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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

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V. Abschn. Von der ehemahligen Veränderung
schichte und dem veränderten Aufgange der Sonne er-
zählet, redet er nicht bloß vom Hörensagen, sondern
er versichert, daß er die Statüen der egyptischen Kö-
nige während eilftausend Jahren selbst gesehen, und
die Uhrkunden in dem Tempel nachgesehen habe. Er
versichert überdies, daß er in der Stadt Sais in Egy-
pten ungezweifelte Denkmähler mit ihren Jnnschriften
vorgefunden und untersuchet habe, welche überzeugend
bewiesen hätten, daß diese Denkmähler sich damahls
bis auf ein Alterthum von mehr als achttausend Jah-
rrn erstrecket hätten. Herodot hatte sich in denen
Wissenschaften der Egyptier und in ihren hieroglyphi-
schen Characteren unterrichten lassen; und es ist also
nicht leicht zu vermuthen, daß ein Mann von Ein-
sicht, welches man dem Herodot nicht absprechen kann,
sich so leicht mit Fabeln und eitlen Vorspiegelungen
habe hintergehen lassen.

Es ist sonst allemahl ein Kennzeichen von der Wahr-
heit und Zuverläßigkeit eines Geschichtschreibers, wenn
andere Geschichtschreiber und Nachrichten in eben dem
Zeitalter mit eben demselben übereinstimmen, ohne
daß sie ihre Nachrichten von demselben geborget zu ha-
ben scheinen. Man muß ohne alles Bedenken ein-
räumen, daß die Geschichtschreiber fast aller Völker
des Erdbodens unserer jetzigen Bewohnung und Be-
völkerung des Erdcörpers eine unermeßlich längere
Zeitrechnung beylegen, als die Juden, und hierinn
mit dem Herodot vollkommen übereinstimmen. Die
Assyrer hatten noch vor Endigung ihres großen Rei-
ches eine Zeitrechnung, die sich über zweymahl hun-

dert-

V. Abſchn. Von der ehemahligen Veraͤnderung
ſchichte und dem veraͤnderten Aufgange der Sonne er-
zaͤhlet, redet er nicht bloß vom Hoͤrenſagen, ſondern
er verſichert, daß er die Statuͤen der egyptiſchen Koͤ-
nige waͤhrend eilftauſend Jahren ſelbſt geſehen, und
die Uhrkunden in dem Tempel nachgeſehen habe. Er
verſichert uͤberdies, daß er in der Stadt Sais in Egy-
pten ungezweifelte Denkmaͤhler mit ihren Jnnſchriften
vorgefunden und unterſuchet habe, welche uͤberzeugend
bewieſen haͤtten, daß dieſe Denkmaͤhler ſich damahls
bis auf ein Alterthum von mehr als achttauſend Jah-
rrn erſtrecket haͤtten. Herodot hatte ſich in denen
Wiſſenſchaften der Egyptier und in ihren hieroglyphi-
ſchen Characteren unterrichten laſſen; und es iſt alſo
nicht leicht zu vermuthen, daß ein Mann von Ein-
ſicht, welches man dem Herodot nicht abſprechen kann,
ſich ſo leicht mit Fabeln und eitlen Vorſpiegelungen
habe hintergehen laſſen.

Es iſt ſonſt allemahl ein Kennzeichen von der Wahr-
heit und Zuverlaͤßigkeit eines Geſchichtſchreibers, wenn
andere Geſchichtſchreiber und Nachrichten in eben dem
Zeitalter mit eben demſelben uͤbereinſtimmen, ohne
daß ſie ihre Nachrichten von demſelben geborget zu ha-
ben ſcheinen. Man muß ohne alles Bedenken ein-
raͤumen, daß die Geſchichtſchreiber faſt aller Voͤlker
des Erdbodens unſerer jetzigen Bewohnung und Be-
voͤlkerung des Erdcoͤrpers eine unermeßlich laͤngere
Zeitrechnung beylegen, als die Juden, und hierinn
mit dem Herodot vollkommen uͤbereinſtimmen. Die
Aſſyrer hatten noch vor Endigung ihres großen Rei-
ches eine Zeitrechnung, die ſich uͤber zweymahl hun-

dert-
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[186/0214] V. Abſchn. Von der ehemahligen Veraͤnderung ſchichte und dem veraͤnderten Aufgange der Sonne er- zaͤhlet, redet er nicht bloß vom Hoͤrenſagen, ſondern er verſichert, daß er die Statuͤen der egyptiſchen Koͤ- nige waͤhrend eilftauſend Jahren ſelbſt geſehen, und die Uhrkunden in dem Tempel nachgeſehen habe. Er verſichert uͤberdies, daß er in der Stadt Sais in Egy- pten ungezweifelte Denkmaͤhler mit ihren Jnnſchriften vorgefunden und unterſuchet habe, welche uͤberzeugend bewieſen haͤtten, daß dieſe Denkmaͤhler ſich damahls bis auf ein Alterthum von mehr als achttauſend Jah- rrn erſtrecket haͤtten. Herodot hatte ſich in denen Wiſſenſchaften der Egyptier und in ihren hieroglyphi- ſchen Characteren unterrichten laſſen; und es iſt alſo nicht leicht zu vermuthen, daß ein Mann von Ein- ſicht, welches man dem Herodot nicht abſprechen kann, ſich ſo leicht mit Fabeln und eitlen Vorſpiegelungen habe hintergehen laſſen. Es iſt ſonſt allemahl ein Kennzeichen von der Wahr- heit und Zuverlaͤßigkeit eines Geſchichtſchreibers, wenn andere Geſchichtſchreiber und Nachrichten in eben dem Zeitalter mit eben demſelben uͤbereinſtimmen, ohne daß ſie ihre Nachrichten von demſelben geborget zu ha- ben ſcheinen. Man muß ohne alles Bedenken ein- raͤumen, daß die Geſchichtſchreiber faſt aller Voͤlker des Erdbodens unſerer jetzigen Bewohnung und Be- voͤlkerung des Erdcoͤrpers eine unermeßlich laͤngere Zeitrechnung beylegen, als die Juden, und hierinn mit dem Herodot vollkommen uͤbereinſtimmen. Die Aſſyrer hatten noch vor Endigung ihres großen Rei- ches eine Zeitrechnung, die ſich uͤber zweymahl hun- dert-

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Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/214>, abgerufen am 24.11.2024.