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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

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Schichten des Erdcörpers.
Sache annehmen, sehen sich genöthiget, sich von der
Sündfluth Vorstellungen zu machen, die sehr wider-
sinnisch und ungereimt sind. Sie glauben, daß die
Wasser der Sündfluth allen Sand und Erde auf dem
Erdcörper losgeweicht, aufgerühret, und in sich ge-
nommen haben. Diese Wirkung der Sündfluth ist
sowohl demjenigen gerade entgegen, was wir in allen
andern ähnlichen Fällen von der Wirkung der höchsten
Wasser wahrnehmen, als an sich selbst ohnmöglich.
Das Wasser eines ziemlich tiefen Flusses oder Stroh-
mes weichet den Sand und Erdreich nicht einen Fuß
tief unten in seinem Bette auf; und so gar die Feuch-
tigkeit von dem Wasser des Flusses, wenn der Boden
aus fester Erde, und nicht aus Sande bestehet, trin-
get nicht über zwey Fuß tief in den Boden seines Bet-
tes ein.

Wir wissen dieses aus der Erfahrung, indem es
schon Fälle gegeben hat, daß man Bergstollen unter
dem Bette eines ziemlich ansehnlichen Flusses hinweg
zu führen genöthiget worden ist, ohne daß deshalb das
Wasser des Flusses in den Stollen geflossen wäre, oder
nur hineingetröpfelt hätte. Wenn die Wasser der
Sündfluth die Wirkung hätten haben können, das
unter ihnen stehende Erdreich sehr tief loszuweichen
und aufzurühren; so müßte sich ja dieses noch jetzo in
dem Grunde des Meeres, wenigstens verhältnißmäs-
sig, ereignen, zumahl da die Meere von denen Stür-
men zu sehr beweget werden. Allein, unsere Tau-
cher, welche Corallen, Perlenmuscheln, oder verun-
glückte Güter aus dem Grunde des Meeres heraus-
holen, finden fast allenthalben einen festen Grund;

und
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Schichten des Erdcoͤrpers.
Sache annehmen, ſehen ſich genoͤthiget, ſich von der
Suͤndfluth Vorſtellungen zu machen, die ſehr wider-
ſinniſch und ungereimt ſind. Sie glauben, daß die
Waſſer der Suͤndfluth allen Sand und Erde auf dem
Erdcoͤrper losgeweicht, aufgeruͤhret, und in ſich ge-
nommen haben. Dieſe Wirkung der Suͤndfluth iſt
ſowohl demjenigen gerade entgegen, was wir in allen
andern aͤhnlichen Faͤllen von der Wirkung der hoͤchſten
Waſſer wahrnehmen, als an ſich ſelbſt ohnmoͤglich.
Das Waſſer eines ziemlich tiefen Fluſſes oder Stroh-
mes weichet den Sand und Erdreich nicht einen Fuß
tief unten in ſeinem Bette auf; und ſo gar die Feuch-
tigkeit von dem Waſſer des Fluſſes, wenn der Boden
aus feſter Erde, und nicht aus Sande beſtehet, trin-
get nicht uͤber zwey Fuß tief in den Boden ſeines Bet-
tes ein.

Wir wiſſen dieſes aus der Erfahrung, indem es
ſchon Faͤlle gegeben hat, daß man Bergſtollen unter
dem Bette eines ziemlich anſehnlichen Fluſſes hinweg
zu fuͤhren genoͤthiget worden iſt, ohne daß deshalb das
Waſſer des Fluſſes in den Stollen gefloſſen waͤre, oder
nur hineingetroͤpfelt haͤtte. Wenn die Waſſer der
Suͤndfluth die Wirkung haͤtten haben koͤnnen, das
unter ihnen ſtehende Erdreich ſehr tief loszuweichen
und aufzuruͤhren; ſo muͤßte ſich ja dieſes noch jetzo in
dem Grunde des Meeres, wenigſtens verhaͤltnißmaͤſ-
ſig, ereignen, zumahl da die Meere von denen Stuͤr-
men zu ſehr beweget werden. Allein, unſere Tau-
cher, welche Corallen, Perlenmuſcheln, oder verun-
gluͤckte Guͤter aus dem Grunde des Meeres heraus-
holen, finden faſt allenthalben einen feſten Grund;

und
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[89/0117] Schichten des Erdcoͤrpers. Sache annehmen, ſehen ſich genoͤthiget, ſich von der Suͤndfluth Vorſtellungen zu machen, die ſehr wider- ſinniſch und ungereimt ſind. Sie glauben, daß die Waſſer der Suͤndfluth allen Sand und Erde auf dem Erdcoͤrper losgeweicht, aufgeruͤhret, und in ſich ge- nommen haben. Dieſe Wirkung der Suͤndfluth iſt ſowohl demjenigen gerade entgegen, was wir in allen andern aͤhnlichen Faͤllen von der Wirkung der hoͤchſten Waſſer wahrnehmen, als an ſich ſelbſt ohnmoͤglich. Das Waſſer eines ziemlich tiefen Fluſſes oder Stroh- mes weichet den Sand und Erdreich nicht einen Fuß tief unten in ſeinem Bette auf; und ſo gar die Feuch- tigkeit von dem Waſſer des Fluſſes, wenn der Boden aus feſter Erde, und nicht aus Sande beſtehet, trin- get nicht uͤber zwey Fuß tief in den Boden ſeines Bet- tes ein. Wir wiſſen dieſes aus der Erfahrung, indem es ſchon Faͤlle gegeben hat, daß man Bergſtollen unter dem Bette eines ziemlich anſehnlichen Fluſſes hinweg zu fuͤhren genoͤthiget worden iſt, ohne daß deshalb das Waſſer des Fluſſes in den Stollen gefloſſen waͤre, oder nur hineingetroͤpfelt haͤtte. Wenn die Waſſer der Suͤndfluth die Wirkung haͤtten haben koͤnnen, das unter ihnen ſtehende Erdreich ſehr tief loszuweichen und aufzuruͤhren; ſo muͤßte ſich ja dieſes noch jetzo in dem Grunde des Meeres, wenigſtens verhaͤltnißmaͤſ- ſig, ereignen, zumahl da die Meere von denen Stuͤr- men zu ſehr beweget werden. Allein, unſere Tau- cher, welche Corallen, Perlenmuſcheln, oder verun- gluͤckte Guͤter aus dem Grunde des Meeres heraus- holen, finden faſt allenthalben einen feſten Grund; und F 5

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Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/117>, abgerufen am 24.11.2024.