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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758.

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und dem Nutzen der Manuf. u. Fabriken.
Man hat hin und wieder von dieser Art des Handels
allzugünstige Begriffe, und wendet alle ersinnliche
Maaßregeln an, sich denselben zu verschaffen. Das
Beyspiel der Holländer, die durch diesen Handel reich
geworden sind, ist Ursache, daß man sich eine große
Vorstellung davon macht. Allein die Holländer ha-
ben sich diesen Handel erworben, als die übrigen
Europäischen Nationen noch schlechte Begriffe von
denen Commercien hatten und hierinnen ihren wahren
Vortheil wenig einsahen. Wenn es nicht zu läugnen
ist, daß der holländische Handel in diesem Jahrhun-
derte sehr in Abnahme gerathen ist; so ist es haupt-
sächlich von dieser Art der Commercien zu verstehen;
und da heute zu Tage alle Nationen auf die Hand-
lungsvortheile aufmerksam sind; so ist es zu vermu-
then, daß sie diese Art der Handlung ganz und gar
einbüßen und daß bloß ihre Manufacturen und Fabri-
ken und insonderheit die Producte aus ihren weitläufti-
gen Besitzungen in Ostindien ihre Commercien vor
dem gänzlichen Verfall schützen werden. Je aufge-
klährter also heutiges Tages die Einsichten in dem Com-
mercien wesen sind, und je mehr sich ietzo alle Nationen
bemühen, selbst unmittelbar Handlung und Schiffarth
zu treiben, destoweniger kann sich zu unsern Zeiten ein
Volk Rechnung machen, durch diesen Weg zu blühen-
den Commercien zu gelangen.

Es bleibet demnach nichts als die dritte Art des3) Der Ver-
kauf der
Landespro-
ducte ver-

Handels übrig, der sich auf die eigenen Landesproducte

gründet,
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und dem Nutzen der Manuf. u. Fabriken.
Man hat hin und wieder von dieſer Art des Handels
allzuguͤnſtige Begriffe, und wendet alle erſinnliche
Maaßregeln an, ſich denſelben zu verſchaffen. Das
Beyſpiel der Hollaͤnder, die durch dieſen Handel reich
geworden ſind, iſt Urſache, daß man ſich eine große
Vorſtellung davon macht. Allein die Hollaͤnder ha-
ben ſich dieſen Handel erworben, als die uͤbrigen
Europaͤiſchen Nationen noch ſchlechte Begriffe von
denen Commercien hatten und hierinnen ihren wahren
Vortheil wenig einſahen. Wenn es nicht zu laͤugnen
iſt, daß der hollaͤndiſche Handel in dieſem Jahrhun-
derte ſehr in Abnahme gerathen iſt; ſo iſt es haupt-
ſaͤchlich von dieſer Art der Commercien zu verſtehen;
und da heute zu Tage alle Nationen auf die Hand-
lungsvortheile aufmerkſam ſind; ſo iſt es zu vermu-
then, daß ſie dieſe Art der Handlung ganz und gar
einbuͤßen und daß bloß ihre Manufacturen und Fabri-
ken und inſonderheit die Producte aus ihren weitlaͤufti-
gen Beſitzungen in Oſtindien ihre Commercien vor
dem gaͤnzlichen Verfall ſchuͤtzen werden. Je aufge-
klaͤhrter alſo heutiges Tages die Einſichten in dem Com-
mercien weſen ſind, und je mehr ſich ietzo alle Nationen
bemuͤhen, ſelbſt unmittelbar Handlung und Schiffarth
zu treiben, deſtoweniger kann ſich zu unſern Zeiten ein
Volk Rechnung machen, durch dieſen Weg zu bluͤhen-
den Commercien zu gelangen.

Es bleibet demnach nichts als die dritte Art des3) Der Ver-
kauf der
Landespro-
ducte ver-

Handels uͤbrig, der ſich auf die eigenen Landesproducte

gruͤndet,
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[25/0053] und dem Nutzen der Manuf. u. Fabriken. Man hat hin und wieder von dieſer Art des Handels allzuguͤnſtige Begriffe, und wendet alle erſinnliche Maaßregeln an, ſich denſelben zu verſchaffen. Das Beyſpiel der Hollaͤnder, die durch dieſen Handel reich geworden ſind, iſt Urſache, daß man ſich eine große Vorſtellung davon macht. Allein die Hollaͤnder ha- ben ſich dieſen Handel erworben, als die uͤbrigen Europaͤiſchen Nationen noch ſchlechte Begriffe von denen Commercien hatten und hierinnen ihren wahren Vortheil wenig einſahen. Wenn es nicht zu laͤugnen iſt, daß der hollaͤndiſche Handel in dieſem Jahrhun- derte ſehr in Abnahme gerathen iſt; ſo iſt es haupt- ſaͤchlich von dieſer Art der Commercien zu verſtehen; und da heute zu Tage alle Nationen auf die Hand- lungsvortheile aufmerkſam ſind; ſo iſt es zu vermu- then, daß ſie dieſe Art der Handlung ganz und gar einbuͤßen und daß bloß ihre Manufacturen und Fabri- ken und inſonderheit die Producte aus ihren weitlaͤufti- gen Beſitzungen in Oſtindien ihre Commercien vor dem gaͤnzlichen Verfall ſchuͤtzen werden. Je aufge- klaͤhrter alſo heutiges Tages die Einſichten in dem Com- mercien weſen ſind, und je mehr ſich ietzo alle Nationen bemuͤhen, ſelbſt unmittelbar Handlung und Schiffarth zu treiben, deſtoweniger kann ſich zu unſern Zeiten ein Volk Rechnung machen, durch dieſen Weg zu bluͤhen- den Commercien zu gelangen. Es bleibet demnach nichts als die dritte Art des Handels uͤbrig, der ſich auf die eigenen Landesproducte gruͤndet, 3) Der Ver- kauf der Landespro- ducte ver- B 5

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Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_abhandlung01_1758/53>, abgerufen am 24.11.2024.