Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

IV. Abschn. Erweis, daß in dem Mittelpunct
erhoben worden sind. Diese Felsenmauern, diese dar-
zwischen liegende enge Thäler sind nichts als große
Spalten und Risse, welche die Felsen durch die Ge-
walt des unterirrdischen Feuers bey ihrer Emporhe-
bung bekommen haben, und die höchst wahrscheinlich
unten in der Erde in einen spitzen Winkel zusammen-
laufen. Die nachfolgenden häufigen Ueberschwem-
mungen haben diese Spalten bis über die Hälfte mit
Stein- und Erdarten angefüllet, wodurch also die en-
gen Thäler entstanden sind, welche wir jetzo zwischen
diesen Felsenmauern wahrnehmen.

Wenn ein Gebirge zwar in seinen Mittel- und
Vorgebirgen viele Dammerde und Steinschichten von
Flötzgebirgen hat, dennoch aber oben viel rauhe Felsen
zeiget, oder gar auf dieser oder jener Seite jähe Ab-
gründe von Felsen an sich wahrnehmen läßt; so kann
man ein solches Gebirge zu dem mittlern Zeitalter des
Erdcörpers rechnen. Man wird dadurch genugsam
überzeuget, daß die Oberfläche der Erde seit des Da-
seyns dieses Gebirges viele Ueberschwemmungen aus-
gestanden hat; allein, sie haben sich dennoch nicht so
häufig ereignet, daß alle Abgründe dieser Felsengebir-
ge hätten ausgefüllet, und mit Mittel- und Vorgebir-
gen durch die Ueberschwemmungen allenthalben hätten
vergrößert werden können.

Diejenigen Gebirge, welche bloß aus Erd- und
Steinschichten, wie die Flötzgebirge bestehen, auf al-
len Seiten sanft aufsteigen, und nur etwan oben in ih-
rem Gipfel einige Felsenspitzen zeigen, sind die neuern
Wirkungen des unterirrdischen Feuers in seinem letz-

tern

IV. Abſchn. Erweis, daß in dem Mittelpunct
erhoben worden ſind. Dieſe Felſenmauern, dieſe dar-
zwiſchen liegende enge Thaͤler ſind nichts als große
Spalten und Riſſe, welche die Felſen durch die Ge-
walt des unterirrdiſchen Feuers bey ihrer Emporhe-
bung bekommen haben, und die hoͤchſt wahrſcheinlich
unten in der Erde in einen ſpitzen Winkel zuſammen-
laufen. Die nachfolgenden haͤufigen Ueberſchwem-
mungen haben dieſe Spalten bis uͤber die Haͤlfte mit
Stein- und Erdarten angefuͤllet, wodurch alſo die en-
gen Thaͤler entſtanden ſind, welche wir jetzo zwiſchen
dieſen Felſenmauern wahrnehmen.

Wenn ein Gebirge zwar in ſeinen Mittel- und
Vorgebirgen viele Dammerde und Steinſchichten von
Floͤtzgebirgen hat, dennoch aber oben viel rauhe Felſen
zeiget, oder gar auf dieſer oder jener Seite jaͤhe Ab-
gruͤnde von Felſen an ſich wahrnehmen laͤßt; ſo kann
man ein ſolches Gebirge zu dem mittlern Zeitalter des
Erdcoͤrpers rechnen. Man wird dadurch genugſam
uͤberzeuget, daß die Oberflaͤche der Erde ſeit des Da-
ſeyns dieſes Gebirges viele Ueberſchwemmungen aus-
geſtanden hat; allein, ſie haben ſich dennoch nicht ſo
haͤufig ereignet, daß alle Abgruͤnde dieſer Felſengebir-
ge haͤtten ausgefuͤllet, und mit Mittel- und Vorgebir-
gen durch die Ueberſchwemmungen allenthalben haͤtten
vergroͤßert werden koͤnnen.

Diejenigen Gebirge, welche bloß aus Erd- und
Steinſchichten, wie die Floͤtzgebirge beſtehen, auf al-
len Seiten ſanft aufſteigen, und nur etwan oben in ih-
rem Gipfel einige Felſenſpitzen zeigen, ſind die neuern
Wirkungen des unterirrdiſchen Feuers in ſeinem letz-

tern
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0168" n="140"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IV.</hi> Ab&#x017F;chn. Erweis, daß in dem Mittelpunct</hi></fw><lb/>
erhoben worden &#x017F;ind. Die&#x017F;e Fel&#x017F;enmauern, die&#x017F;e dar-<lb/>
zwi&#x017F;chen liegende enge Tha&#x0364;ler &#x017F;ind nichts als große<lb/>
Spalten und Ri&#x017F;&#x017F;e, welche die Fel&#x017F;en durch die Ge-<lb/>
walt des unterirrdi&#x017F;chen Feuers bey ihrer Emporhe-<lb/>
bung bekommen haben, und die ho&#x0364;ch&#x017F;t wahr&#x017F;cheinlich<lb/>
unten in der Erde in einen &#x017F;pitzen Winkel zu&#x017F;ammen-<lb/>
laufen. Die nachfolgenden ha&#x0364;ufigen Ueber&#x017F;chwem-<lb/>
mungen haben die&#x017F;e Spalten bis u&#x0364;ber die Ha&#x0364;lfte mit<lb/>
Stein- und Erdarten angefu&#x0364;llet, wodurch al&#x017F;o die en-<lb/>
gen Tha&#x0364;ler ent&#x017F;tanden &#x017F;ind, welche wir jetzo zwi&#x017F;chen<lb/>
die&#x017F;en Fel&#x017F;enmauern wahrnehmen.</p><lb/>
          <p>Wenn ein Gebirge zwar in &#x017F;einen Mittel- und<lb/>
Vorgebirgen viele Dammerde und Stein&#x017F;chichten von<lb/>
Flo&#x0364;tzgebirgen hat, dennoch aber oben viel rauhe Fel&#x017F;en<lb/>
zeiget, oder gar auf die&#x017F;er oder jener Seite ja&#x0364;he Ab-<lb/>
gru&#x0364;nde von Fel&#x017F;en an &#x017F;ich wahrnehmen la&#x0364;ßt; &#x017F;o kann<lb/>
man ein &#x017F;olches Gebirge zu dem mittlern Zeitalter des<lb/>
Erdco&#x0364;rpers rechnen. Man wird dadurch genug&#x017F;am<lb/>
u&#x0364;berzeuget, daß die Oberfla&#x0364;che der Erde &#x017F;eit des Da-<lb/>
&#x017F;eyns die&#x017F;es Gebirges viele Ueber&#x017F;chwemmungen aus-<lb/>
ge&#x017F;tanden hat; allein, &#x017F;ie haben &#x017F;ich dennoch nicht &#x017F;o<lb/>
ha&#x0364;ufig ereignet, daß alle Abgru&#x0364;nde die&#x017F;er Fel&#x017F;engebir-<lb/>
ge ha&#x0364;tten ausgefu&#x0364;llet, und mit Mittel- und Vorgebir-<lb/>
gen durch die Ueber&#x017F;chwemmungen allenthalben ha&#x0364;tten<lb/>
vergro&#x0364;ßert werden ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
          <p>Diejenigen Gebirge, welche bloß aus Erd- und<lb/>
Stein&#x017F;chichten, wie die Flo&#x0364;tzgebirge be&#x017F;tehen, auf al-<lb/>
len Seiten &#x017F;anft auf&#x017F;teigen, und nur etwan oben in ih-<lb/>
rem Gipfel einige Fel&#x017F;en&#x017F;pitzen zeigen, &#x017F;ind die neuern<lb/>
Wirkungen des unterirrdi&#x017F;chen Feuers in &#x017F;einem letz-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">tern</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[140/0168] IV. Abſchn. Erweis, daß in dem Mittelpunct erhoben worden ſind. Dieſe Felſenmauern, dieſe dar- zwiſchen liegende enge Thaͤler ſind nichts als große Spalten und Riſſe, welche die Felſen durch die Ge- walt des unterirrdiſchen Feuers bey ihrer Emporhe- bung bekommen haben, und die hoͤchſt wahrſcheinlich unten in der Erde in einen ſpitzen Winkel zuſammen- laufen. Die nachfolgenden haͤufigen Ueberſchwem- mungen haben dieſe Spalten bis uͤber die Haͤlfte mit Stein- und Erdarten angefuͤllet, wodurch alſo die en- gen Thaͤler entſtanden ſind, welche wir jetzo zwiſchen dieſen Felſenmauern wahrnehmen. Wenn ein Gebirge zwar in ſeinen Mittel- und Vorgebirgen viele Dammerde und Steinſchichten von Floͤtzgebirgen hat, dennoch aber oben viel rauhe Felſen zeiget, oder gar auf dieſer oder jener Seite jaͤhe Ab- gruͤnde von Felſen an ſich wahrnehmen laͤßt; ſo kann man ein ſolches Gebirge zu dem mittlern Zeitalter des Erdcoͤrpers rechnen. Man wird dadurch genugſam uͤberzeuget, daß die Oberflaͤche der Erde ſeit des Da- ſeyns dieſes Gebirges viele Ueberſchwemmungen aus- geſtanden hat; allein, ſie haben ſich dennoch nicht ſo haͤufig ereignet, daß alle Abgruͤnde dieſer Felſengebir- ge haͤtten ausgefuͤllet, und mit Mittel- und Vorgebir- gen durch die Ueberſchwemmungen allenthalben haͤtten vergroͤßert werden koͤnnen. Diejenigen Gebirge, welche bloß aus Erd- und Steinſchichten, wie die Floͤtzgebirge beſtehen, auf al- len Seiten ſanft aufſteigen, und nur etwan oben in ih- rem Gipfel einige Felſenſpitzen zeigen, ſind die neuern Wirkungen des unterirrdiſchen Feuers in ſeinem letz- tern

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/168
Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/168>, abgerufen am 01.05.2024.