und freute sich von Herzen über all die guten Leute, die er bis dahin angetroffen hatte. Diesen Flecken will ich Holzheim nennen, denn ich werde doch mit meiner Geschichte wieder da- hin müssen.
Von hier bis Schönenthal hatte er nur noch fünf Stun- den zu reisen; da er sich aber zu Holzheim ziemlich lange auf- gehalten hatte, so konnte er des Abends nicht wohl dahin kom- men; er blieb also eine starke Stunde diesseits in dem Städt- chen Rasenheim über Nacht liegen. Die Leute, bei denen er herbergte, waren nicht für ihn, und deßwegen blieb er auch still und verschlossen.
Des andern Morgens begab er sich auf den Weg nach Schö- nenthal. Als er auf die Höhe kam und die unvergleichliche Stadt mit dem paradiesischen Thal überschaute, so freute er sich, setzte sich hin auf den Rasen und beschaute das alles eine Weile; hiebei stieg ihm der Wunsch so tief aus dem Innersten seiner Seele empor: Ach Gott! möcht ich doch da mein Leben beschließen!
Nun überlegte er erst, was er wohl eigentlich beginnen wollte. Der Abscheu vor dem Schneiderhandwerk verleitete ihn, an eine Condition bei einem Kaufmann zu denken; da er nun zu Schönenthal Niemand wußte, an den er sich addressiren könnte, so fiel ihm ein, daß Herr Dahlheim in dem Flecken Dornfeld, der Dreiviertelstunden ostwärts Schönenthal das Thal hinauf liegt, Prediger sey; alsofort nahm er sich vor, dahin zu gehen und sich demselben zu entde[ - 4 Zeichen fehlen] Er stand auf, ging langsam den Berg hinunter, um alles wohl besehen zu können, und vollends in die Stadt hinein.
Hier bemerkte er alsofort, was Manufakturen und Handlung einem Ort vor Segen und Wohlstand zuwenden können; die prächtigen Palläste der Kaufleute, die zierlichen Häuser der Bürger und Handwerksleute, nebst der überaus großen Reinlich- keit, die sich sogar in den Kleidern der Mägde und geringen Leute äußerte, entzückte ihn ganz, hier gefiel es ihm überaus wohl. Er ging durch die ganze Stadt und das Thal hinauf, bis nach Dornfeld. Er fand Herrn Dahlheim zu Haus, erzählte ihm auch kurz und gut seine Umstände, allein der gute
und freute ſich von Herzen uͤber all die guten Leute, die er bis dahin angetroffen hatte. Dieſen Flecken will ich Holzheim nennen, denn ich werde doch mit meiner Geſchichte wieder da- hin muͤſſen.
Von hier bis Schoͤnenthal hatte er nur noch fuͤnf Stun- den zu reiſen; da er ſich aber zu Holzheim ziemlich lange auf- gehalten hatte, ſo konnte er des Abends nicht wohl dahin kom- men; er blieb alſo eine ſtarke Stunde dieſſeits in dem Staͤdt- chen Raſenheim uͤber Nacht liegen. Die Leute, bei denen er herbergte, waren nicht fuͤr ihn, und deßwegen blieb er auch ſtill und verſchloſſen.
Des andern Morgens begab er ſich auf den Weg nach Schoͤ- nenthal. Als er auf die Hoͤhe kam und die unvergleichliche Stadt mit dem paradieſiſchen Thal uͤberſchaute, ſo freute er ſich, ſetzte ſich hin auf den Raſen und beſchaute das alles eine Weile; hiebei ſtieg ihm der Wunſch ſo tief aus dem Innerſten ſeiner Seele empor: Ach Gott! moͤcht ich doch da mein Leben beſchließen!
Nun uͤberlegte er erſt, was er wohl eigentlich beginnen wollte. Der Abſcheu vor dem Schneiderhandwerk verleitete ihn, an eine Condition bei einem Kaufmann zu denken; da er nun zu Schoͤnenthal Niemand wußte, an den er ſich addreſſiren koͤnnte, ſo fiel ihm ein, daß Herr Dahlheim in dem Flecken Dornfeld, der Dreiviertelſtunden oſtwaͤrts Schoͤnenthal das Thal hinauf liegt, Prediger ſey; alſofort nahm er ſich vor, dahin zu gehen und ſich demſelben zu entde[ – 4 Zeichen fehlen] Er ſtand auf, ging langſam den Berg hinunter, um alles wohl beſehen zu koͤnnen, und vollends in die Stadt hinein.
Hier bemerkte er alſofort, was Manufakturen und Handlung einem Ort vor Segen und Wohlſtand zuwenden koͤnnen; die praͤchtigen Pallaͤſte der Kaufleute, die zierlichen Haͤuſer der Buͤrger und Handwerksleute, nebſt der uͤberaus großen Reinlich- keit, die ſich ſogar in den Kleidern der Maͤgde und geringen Leute aͤußerte, entzuͤckte ihn ganz, hier gefiel es ihm uͤberaus wohl. Er ging durch die ganze Stadt und das Thal hinauf, bis nach Dornfeld. Er fand Herrn Dahlheim zu Haus, erzaͤhlte ihm auch kurz und gut ſeine Umſtaͤnde, allein der gute
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und freute ſich von Herzen uͤber all die guten Leute, die er bis
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hin muͤſſen.
Von hier bis Schoͤnenthal hatte er nur noch fuͤnf Stun-
den zu reiſen; da er ſich aber zu Holzheim ziemlich lange auf-
gehalten hatte, ſo konnte er des Abends nicht wohl dahin kom-
men; er blieb alſo eine ſtarke Stunde dieſſeits in dem Staͤdt-
chen Raſenheim uͤber Nacht liegen. Die Leute, bei denen
er herbergte, waren nicht fuͤr ihn, und deßwegen blieb er auch
ſtill und verſchloſſen.
Des andern Morgens begab er ſich auf den Weg nach Schoͤ-
nenthal. Als er auf die Hoͤhe kam und die unvergleichliche
Stadt mit dem paradieſiſchen Thal uͤberſchaute, ſo freute er
ſich, ſetzte ſich hin auf den Raſen und beſchaute das alles eine
Weile; hiebei ſtieg ihm der Wunſch ſo tief aus dem Innerſten
ſeiner Seele empor: Ach Gott! moͤcht ich doch da mein
Leben beſchließen!
Nun uͤberlegte er erſt, was er wohl eigentlich beginnen wollte.
Der Abſcheu vor dem Schneiderhandwerk verleitete ihn, an
eine Condition bei einem Kaufmann zu denken; da er nun zu
Schoͤnenthal Niemand wußte, an den er ſich addreſſiren
koͤnnte, ſo fiel ihm ein, daß Herr Dahlheim in dem Flecken
Dornfeld, der Dreiviertelſtunden oſtwaͤrts Schoͤnenthal
das Thal hinauf liegt, Prediger ſey; alſofort nahm er ſich vor,
dahin zu gehen und ſich demſelben zu entde____ Er ſtand auf,
ging langſam den Berg hinunter, um alles wohl beſehen zu
koͤnnen, und vollends in die Stadt hinein.
Hier bemerkte er alſofort, was Manufakturen und Handlung
einem Ort vor Segen und Wohlſtand zuwenden koͤnnen; die
praͤchtigen Pallaͤſte der Kaufleute, die zierlichen Haͤuſer der
Buͤrger und Handwerksleute, nebſt der uͤberaus großen Reinlich-
keit, die ſich ſogar in den Kleidern der Maͤgde und geringen
Leute aͤußerte, entzuͤckte ihn ganz, hier gefiel es ihm uͤberaus
wohl. Er ging durch die ganze Stadt und das Thal hinauf,
bis nach Dornfeld. Er fand Herrn Dahlheim zu Haus,
erzaͤhlte ihm auch kurz und gut ſeine Umſtaͤnde, allein der gute
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1835 als Bd. 1 der posthumen gesammelten Schrifte… [mehr]
1835 als Bd. 1 der posthumen gesammelten Schriften erschienen. Für das DTA wurde aus Gründen der besseren Verfügbarkeit dieses Exemplar statt der Erstauflage (ersch. 1777-1804 bzw. 1817, in fünf bzw. sechs Einzelbänden) digitalisiert.
Jung-Stilling, Johann Heinrich: Lebensgeschichte. Stuttgart, 1835, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jung_lebensgeschichte_1835/214>, abgerufen am 27.11.2024.
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