Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jung-Stilling, Johann Heinrich: Lebensgeschichte. Stuttgart, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite
Es saß auf grüner Heide
Ein Schäfer grau und alt, :,:
Es grasten auf der Weide
Die Schäflein längs den Wald.
Sonne, noch einmal blicke zurücke!
Der Schäfer, krumm und müde,
Stieg bei der Heerde her, :,:
Und wenn die Sonne glühte,
Dann war sein Gang so schwer.
Sonne, noch einmal blicke zurücke!
Sein Mädchen, jung und schöne,
Sein einzig's Töchterlein, :,:
War vieler Schäfer Söhne
Ihr einz'ger Wunsch allein.
Sonne, noch einmal blicke zurücke!
Doch Einer unter allen,
Der edle Faramund, :,:
Thät ihr allein gefallen
In ihres Herzens Grund.
Sonne, noch einmal blicke zurücke!
Es hatte ihn gebissen
Ein fremder Schäferhund, :,:
Sein Fleisch war ihm zerrissen,
Sein Fuß war ihm verwund't.
Sonne, noch einmal blicke zurücke!
Sie gingen einmal Beide
Im Walde hin und her, :,:
Eins an des andern Seite,
Das Herz war jedem schwer,
Sonne, noch einmal blicke zurücke!
Sie kamen nah' zur Heide,
Allwo der Bater saß, :,:
Es trau'rten an der Weide
Die Schäflein in dem Gras.
Sonne, noch einmal blicke zurücke!

Es ſaß auf grüner Heide
Ein Schäfer grau und alt, :,:
Es grasten auf der Weide
Die Schäflein längs den Wald.
Sonne, noch einmal blicke zurücke!
Der Schäfer, krumm und müde,
Stieg bei der Heerde her, :,:
Und wenn die Sonne glühte,
Dann war ſein Gang ſo ſchwer.
Sonne, noch einmal blicke zurücke!
Sein Mädchen, jung und ſchöne,
Sein einzig’s Töchterlein, :,:
War vieler Schäfer Söhne
Ihr einz’ger Wunſch allein.
Sonne, noch einmal blicke zurücke!
Doch Einer unter allen,
Der edle Faramund, :,:
Thät ihr allein gefallen
In ihres Herzens Grund.
Sonne, noch einmal blicke zurücke!
Es hatte ihn gebiſſen
Ein fremder Schäferhund, :,:
Sein Fleiſch war ihm zerriſſen,
Sein Fuß war ihm verwund’t.
Sonne, noch einmal blicke zurücke!
Sie gingen einmal Beide
Im Walde hin und her, :,:
Eins an des andern Seite,
Das Herz war jedem ſchwer,
Sonne, noch einmal blicke zurücke!
Sie kamen nah’ zur Heide,
Allwo der Bater ſaß, :,:
Es trau’rten an der Weide
Die Schäflein in dem Gras.
Sonne, noch einmal blicke zurücke!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0154" n="146"/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l>Es &#x017F;aß auf grüner Heide</l><lb/>
                <l>Ein Schäfer grau und alt, :,:</l><lb/>
                <l>Es grasten auf der Weide</l><lb/>
                <l>Die Schäflein längs den Wald.</l><lb/>
                <l>Sonne, noch einmal blicke zurücke!</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="2">
                <l>Der Schäfer, krumm und müde,</l><lb/>
                <l>Stieg bei der Heerde her, :,:</l><lb/>
                <l>Und wenn die Sonne glühte,</l><lb/>
                <l>Dann war &#x017F;ein Gang &#x017F;o &#x017F;chwer.</l><lb/>
                <l>Sonne, noch einmal blicke zurücke!</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="3">
                <l>Sein Mädchen, jung und &#x017F;chöne,</l><lb/>
                <l>Sein einzig&#x2019;s Töchterlein, :,:</l><lb/>
                <l>War vieler Schäfer Söhne</l><lb/>
                <l>Ihr einz&#x2019;ger Wun&#x017F;ch allein.</l><lb/>
                <l>Sonne, noch einmal blicke zurücke!</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="4">
                <l>Doch Einer unter allen,</l><lb/>
                <l>Der edle <hi rendition="#g">Faramund</hi>, :,:</l><lb/>
                <l>Thät ihr <hi rendition="#g">allein</hi> gefallen</l><lb/>
                <l>In ihres Herzens Grund.</l><lb/>
                <l>Sonne, noch einmal blicke zurücke!</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="5">
                <l>Es hatte ihn gebi&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
                <l>Ein fremder Schäferhund, :,:</l><lb/>
                <l>Sein Flei&#x017F;ch war ihm zerri&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
                <l>Sein Fuß war ihm verwund&#x2019;t.</l><lb/>
                <l>Sonne, noch einmal blicke zurücke!</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="6">
                <l>Sie gingen einmal Beide</l><lb/>
                <l>Im Walde hin und her, :,:</l><lb/>
                <l>Eins an des andern Seite,</l><lb/>
                <l>Das Herz war jedem &#x017F;chwer,</l><lb/>
                <l>Sonne, noch einmal blicke zurücke!</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="7">
                <l>Sie kamen nah&#x2019; zur Heide,</l><lb/>
                <l>Allwo der Bater &#x017F;aß, :,:</l><lb/>
                <l>Es trau&#x2019;rten an der Weide</l><lb/>
                <l>Die Schäflein in dem Gras.</l><lb/>
                <l>Sonne, noch einmal blicke zurücke!</l>
              </lg><lb/>
              <l>
</l>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[146/0154] Es ſaß auf grüner Heide Ein Schäfer grau und alt, :,: Es grasten auf der Weide Die Schäflein längs den Wald. Sonne, noch einmal blicke zurücke! Der Schäfer, krumm und müde, Stieg bei der Heerde her, :,: Und wenn die Sonne glühte, Dann war ſein Gang ſo ſchwer. Sonne, noch einmal blicke zurücke! Sein Mädchen, jung und ſchöne, Sein einzig’s Töchterlein, :,: War vieler Schäfer Söhne Ihr einz’ger Wunſch allein. Sonne, noch einmal blicke zurücke! Doch Einer unter allen, Der edle Faramund, :,: Thät ihr allein gefallen In ihres Herzens Grund. Sonne, noch einmal blicke zurücke! Es hatte ihn gebiſſen Ein fremder Schäferhund, :,: Sein Fleiſch war ihm zerriſſen, Sein Fuß war ihm verwund’t. Sonne, noch einmal blicke zurücke! Sie gingen einmal Beide Im Walde hin und her, :,: Eins an des andern Seite, Das Herz war jedem ſchwer, Sonne, noch einmal blicke zurücke! Sie kamen nah’ zur Heide, Allwo der Bater ſaß, :,: Es trau’rten an der Weide Die Schäflein in dem Gras. Sonne, noch einmal blicke zurücke!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

1835 als Bd. 1 der posthumen gesammelten Schrifte… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jung_lebensgeschichte_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jung_lebensgeschichte_1835/154
Zitationshilfe: Jung-Stilling, Johann Heinrich: Lebensgeschichte. Stuttgart, 1835, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jung_lebensgeschichte_1835/154>, abgerufen am 22.11.2024.