß, so, daß es sehr be-
greiflich wird, wie die dänischen Jnsuln, die ohnedem
keine Felsengebirge haben, binnen etwas mehr als tau-
send Jahren aus dem Meere haben hervorsteigen kön-
nen.
O 3

zu verſchiedenen Mahlen ſelne Stelle.
mer fortdauret, und von Jahren zu Jahren merkli-
cher wird.

Als ich im Jahre 1751 eine Reiſe nach Daͤnemark
that; ſo haben mir einige daſige Gelehrte einige uͤber-
zeugende Beweiſe und Merkzeichen davon angefuͤhret,
daß man hieran ganz und gar nicht zweifeln kann. Es
waͤre zu wuͤnſchen, daß man durch eine fortgeſetzte
vieljaͤhrige genaue Unterſuchung und Beobachtung da-
hin kommen koͤnnte, eigentlich und genau zu beſtim-
men, wie viel dieſe Abnahme und Verminderung des
Meeres in einer Zeit von zehen Jahren etwan aus-
machte. Man wuͤrde leicht dazu gelangen koͤnnen,
wenn man die erforderlichen Merkzeichen an denenje-
gen Felſen, an welche das Meer anſpuͤhlet, einhauen
ließe r), oder auch ſtarke Pfaͤhle oder Staͤmme in
das Ufer des Meeres aufrecht eingruͤbe, und an die-

ſelben
r) Herr Profeſſor Bergmann in ſeiner phyſicaliſchen Be-
ſchreibung der Erdkugel V. Abtheil. Cap. III. § 153.
verſichert, daß dieſe Beobachtungen in Schweden auf
die Art, wie ich hier vorſchlage, an vielen Orthen ge-
ſchehen ſind. Er fuͤhret den Erfolg von dieſen Beob-
achtungen, und wie viel die Abnahme des Meeres an
jedem Bemerkungsorthe binnen gewiſſen Jahren betra-
gen hat, umſtaͤndlich an. So viel ich aus allen dieſen
einzelnen Beobachtungen habe ſchließen koͤnnen, ſo be-
traͤgt die Abnahme des Meeres bey Schweden in funf-
zehn bis zwanzig Jahren fuͤnf bis ſechs Zoll. Dieſes
iſt eine ſehr betraͤchtliche Abnahme. Jn hundert Jah-
ren gehrt ſie ſchon bis auf drey Fuß, folglich in tau-
ſend Jahren bis auf dreyßig Fuß, ſo, daß es ſehr be-
greiflich wird, wie die daͤniſchen Jnſuln, die ohnedem
keine Felſengebirge haben, binnen etwas mehr als tau-
ſend Jahren aus dem Meere haben hervorſteigen koͤn-
nen.
O 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0241" n="213"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">zu ver&#x017F;chiedenen Mahlen &#x017F;elne Stelle.</hi></fw><lb/>
mer fortdauret, und von Jahren zu Jahren merkli-<lb/>
cher wird.</p><lb/>
          <p>Als ich im Jahre 1751 eine Rei&#x017F;e nach Da&#x0364;nemark<lb/>
that; &#x017F;o haben mir einige da&#x017F;ige Gelehrte einige u&#x0364;ber-<lb/>
zeugende Bewei&#x017F;e und Merkzeichen davon angefu&#x0364;hret,<lb/>
daß man hieran ganz und gar nicht zweifeln kann. Es<lb/>
wa&#x0364;re zu wu&#x0364;n&#x017F;chen, daß man durch eine fortge&#x017F;etzte<lb/>
vielja&#x0364;hrige genaue Unter&#x017F;uchung und Beobachtung da-<lb/>
hin kommen ko&#x0364;nnte, eigentlich und genau zu be&#x017F;tim-<lb/>
men, wie viel die&#x017F;e Abnahme und Verminderung des<lb/>
Meeres in einer Zeit von zehen Jahren etwan aus-<lb/>
machte. Man wu&#x0364;rde leicht dazu gelangen ko&#x0364;nnen,<lb/>
wenn man die erforderlichen Merkzeichen an denenje-<lb/>
gen Fel&#x017F;en, an welche das Meer an&#x017F;pu&#x0364;hlet, einhauen<lb/>
ließe <note place="foot" n="r)">Herr Profe&#x017F;&#x017F;or <hi rendition="#fr">Bergmann</hi> in &#x017F;einer phy&#x017F;icali&#x017F;chen Be-<lb/>
&#x017F;chreibung der Erdkugel <hi rendition="#aq">V.</hi> Abtheil. Cap. <hi rendition="#aq">III.</hi> § 153.<lb/>
ver&#x017F;ichert, daß die&#x017F;e Beobachtungen in Schweden auf<lb/>
die Art, wie ich hier vor&#x017F;chlage, an vielen Orthen ge-<lb/>
&#x017F;chehen &#x017F;ind. Er fu&#x0364;hret den Erfolg von die&#x017F;en Beob-<lb/>
achtungen, und wie viel die Abnahme des Meeres an<lb/>
jedem Bemerkungsorthe binnen gewi&#x017F;&#x017F;en Jahren betra-<lb/>
gen hat, um&#x017F;ta&#x0364;ndlich an. So viel ich aus allen die&#x017F;en<lb/>
einzelnen Beobachtungen habe &#x017F;chließen ko&#x0364;nnen, &#x017F;o be-<lb/>
tra&#x0364;gt die Abnahme des Meeres bey Schweden in funf-<lb/>
zehn bis zwanzig Jahren fu&#x0364;nf bis &#x017F;echs Zoll. Die&#x017F;es<lb/>
i&#x017F;t eine &#x017F;ehr betra&#x0364;chtliche Abnahme. Jn hundert Jah-<lb/>
ren gehrt &#x017F;ie &#x017F;chon bis auf drey Fuß, folglich in tau-<lb/>
&#x017F;end Jahren bis auf dreyßig Fuß, &#x017F;o, daß es &#x017F;ehr be-<lb/>
greiflich wird, wie die da&#x0364;ni&#x017F;chen Jn&#x017F;uln, die ohnedem<lb/>
keine Fel&#x017F;engebirge haben, binnen etwas mehr als tau-<lb/>
&#x017F;end Jahren aus dem Meere haben hervor&#x017F;teigen ko&#x0364;n-<lb/>
nen.</note>, oder auch &#x017F;tarke Pfa&#x0364;hle oder Sta&#x0364;mme in<lb/>
das Ufer des Meeres aufrecht eingru&#x0364;be, und an die-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O 3</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;elben</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[213/0241] zu verſchiedenen Mahlen ſelne Stelle. mer fortdauret, und von Jahren zu Jahren merkli- cher wird. Als ich im Jahre 1751 eine Reiſe nach Daͤnemark that; ſo haben mir einige daſige Gelehrte einige uͤber- zeugende Beweiſe und Merkzeichen davon angefuͤhret, daß man hieran ganz und gar nicht zweifeln kann. Es waͤre zu wuͤnſchen, daß man durch eine fortgeſetzte vieljaͤhrige genaue Unterſuchung und Beobachtung da- hin kommen koͤnnte, eigentlich und genau zu beſtim- men, wie viel dieſe Abnahme und Verminderung des Meeres in einer Zeit von zehen Jahren etwan aus- machte. Man wuͤrde leicht dazu gelangen koͤnnen, wenn man die erforderlichen Merkzeichen an denenje- gen Felſen, an welche das Meer anſpuͤhlet, einhauen ließe r), oder auch ſtarke Pfaͤhle oder Staͤmme in das Ufer des Meeres aufrecht eingruͤbe, und an die- ſelben r) Herr Profeſſor Bergmann in ſeiner phyſicaliſchen Be- ſchreibung der Erdkugel V. Abtheil. Cap. III. § 153. verſichert, daß dieſe Beobachtungen in Schweden auf die Art, wie ich hier vorſchlage, an vielen Orthen ge- ſchehen ſind. Er fuͤhret den Erfolg von dieſen Beob- achtungen, und wie viel die Abnahme des Meeres an jedem Bemerkungsorthe binnen gewiſſen Jahren betra- gen hat, umſtaͤndlich an. So viel ich aus allen dieſen einzelnen Beobachtungen habe ſchließen koͤnnen, ſo be- traͤgt die Abnahme des Meeres bey Schweden in funf- zehn bis zwanzig Jahren fuͤnf bis ſechs Zoll. Dieſes iſt eine ſehr betraͤchtliche Abnahme. Jn hundert Jah- ren gehrt ſie ſchon bis auf drey Fuß, folglich in tau- ſend Jahren bis auf dreyßig Fuß, ſo, daß es ſehr be- greiflich wird, wie die daͤniſchen Jnſuln, die ohnedem keine Felſengebirge haben, binnen etwas mehr als tau- ſend Jahren aus dem Meere haben hervorſteigen koͤn- nen. O 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/241
Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/241>, abgerufen am 22.11.2024.