gekannt, und noch immer zertrümmerten sie mit Spott, und der Religion zur Schmach. Jüngling! willst du den wahren Weg gehen, so zeichne dich durch nichts aus, als durch ein rei- nes Leben und edle Handlungen; bekenne Jesum Christum durch eine treue Nachfolge seiner Lehre und seines Lebens, und sprich nur von Ihm, wo es Noth thut und frommt; dann aber schäme dich auch seiner nicht. Traue ihm in jeder Lage deiner Schicksale, und bete zu ihm mit Zuversicht, er wird dich gewiß zum erhabnen Ziel führen!
In diesen Jahren hatte ein großer, thätiger und gewaltig wirkender Geist, der Herr Rath Eisenhart zu Mannheim in der uralten Stadt Rittersburg, in Austrasien, eine staatswirthschaftliche Gesellschaft errichtet; sie bestand aus verschiedenen Gelehrten und verständigen Männern, die sich zu dem Zweck vereinigten, Landwirthschaft, Fabriken und Hand- lung empor zu bringen, und dadurch das Volk, folglich auch den Regenten, zu beglücken. Dieß vortreffliche Institut hatte auch der Kurfürst in Schutz genommen, gestiftet und mit eini- gen Revenüen versehen, um desto zweckmäßiger wirken zu kön- nen. Nun hatte aber diese Gesellschaft eine Siamois-Fabrike angefangen. Eisenhart kannte Stilling, denn dieser hatte ihn bei seiner Durchreise von Straßburg nach Schönenthal besucht; da nun jene Fabrike an letzterem Orte in außeror- dentlichem Flor ist, so schrieb Eisenhart an ihn und er- suchte ihn, sich nach allerhand Handgriffen und Vortheilen, wodurch die Fabrike vervollkommnet werden könnte, zu erkun- digen, und ihn über die Sache zu belehren.
So wohl auch Stillingen jenes Institut gefiel und so sehr er sich darüber freute, so gefährlich schien ihm doch der Auftrag, sich als Spion gebrauchen zu lassen: denn er be- fürchtete mit Grund, die Schönenthaler möchten endlich die Sache erfahren, und dann würde sein Unglück vollends grän- zenlos werden, damit er aber doch zeige, wie sehr er der vor- trefflichen Anstalt zugethan sey, so schrieb er an den Herrn Eisenhart sehr freundschaftlich, und stellte ihm die Gefahr vor, in welche er sich durch einen solchen Schritt stürzen würde, zugleich aber fragte er an, ob er nicht dem Institut durch
gekannt, und noch immer zertruͤmmerten ſie mit Spott, und der Religion zur Schmach. Juͤngling! willſt du den wahren Weg gehen, ſo zeichne dich durch nichts aus, als durch ein rei- nes Leben und edle Handlungen; bekenne Jeſum Chriſtum durch eine treue Nachfolge ſeiner Lehre und ſeines Lebens, und ſprich nur von Ihm, wo es Noth thut und frommt; dann aber ſchaͤme dich auch ſeiner nicht. Traue ihm in jeder Lage deiner Schickſale, und bete zu ihm mit Zuverſicht, er wird dich gewiß zum erhabnen Ziel fuͤhren!
In dieſen Jahren hatte ein großer, thaͤtiger und gewaltig wirkender Geiſt, der Herr Rath Eiſenhart zu Mannheim in der uralten Stadt Rittersburg, in Auſtraſien, eine ſtaatswirthſchaftliche Geſellſchaft errichtet; ſie beſtand aus verſchiedenen Gelehrten und verſtaͤndigen Maͤnnern, die ſich zu dem Zweck vereinigten, Landwirthſchaft, Fabriken und Hand- lung empor zu bringen, und dadurch das Volk, folglich auch den Regenten, zu begluͤcken. Dieß vortreffliche Inſtitut hatte auch der Kurfuͤrſt in Schutz genommen, geſtiftet und mit eini- gen Revenuͤen verſehen, um deſto zweckmaͤßiger wirken zu koͤn- nen. Nun hatte aber dieſe Geſellſchaft eine Siamois-Fabrike angefangen. Eiſenhart kannte Stilling, denn dieſer hatte ihn bei ſeiner Durchreiſe von Straßburg nach Schoͤnenthal beſucht; da nun jene Fabrike an letzterem Orte in außeror- dentlichem Flor iſt, ſo ſchrieb Eiſenhart an ihn und er- ſuchte ihn, ſich nach allerhand Handgriffen und Vortheilen, wodurch die Fabrike vervollkommnet werden koͤnnte, zu erkun- digen, und ihn uͤber die Sache zu belehren.
So wohl auch Stillingen jenes Inſtitut gefiel und ſo ſehr er ſich daruͤber freute, ſo gefaͤhrlich ſchien ihm doch der Auftrag, ſich als Spion gebrauchen zu laſſen: denn er be- fuͤrchtete mit Grund, die Schoͤnenthaler moͤchten endlich die Sache erfahren, und dann wuͤrde ſein Ungluͤck vollends graͤn- zenlos werden, damit er aber doch zeige, wie ſehr er der vor- trefflichen Anſtalt zugethan ſey, ſo ſchrieb er an den Herrn Eiſenhart ſehr freundſchaftlich, und ſtellte ihm die Gefahr vor, in welche er ſich durch einen ſolchen Schritt ſtuͤrzen wuͤrde, zugleich aber fragte er an, ob er nicht dem Inſtitut durch
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gekannt, und noch immer zertruͤmmerten ſie mit Spott, und
der Religion zur Schmach. Juͤngling! willſt du den wahren
Weg gehen, ſo zeichne dich durch nichts aus, als durch ein rei-
nes Leben und edle Handlungen; bekenne Jeſum Chriſtum
durch eine treue Nachfolge ſeiner Lehre und ſeines Lebens, und
ſprich nur von Ihm, wo es Noth thut und frommt; dann
aber ſchaͤme dich auch ſeiner nicht. Traue ihm in jeder Lage
deiner Schickſale, und bete zu ihm mit Zuverſicht, er wird
dich gewiß zum erhabnen Ziel fuͤhren!
In dieſen Jahren hatte ein großer, thaͤtiger und gewaltig
wirkender Geiſt, der Herr Rath Eiſenhart zu Mannheim
in der uralten Stadt Rittersburg, in Auſtraſien, eine
ſtaatswirthſchaftliche Geſellſchaft errichtet; ſie beſtand aus
verſchiedenen Gelehrten und verſtaͤndigen Maͤnnern, die ſich
zu dem Zweck vereinigten, Landwirthſchaft, Fabriken und Hand-
lung empor zu bringen, und dadurch das Volk, folglich auch
den Regenten, zu begluͤcken. Dieß vortreffliche Inſtitut hatte
auch der Kurfuͤrſt in Schutz genommen, geſtiftet und mit eini-
gen Revenuͤen verſehen, um deſto zweckmaͤßiger wirken zu koͤn-
nen. Nun hatte aber dieſe Geſellſchaft eine Siamois-Fabrike
angefangen. Eiſenhart kannte Stilling, denn dieſer hatte
ihn bei ſeiner Durchreiſe von Straßburg nach Schoͤnenthal
beſucht; da nun jene Fabrike an letzterem Orte in außeror-
dentlichem Flor iſt, ſo ſchrieb Eiſenhart an ihn und er-
ſuchte ihn, ſich nach allerhand Handgriffen und Vortheilen,
wodurch die Fabrike vervollkommnet werden koͤnnte, zu erkun-
digen, und ihn uͤber die Sache zu belehren.
So wohl auch Stillingen jenes Inſtitut gefiel und ſo
ſehr er ſich daruͤber freute, ſo gefaͤhrlich ſchien ihm doch der
Auftrag, ſich als Spion gebrauchen zu laſſen: denn er be-
fuͤrchtete mit Grund, die Schoͤnenthaler moͤchten endlich die
Sache erfahren, und dann wuͤrde ſein Ungluͤck vollends graͤn-
zenlos werden, damit er aber doch zeige, wie ſehr er der vor-
trefflichen Anſtalt zugethan ſey, ſo ſchrieb er an den Herrn
Eiſenhart ſehr freundſchaftlich, und ſtellte ihm die Gefahr
vor, in welche er ſich durch einen ſolchen Schritt ſtuͤrzen wuͤrde,
zugleich aber fragte er an, ob er nicht dem Inſtitut durch
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1835 als Bd. 1 der posthumen gesammelten Schrifte… [mehr]
1835 als Bd. 1 der posthumen gesammelten Schriften erschienen. Für das DTA wurde aus Gründen der besseren Verfügbarkeit dieses Exemplar statt der Erstauflage (ersch. 1777-1804 bzw. 1817, in fünf bzw. sechs Einzelbänden) digitalisiert.
Jung-Stilling, Johann Heinrich: Lebensgeschichte. Stuttgart, 1835, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jung_lebensgeschichte_1835/355>, abgerufen am 23.11.2024.
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