hung meine zwei ältesten verheiratheten Kinder mit ihren Familien in meine Nähe führte, und so anständig versorgte.
In Marburg, wo ich ebenfalls einige Tage bleiben mußte, besuchte mich Schwarz, um mir die Geschichte seiner Vocation zu erzählen, wobei wir uns dann über die Wichtigkeit seiner Be- stimmung mit großem Ernst unterhielten. Von hier setzten wir nun unsere Reise ohne Aufenthalt bis Heidelberg fort, wo wir am 4. Juli des Abends gesund und nach Leib und Seele gesegnet, ankamen. Bis Weinheim waren uns unsere Mann- heimer und Heidelberger Kinder entgegen gefahren, wo wir dann auch unser Christinchen gesund und genesen antra- fen. Das Alles stimmte nun zum lebhaftesten Dank gegen unsern himmlischen Führer.
Auf dieser mühseligen und gefahrvollen vierteljährigen Reise hatte uns doch die Vorsehung so gnädig geleitet und bewahrt, daß uns auch nicht der geringste Unfall begegnet war, und wenn ich vollends alle die Wohlthaten und Segnungen erzählen wollte, die wir genossen hatten, und die erbaulichen Unterredungen und den himmlischen Umgang mit so vielen begnadigten Kindern Got- tes aus allen Ständen mittheilen könnte, so würde es vielen Le- sern zur Erbauung dienen, allein die Bescheidenheit auf meiner Seite, und das leidige Splitter'chen auf der andern, macht es mir zur Pflicht, davon zu schweigen, aber das kann ich versichern, daß uns beiden diese Reise zu unserer Belehrung und Heiligung ausnehmend beförderlich gewesen.
Unser Aufenthalt in Heidelberg währte dießmal nicht lange: der Kurfürst, der noch immer in Schwetzingen war, ließ mich von Zeit zu Zeit in der Hofequipage zur Tafel holen: einst sagte er während des Essens: "Lieber Freund! ich gehe nun bald nach Baden, Sie müssen mit mir auf einige Wochen dahin gehen, denn ich habe Sie gern in der Nähe." Ich antwortete: Eure Kurfürstliche Durchlaucht haben zu befehlen; im Grund aber erschrack ich, denn woher sollte ich das Geld neh- men, mich einige Wochen in einem solchen stark besuchten Badorte aufzuhalten? Die Reise hatte mir freilich einige hundert Gulden eingetragen, die hatte ich aber nöthig auf die Zukunft und den
hung meine zwei aͤlteſten verheiratheten Kinder mit ihren Familien in meine Naͤhe fuͤhrte, und ſo anſtaͤndig verſorgte.
In Marburg, wo ich ebenfalls einige Tage bleiben mußte, beſuchte mich Schwarz, um mir die Geſchichte ſeiner Vocation zu erzaͤhlen, wobei wir uns dann uͤber die Wichtigkeit ſeiner Be- ſtimmung mit großem Ernſt unterhielten. Von hier ſetzten wir nun unſere Reiſe ohne Aufenthalt bis Heidelberg fort, wo wir am 4. Juli des Abends geſund und nach Leib und Seele geſegnet, ankamen. Bis Weinheim waren uns unſere Mann- heimer und Heidelberger Kinder entgegen gefahren, wo wir dann auch unſer Chriſtinchen geſund und geneſen antra- fen. Das Alles ſtimmte nun zum lebhafteſten Dank gegen unſern himmliſchen Fuͤhrer.
Auf dieſer muͤhſeligen und gefahrvollen vierteljaͤhrigen Reiſe hatte uns doch die Vorſehung ſo gnaͤdig geleitet und bewahrt, daß uns auch nicht der geringſte Unfall begegnet war, und wenn ich vollends alle die Wohlthaten und Segnungen erzaͤhlen wollte, die wir genoſſen hatten, und die erbaulichen Unterredungen und den himmliſchen Umgang mit ſo vielen begnadigten Kindern Got- tes aus allen Staͤnden mittheilen koͤnnte, ſo wuͤrde es vielen Le- ſern zur Erbauung dienen, allein die Beſcheidenheit auf meiner Seite, und das leidige Splitter’chen auf der andern, macht es mir zur Pflicht, davon zu ſchweigen, aber das kann ich verſichern, daß uns beiden dieſe Reiſe zu unſerer Belehrung und Heiligung ausnehmend befoͤrderlich geweſen.
Unſer Aufenthalt in Heidelberg waͤhrte dießmal nicht lange: der Kurfuͤrſt, der noch immer in Schwetzingen war, ließ mich von Zeit zu Zeit in der Hofequipage zur Tafel holen: einſt ſagte er waͤhrend des Eſſens: „Lieber Freund! ich gehe nun bald nach Baden, Sie muͤſſen mit mir auf einige Wochen dahin gehen, denn ich habe Sie gern in der Naͤhe.“ Ich antwortete: Eure Kurfuͤrſtliche Durchlaucht haben zu befehlen; im Grund aber erſchrack ich, denn woher ſollte ich das Geld neh- men, mich einige Wochen in einem ſolchen ſtark beſuchten Badorte aufzuhalten? Die Reiſe hatte mir freilich einige hundert Gulden eingetragen, die hatte ich aber noͤthig auf die Zukunft und den
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hung meine zwei aͤlteſten verheiratheten Kinder mit ihren Familien
in meine Naͤhe fuͤhrte, und ſo anſtaͤndig verſorgte.
In Marburg, wo ich ebenfalls einige Tage bleiben mußte,
beſuchte mich Schwarz, um mir die Geſchichte ſeiner Vocation
zu erzaͤhlen, wobei wir uns dann uͤber die Wichtigkeit ſeiner Be-
ſtimmung mit großem Ernſt unterhielten. Von hier ſetzten wir
nun unſere Reiſe ohne Aufenthalt bis Heidelberg fort, wo
wir am 4. Juli des Abends geſund und nach Leib und Seele
geſegnet, ankamen. Bis Weinheim waren uns unſere Mann-
heimer und Heidelberger Kinder entgegen gefahren, wo
wir dann auch unſer Chriſtinchen geſund und geneſen antra-
fen. Das Alles ſtimmte nun zum lebhafteſten Dank gegen unſern
himmliſchen Fuͤhrer.
Auf dieſer muͤhſeligen und gefahrvollen vierteljaͤhrigen Reiſe
hatte uns doch die Vorſehung ſo gnaͤdig geleitet und bewahrt,
daß uns auch nicht der geringſte Unfall begegnet war, und wenn
ich vollends alle die Wohlthaten und Segnungen erzaͤhlen wollte,
die wir genoſſen hatten, und die erbaulichen Unterredungen und
den himmliſchen Umgang mit ſo vielen begnadigten Kindern Got-
tes aus allen Staͤnden mittheilen koͤnnte, ſo wuͤrde es vielen Le-
ſern zur Erbauung dienen, allein die Beſcheidenheit auf meiner
Seite, und das leidige Splitter’chen auf der andern, macht es
mir zur Pflicht, davon zu ſchweigen, aber das kann ich verſichern,
daß uns beiden dieſe Reiſe zu unſerer Belehrung und Heiligung
ausnehmend befoͤrderlich geweſen.
Unſer Aufenthalt in Heidelberg waͤhrte dießmal nicht
lange: der Kurfuͤrſt, der noch immer in Schwetzingen
war, ließ mich von Zeit zu Zeit in der Hofequipage zur Tafel
holen: einſt ſagte er waͤhrend des Eſſens: „Lieber Freund!
ich gehe nun bald nach Baden, Sie muͤſſen mit
mir auf einige Wochen dahin gehen, denn ich
habe Sie gern in der Naͤhe.“ Ich antwortete: Eure
Kurfuͤrſtliche Durchlaucht haben zu befehlen; im
Grund aber erſchrack ich, denn woher ſollte ich das Geld neh-
men, mich einige Wochen in einem ſolchen ſtark beſuchten Badorte
aufzuhalten? Die Reiſe hatte mir freilich einige hundert Gulden
eingetragen, die hatte ich aber noͤthig auf die Zukunft und den
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1835 als Bd. 1 der posthumen gesammelten Schrifte… [mehr]
1835 als Bd. 1 der posthumen gesammelten Schriften erschienen. Für das DTA wurde aus Gründen der besseren Verfügbarkeit dieses Exemplar statt der Erstauflage (ersch. 1777-1804 bzw. 1817, in fünf bzw. sechs Einzelbänden) digitalisiert.
Jung-Stilling, Johann Heinrich: Lebensgeschichte. Stuttgart, 1835, S. 626. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jung_lebensgeschichte_1835/634>, abgerufen am 28.11.2024.
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