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Jung-Stilling, Johann Heinrich: Lebensgeschichte. Stuttgart, 1835.

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es ziemt uns nicht, die Gnadenbezeugungen aller der gütigen
Erhabenen zu nennen, so gerne wir auch unser Dankgefühl laut
aussprechen möchten.

Aber übergehen dürfen wir nicht ein Verhältniß, welches zu-
nächst in Stillings religiöses Leben gehört. Das war die Freund-
schaft zwischen ihm und dem verewigten Großherzog von Baden,
Karl Friedrich, welche schon seit langen Jahren bestand. Beide
waren Freunde und Christen seltner Art; wer sie beide sah, glaubte
in ihnen eine apostolische Würde zu erblicken. Jung-Stilling ist
bekannt, aber auch Karl Friedrich, und wer je das Glück hatte,
in dieses Fürsten- und Christengemüth zu schauen, besitzt eine
bleibende Seelenfreude. Sie waren beide durch ihr innerstes We-
sen zu einander hingezogen, und so war unter ihnen eine Freund-
schaft der seltensten Art erwachsen. Auch blieb das Heiligthum
derselben bei der großen äußern Verschiedenheit durch den gegen-
seitigen Edelsinn rein bewahrt, und wurde nicht durch die min-
deste fremdartige Einmischung entweiht. Oft dachte Jung-Stil-
ling im Kreise seiner Familie an den hochgefeierten Herrn mit
Thränen, und heilig würde schon darum den Seinigen das An-
denken dieses Fürsten seyn. Auch die ausgezeichnete Gnade, welche
ihm Höchstdesselben erhabener Nachfolger, der Großherzog Karl
erwiesen, erfüllte das Herz unsers Vaters mit der gerührtesten
Dankbarkeit bis über das Grab. Und der Dank gegen dieses
hohe und liebe Fürst nhaus ist für Jung-Stillings Kinder und
Kindeskinder ein glückliches Erbtheil.

Wir möchten allen Freunden Stillings nah und ferne sagen,
daß wir sein Andenken dadurch ehren, wenn wir im Herzen
behalten, was sie ihm gewesen. Wir glauben seine Stimme
zu vernehmen, wie er ihnen Segen aus dem Lande der Verklä-
rung zuruft.



es ziemt uns nicht, die Gnadenbezeugungen aller der guͤtigen
Erhabenen zu nennen, ſo gerne wir auch unſer Dankgefuͤhl laut
ausſprechen moͤchten.

Aber uͤbergehen duͤrfen wir nicht ein Verhaͤltniß, welches zu-
naͤchſt in Stillings religioͤſes Leben gehoͤrt. Das war die Freund-
ſchaft zwiſchen ihm und dem verewigten Großherzog von Baden,
Karl Friedrich, welche ſchon ſeit langen Jahren beſtand. Beide
waren Freunde und Chriſten ſeltner Art; wer ſie beide ſah, glaubte
in ihnen eine apoſtoliſche Wuͤrde zu erblicken. Jung-Stilling iſt
bekannt, aber auch Karl Friedrich, und wer je das Gluͤck hatte,
in dieſes Fuͤrſten- und Chriſtengemuͤth zu ſchauen, beſitzt eine
bleibende Seelenfreude. Sie waren beide durch ihr innerſtes We-
ſen zu einander hingezogen, und ſo war unter ihnen eine Freund-
ſchaft der ſeltenſten Art erwachſen. Auch blieb das Heiligthum
derſelben bei der großen aͤußern Verſchiedenheit durch den gegen-
ſeitigen Edelſinn rein bewahrt, und wurde nicht durch die min-
deſte fremdartige Einmiſchung entweiht. Oft dachte Jung-Stil-
ling im Kreiſe ſeiner Familie an den hochgefeierten Herrn mit
Thraͤnen, und heilig wuͤrde ſchon darum den Seinigen das An-
denken dieſes Fuͤrſten ſeyn. Auch die ausgezeichnete Gnade, welche
ihm Hoͤchſtdeſſelben erhabener Nachfolger, der Großherzog Karl
erwieſen, erfuͤllte das Herz unſers Vaters mit der geruͤhrteſten
Dankbarkeit bis uͤber das Grab. Und der Dank gegen dieſes
hohe und liebe Fuͤrſt nhaus iſt fuͤr Jung-Stillings Kinder und
Kindeskinder ein gluͤckliches Erbtheil.

Wir moͤchten allen Freunden Stillings nah und ferne ſagen,
daß wir ſein Andenken dadurch ehren, wenn wir im Herzen
behalten, was ſie ihm geweſen. Wir glauben ſeine Stimme
zu vernehmen, wie er ihnen Segen aus dem Lande der Verklaͤ-
rung zuruft.



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[668/0676] es ziemt uns nicht, die Gnadenbezeugungen aller der guͤtigen Erhabenen zu nennen, ſo gerne wir auch unſer Dankgefuͤhl laut ausſprechen moͤchten. Aber uͤbergehen duͤrfen wir nicht ein Verhaͤltniß, welches zu- naͤchſt in Stillings religioͤſes Leben gehoͤrt. Das war die Freund- ſchaft zwiſchen ihm und dem verewigten Großherzog von Baden, Karl Friedrich, welche ſchon ſeit langen Jahren beſtand. Beide waren Freunde und Chriſten ſeltner Art; wer ſie beide ſah, glaubte in ihnen eine apoſtoliſche Wuͤrde zu erblicken. Jung-Stilling iſt bekannt, aber auch Karl Friedrich, und wer je das Gluͤck hatte, in dieſes Fuͤrſten- und Chriſtengemuͤth zu ſchauen, beſitzt eine bleibende Seelenfreude. Sie waren beide durch ihr innerſtes We- ſen zu einander hingezogen, und ſo war unter ihnen eine Freund- ſchaft der ſeltenſten Art erwachſen. Auch blieb das Heiligthum derſelben bei der großen aͤußern Verſchiedenheit durch den gegen- ſeitigen Edelſinn rein bewahrt, und wurde nicht durch die min- deſte fremdartige Einmiſchung entweiht. Oft dachte Jung-Stil- ling im Kreiſe ſeiner Familie an den hochgefeierten Herrn mit Thraͤnen, und heilig wuͤrde ſchon darum den Seinigen das An- denken dieſes Fuͤrſten ſeyn. Auch die ausgezeichnete Gnade, welche ihm Hoͤchſtdeſſelben erhabener Nachfolger, der Großherzog Karl erwieſen, erfuͤllte das Herz unſers Vaters mit der geruͤhrteſten Dankbarkeit bis uͤber das Grab. Und der Dank gegen dieſes hohe und liebe Fuͤrſt nhaus iſt fuͤr Jung-Stillings Kinder und Kindeskinder ein gluͤckliches Erbtheil. Wir moͤchten allen Freunden Stillings nah und ferne ſagen, daß wir ſein Andenken dadurch ehren, wenn wir im Herzen behalten, was ſie ihm geweſen. Wir glauben ſeine Stimme zu vernehmen, wie er ihnen Segen aus dem Lande der Verklaͤ- rung zuruft.

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Zitationshilfe: Jung-Stilling, Johann Heinrich: Lebensgeschichte. Stuttgart, 1835, S. 668. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jung_lebensgeschichte_1835/676>, abgerufen am 19.05.2024.