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Jung-Stilling, Johann Heinrich: Lebensgeschichte. Stuttgart, 1835.

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allerhand nützliche Abhandlungen dienen könnte? -- denn er
habe in staatswirthschaftlichen Sachen und Gewerben prak-
tische Erfahrungen gesammelt. Eisenhart schrieb ihm bald
wieder, und versicherte ihn, daß dergleichen Abhandlungen
sehr willkommen seyn würden. Stilling gab sich also ans
Werk und arbeitete eine Schrift nach der andern aus, und
schickte sie dem Herrn Direktor Eisenhart zu, der sie dann
in den Versammlungen zu Rittersburg vorlesen ließ.

Stillings Arbeiten hatten einen ganz unerwarteten Bei-
fall, und er wurde bald mit dem Patent, als auswärtiges
Mitglied der Churpfälzischen staatswirthschaftlichen Gesellschaft,
beehrt. Dieses freute ihn ungemein, denn ob ihm gleich die
ganze Verbindung, sammt der Ehre, die er dadurch genoß,
nichts eintrug, so empfand er doch eine wahre Freude an Be-
schäftigungen von der Art, die ganz unmittelbar zum höchsten
Wohl der Menschheit abzielten.



Stilling hatte von seiner gedruckten Lebensgeschichte und
von seinen Abhandlungen Ehre; er fing nun an, als ein nicht
so ganz unbeliebter Schriftsteller bekannt zu werden; er setzte
also seine Lebensgeschichte fort, bis auf seine Niederlassung in
Schönenthal; dieses Schreiben trug ihm auch Etwas ein, und
erleichterte also seine häusliche Verfassung: allein die Schul-
den blieben immer, und wurden nur in geringerem Maaß
vergrößert. Wer kann sichs aber vorstellen, daß ihm dieses
Werk bei den Schönenthalern den Verdacht der Freigeisterei
zuzog? -- es ist unbegreiflich, aber gewiß wahr; man nannte
ihn einen Romanenhelden und Phantasten, und wollte Grund-
sätze finden, die dem System der reformirten Kirche schnur-
gerade widersprechen, und man erklärte ihn für einen Mann,
der keine Religion habe. -- Diesen Verdacht auszulöschen,
schrieb er die Geschichte des Herrn von Morgen-
than
, allein das half wenig oder gar nichts, er blieb ver-
achtet und ein immerwährender Gegenstand der Lästerung,
die im Herbst des 1777sten Jahres auf den höchsten Gipfel
der Bosheit stieg: Stilling fing nämlich auf Einmal an

allerhand nuͤtzliche Abhandlungen dienen koͤnnte? — denn er
habe in ſtaatswirthſchaftlichen Sachen und Gewerben prak-
tiſche Erfahrungen geſammelt. Eiſenhart ſchrieb ihm bald
wieder, und verſicherte ihn, daß dergleichen Abhandlungen
ſehr willkommen ſeyn wuͤrden. Stilling gab ſich alſo ans
Werk und arbeitete eine Schrift nach der andern aus, und
ſchickte ſie dem Herrn Direktor Eiſenhart zu, der ſie dann
in den Verſammlungen zu Rittersburg vorleſen ließ.

Stillings Arbeiten hatten einen ganz unerwarteten Bei-
fall, und er wurde bald mit dem Patent, als auswaͤrtiges
Mitglied der Churpfaͤlziſchen ſtaatswirthſchaftlichen Geſellſchaft,
beehrt. Dieſes freute ihn ungemein, denn ob ihm gleich die
ganze Verbindung, ſammt der Ehre, die er dadurch genoß,
nichts eintrug, ſo empfand er doch eine wahre Freude an Be-
ſchaͤftigungen von der Art, die ganz unmittelbar zum hoͤchſten
Wohl der Menſchheit abzielten.



Stilling hatte von ſeiner gedruckten Lebensgeſchichte und
von ſeinen Abhandlungen Ehre; er fing nun an, als ein nicht
ſo ganz unbeliebter Schriftſteller bekannt zu werden; er ſetzte
alſo ſeine Lebensgeſchichte fort, bis auf ſeine Niederlaſſung in
Schoͤnenthal; dieſes Schreiben trug ihm auch Etwas ein, und
erleichterte alſo ſeine haͤusliche Verfaſſung: allein die Schul-
den blieben immer, und wurden nur in geringerem Maaß
vergroͤßert. Wer kann ſichs aber vorſtellen, daß ihm dieſes
Werk bei den Schoͤnenthalern den Verdacht der Freigeiſterei
zuzog? — es iſt unbegreiflich, aber gewiß wahr; man nannte
ihn einen Romanenhelden und Phantaſten, und wollte Grund-
ſaͤtze finden, die dem Syſtem der reformirten Kirche ſchnur-
gerade widerſprechen, und man erklaͤrte ihn fuͤr einen Mann,
der keine Religion habe. — Dieſen Verdacht auszuloͤſchen,
ſchrieb er die Geſchichte des Herrn von Morgen-
than
, allein das half wenig oder gar nichts, er blieb ver-
achtet und ein immerwaͤhrender Gegenſtand der Laͤſterung,
die im Herbſt des 1777ſten Jahres auf den hoͤchſten Gipfel
der Bosheit ſtieg: Stilling fing naͤmlich auf Einmal an

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[348/0356] allerhand nuͤtzliche Abhandlungen dienen koͤnnte? — denn er habe in ſtaatswirthſchaftlichen Sachen und Gewerben prak- tiſche Erfahrungen geſammelt. Eiſenhart ſchrieb ihm bald wieder, und verſicherte ihn, daß dergleichen Abhandlungen ſehr willkommen ſeyn wuͤrden. Stilling gab ſich alſo ans Werk und arbeitete eine Schrift nach der andern aus, und ſchickte ſie dem Herrn Direktor Eiſenhart zu, der ſie dann in den Verſammlungen zu Rittersburg vorleſen ließ. Stillings Arbeiten hatten einen ganz unerwarteten Bei- fall, und er wurde bald mit dem Patent, als auswaͤrtiges Mitglied der Churpfaͤlziſchen ſtaatswirthſchaftlichen Geſellſchaft, beehrt. Dieſes freute ihn ungemein, denn ob ihm gleich die ganze Verbindung, ſammt der Ehre, die er dadurch genoß, nichts eintrug, ſo empfand er doch eine wahre Freude an Be- ſchaͤftigungen von der Art, die ganz unmittelbar zum hoͤchſten Wohl der Menſchheit abzielten. Stilling hatte von ſeiner gedruckten Lebensgeſchichte und von ſeinen Abhandlungen Ehre; er fing nun an, als ein nicht ſo ganz unbeliebter Schriftſteller bekannt zu werden; er ſetzte alſo ſeine Lebensgeſchichte fort, bis auf ſeine Niederlaſſung in Schoͤnenthal; dieſes Schreiben trug ihm auch Etwas ein, und erleichterte alſo ſeine haͤusliche Verfaſſung: allein die Schul- den blieben immer, und wurden nur in geringerem Maaß vergroͤßert. Wer kann ſichs aber vorſtellen, daß ihm dieſes Werk bei den Schoͤnenthalern den Verdacht der Freigeiſterei zuzog? — es iſt unbegreiflich, aber gewiß wahr; man nannte ihn einen Romanenhelden und Phantaſten, und wollte Grund- ſaͤtze finden, die dem Syſtem der reformirten Kirche ſchnur- gerade widerſprechen, und man erklaͤrte ihn fuͤr einen Mann, der keine Religion habe. — Dieſen Verdacht auszuloͤſchen, ſchrieb er die Geſchichte des Herrn von Morgen- than, allein das half wenig oder gar nichts, er blieb ver- achtet und ein immerwaͤhrender Gegenſtand der Laͤſterung, die im Herbſt des 1777ſten Jahres auf den hoͤchſten Gipfel der Bosheit ſtieg: Stilling fing naͤmlich auf Einmal an

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Zitationshilfe: Jung-Stilling, Johann Heinrich: Lebensgeschichte. Stuttgart, 1835, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jung_lebensgeschichte_1835/356>, abgerufen am 23.11.2024.