thungen aufzustellen, die auf Vernunft und Analogie, auf Glaube und Offenbarung gegründet, und wenigstens zuverlässig der wahren Gestalt des ewigen Lebens nicht zuwider sind: wenn nur ein Nutzen dadurch bezweckt wird, den man doch gewiß nicht läugnen kann.
Um nun auch ein Wort von der Form zu sprechen, so weiß ich zwar recht gut, daß der Hexameter nicht der dramatischen Poesie angehört; aber durch seinen majestätischen Gang, durch seine Würde und Fülle scheint er mir für solche Gedichte sehr passend, auch ohne mich auf Stillings Lavater zu beru- fen. Einige Namen habe ich aus Stillings Geistersce- nen beibehalten, theils weil sie schon bekannt sind, theils weil ich eine Neuerung hier für unnöthig halte.
Einige eigenthümliche Vorstellungen und Muthmaßungen in dem Gedichte wird der Leser nicht verkennen.
Erklärung der Namen.
-- Elgamar: -- Gott hat vollendet.
Ischchail: -- Mann der Kraft.
Israel: -- Gottes Kämpfer.
Betachjah: -- der auf den Herrn vertraut.
Ohephiah: -- der Gott liebt.
Anmerk. 1. Ich lasse Stilling bei seinem Erwachen vom Tod nicht erstaunend ausrufen: Wo bin ich? War ich nicht noch eben krank? etc. weil ich glaube, daß er, als ein im Geisterreich so bewanderter Mann, und auf diesen Augenblick so lange gefaßt, nicht so sehr überrascht worden sey, wenn auch die Wirklichkeit seine Erwartung weit übertraf.
Anmerk. 2. Den Todesengel denke ich mir nicht als einen in Schauer gehüllten Diener Gottes, sondern in einer mehr freundlichen Gestalt; denn seine Verrichtung ist für den Menschen immer wohlthätig; den Gerechten führt er zur Vergeltung, den Gottlosen hält er von fernerer Versündigung ab.
thungen aufzuſtellen, die auf Vernunft und Analogie, auf Glaube und Offenbarung gegruͤndet, und wenigſtens zuverlaͤſſig der wahren Geſtalt des ewigen Lebens nicht zuwider ſind: wenn nur ein Nutzen dadurch bezweckt wird, den man doch gewiß nicht laͤugnen kann.
Um nun auch ein Wort von der Form zu ſprechen, ſo weiß ich zwar recht gut, daß der Hexameter nicht der dramatiſchen Poeſie angehoͤrt; aber durch ſeinen majeſtaͤtiſchen Gang, durch ſeine Wuͤrde und Fuͤlle ſcheint er mir fuͤr ſolche Gedichte ſehr paſſend, auch ohne mich auf Stillings Lavater zu beru- fen. Einige Namen habe ich aus Stillings Geiſterſce- nen beibehalten, theils weil ſie ſchon bekannt ſind, theils weil ich eine Neuerung hier fuͤr unnoͤthig halte.
Einige eigenthuͤmliche Vorſtellungen und Muthmaßungen in dem Gedichte wird der Leſer nicht verkennen.
Erklärung der Namen.
— Elgamar: — Gott hat vollendet.
Iſchchail: — Mann der Kraft.
Iſrael: — Gottes Kämpfer.
Betachjah: — der auf den Herrn vertraut.
Ohephiah: — der Gott liebt.
Anmerk. 1. Ich laſſe Stilling bei ſeinem Erwachen vom Tod nicht erſtaunend ausrufen: Wo bin ich? War ich nicht noch eben krank? ꝛc. weil ich glaube, daß er, als ein im Geiſterreich ſo bewanderter Mann, und auf dieſen Augenblick ſo lange gefaßt, nicht ſo ſehr überraſcht worden ſey, wenn auch die Wirklichkeit ſeine Erwartung weit übertraf.
Anmerk. 2. Den Todesengel denke ich mir nicht als einen in Schauer gehüllten Diener Gottes, ſondern in einer mehr freundlichen Geſtalt; denn ſeine Verrichtung iſt für den Menſchen immer wohlthätig; den Gerechten führt er zur Vergeltung, den Gottloſen hält er von fernerer Verſündigung ab.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0680"n="670"/>
thungen aufzuſtellen, die auf Vernunft und Analogie, auf Glaube<lb/>
und Offenbarung gegruͤndet, und wenigſtens zuverlaͤſſig der<lb/><hirendition="#g">wahren</hi> Geſtalt des ewigen Lebens nicht <hirendition="#g">zuwider</hi>ſind: wenn<lb/>
nur ein Nutzen dadurch bezweckt wird, den man doch gewiß nicht<lb/>
laͤugnen kann.</p><lb/><p>Um nun auch ein Wort von der <hirendition="#g">Form</hi> zu ſprechen, ſo weiß<lb/>
ich zwar recht gut, daß der Hexameter nicht der dramatiſchen<lb/>
Poeſie angehoͤrt; aber durch ſeinen majeſtaͤtiſchen Gang, durch<lb/>ſeine Wuͤrde und Fuͤlle ſcheint er mir fuͤr ſolche Gedichte ſehr<lb/>
paſſend, auch ohne mich auf <hirendition="#g">Stillings Lavater</hi> zu beru-<lb/>
fen. Einige Namen habe ich aus <hirendition="#g">Stillings Geiſterſce-<lb/>
nen</hi> beibehalten, theils weil ſie ſchon bekannt ſind, theils weil<lb/>
ich eine Neuerung hier fuͤr unnoͤthig halte.</p><lb/><p>Einige eigenthuͤmliche Vorſtellungen und Muthmaßungen in<lb/>
dem Gedichte wird der Leſer nicht verkennen.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><castList><head><hirendition="#g">Erklärung der Namen</hi>.</head><lb/><castItemxml:id="ELG">—<lb/><hirendition="#g">Elgamar</hi>: — Gott hat vollendet.</castItem><lb/><castItemxml:id="ISCH"><hirendition="#g">Iſchchail</hi>: — Mann der Kraft.</castItem><lb/><castItemxml:id="ISR"><hirendition="#g">Iſrael</hi>: — Gottes Kämpfer.</castItem><lb/><castItemxml:id="BET"><hirendition="#g">Betachjah</hi>: — der auf den Herrn vertraut.</castItem><lb/><castItemxml:id="STI"><hirendition="#g">Ohephiah</hi>: — der Gott liebt.</castItem></castList><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p><hirendition="#g">Anmerk</hi>. 1. Ich laſſe <hirendition="#g">Stilling</hi> bei ſeinem Erwachen vom<lb/>
Tod nicht erſtaunend ausrufen: <hirendition="#g">Wo bin ich? War ich nicht<lb/>
noch eben krank</hi>? ꝛc. weil ich glaube, daß er, als ein im<lb/>
Geiſterreich ſo bewanderter Mann, und auf dieſen Augenblick ſo<lb/>
lange gefaßt, nicht ſo ſehr überraſcht worden ſey, wenn auch die<lb/>
Wirklichkeit ſeine Erwartung weit übertraf.</p><lb/><p><hirendition="#g">Anmerk</hi>. 2. Den Todesengel denke ich mir nicht als einen<lb/>
in Schauer gehüllten Diener <hirendition="#g">Gottes</hi>, ſondern in einer mehr<lb/>
freundlichen Geſtalt; denn ſeine Verrichtung iſt für den Menſchen<lb/>
immer wohlthätig; den Gerechten führt er zur Vergeltung, den<lb/>
Gottloſen hält er von fernerer Verſündigung ab.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></body></text></TEI>
[670/0680]
thungen aufzuſtellen, die auf Vernunft und Analogie, auf Glaube
und Offenbarung gegruͤndet, und wenigſtens zuverlaͤſſig der
wahren Geſtalt des ewigen Lebens nicht zuwider ſind: wenn
nur ein Nutzen dadurch bezweckt wird, den man doch gewiß nicht
laͤugnen kann.
Um nun auch ein Wort von der Form zu ſprechen, ſo weiß
ich zwar recht gut, daß der Hexameter nicht der dramatiſchen
Poeſie angehoͤrt; aber durch ſeinen majeſtaͤtiſchen Gang, durch
ſeine Wuͤrde und Fuͤlle ſcheint er mir fuͤr ſolche Gedichte ſehr
paſſend, auch ohne mich auf Stillings Lavater zu beru-
fen. Einige Namen habe ich aus Stillings Geiſterſce-
nen beibehalten, theils weil ſie ſchon bekannt ſind, theils weil
ich eine Neuerung hier fuͤr unnoͤthig halte.
Einige eigenthuͤmliche Vorſtellungen und Muthmaßungen in
dem Gedichte wird der Leſer nicht verkennen.
Erklärung der Namen.
—
Elgamar: — Gott hat vollendet.
Iſchchail: — Mann der Kraft.
Iſrael: — Gottes Kämpfer.
Betachjah: — der auf den Herrn vertraut.
Ohephiah: — der Gott liebt.
Anmerk. 1. Ich laſſe Stilling bei ſeinem Erwachen vom
Tod nicht erſtaunend ausrufen: Wo bin ich? War ich nicht
noch eben krank? ꝛc. weil ich glaube, daß er, als ein im
Geiſterreich ſo bewanderter Mann, und auf dieſen Augenblick ſo
lange gefaßt, nicht ſo ſehr überraſcht worden ſey, wenn auch die
Wirklichkeit ſeine Erwartung weit übertraf.
Anmerk. 2. Den Todesengel denke ich mir nicht als einen
in Schauer gehüllten Diener Gottes, ſondern in einer mehr
freundlichen Geſtalt; denn ſeine Verrichtung iſt für den Menſchen
immer wohlthätig; den Gerechten führt er zur Vergeltung, den
Gottloſen hält er von fernerer Verſündigung ab.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
1835 als Bd. 1 der posthumen gesammelten Schrifte… [mehr]
1835 als Bd. 1 der posthumen gesammelten Schriften erschienen. Für das DTA wurde aus Gründen der besseren Verfügbarkeit dieses Exemplar statt der Erstauflage (ersch. 1777-1804 bzw. 1817, in fünf bzw. sechs Einzelbänden) digitalisiert.
Jung-Stilling, Johann Heinrich: Lebensgeschichte. Stuttgart, 1835, S. 670. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jung_lebensgeschichte_1835/680>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.