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Jhering, Rudolf von: Geist des römischen Rechts auf den verschiedenen Stufen seiner Entwicklung. Teil 3, Bd. 1. Leipzig, 1865.

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II. Die juristische Oekonomie.
1. Bestreitung der Bedürfnisse auf einfachem Wege.

Das Gesetz der Sparsamkeit -- Die Kunst sich zu behelfen -- Der
einfache und künstliche Weg -- Exemplification des erstern an einer
Reihe von Beispielen.

LVI. Das Gesetz der logischen Sparsamkeit ist eins der
Fundamentalgesetze der juristischen Technik (B. 2 S. 344),
gleichmäßig geltend für alle Epochen der Jurisprudenz; die Ver-
schiedenheit der Entwicklungsstufe, die sie einnimmt, bestimmt
nur die Art und die Formen, in denen sie es zur Anwendung
bringt. In anderer Weise handhabt der Meister, in anderer der
Anfänger die Regeln der Kunst, jener mit der Freiheit, welche die
Frucht der Sicherheit, dieser mit der Unfreiheit, welche die Be-
gleiterin der Unsicherheit ist; der Weg zur Freiheit in der Kunst
geht durch die Schule d. h. durch eine Periode sklavischer Unter-
ordnung unter die Regel (S. 8, 9) hindurch. Davon haben wir
in dem vorhergehenden Abschnitt über die Analyse, insbesondere
in ihrer Anwendung auf den Proceß und das Rechtsgeschäft
reichliche Gelegenheit gehabt uns zu überzeugen, einen neuen
Beitrag wird uns die folgende Ausführung geben.

Das Gesetz der Sparsamkeit, um das der Zweig der alt-
juristischen Kunst, dem wir fortan uns zuwenden, sich dreht,
lautet einfach: was die Jurisprudenz mit den gegebenen Mit-
teln und Begriffen zu Wege bringen kann, dafür soll sie keine
besondern benutzen. In unserer heutigen Wissenschaft vollzieht

II. Die juriſtiſche Oekonomie.
1. Beſtreitung der Bedürfniſſe auf einfachem Wege.

Das Geſetz der Sparſamkeit — Die Kunſt ſich zu behelfen — Der
einfache und künſtliche Weg — Exemplification des erſtern an einer
Reihe von Beiſpielen.

LVI. Das Geſetz der logiſchen Sparſamkeit iſt eins der
Fundamentalgeſetze der juriſtiſchen Technik (B. 2 S. 344),
gleichmäßig geltend für alle Epochen der Jurisprudenz; die Ver-
ſchiedenheit der Entwicklungsſtufe, die ſie einnimmt, beſtimmt
nur die Art und die Formen, in denen ſie es zur Anwendung
bringt. In anderer Weiſe handhabt der Meiſter, in anderer der
Anfänger die Regeln der Kunſt, jener mit der Freiheit, welche die
Frucht der Sicherheit, dieſer mit der Unfreiheit, welche die Be-
gleiterin der Unſicherheit iſt; der Weg zur Freiheit in der Kunſt
geht durch die Schule d. h. durch eine Periode ſklaviſcher Unter-
ordnung unter die Regel (S. 8, 9) hindurch. Davon haben wir
in dem vorhergehenden Abſchnitt über die Analyſe, insbeſondere
in ihrer Anwendung auf den Proceß und das Rechtsgeſchäft
reichliche Gelegenheit gehabt uns zu überzeugen, einen neuen
Beitrag wird uns die folgende Ausführung geben.

Das Geſetz der Sparſamkeit, um das der Zweig der alt-
juriſtiſchen Kunſt, dem wir fortan uns zuwenden, ſich dreht,
lautet einfach: was die Jurisprudenz mit den gegebenen Mit-
teln und Begriffen zu Wege bringen kann, dafür ſoll ſie keine
beſondern benutzen. In unſerer heutigen Wiſſenſchaft vollzieht

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[[229]/0245] II. Die juriſtiſche Oekonomie. 1. Beſtreitung der Bedürfniſſe auf einfachem Wege. Das Geſetz der Sparſamkeit — Die Kunſt ſich zu behelfen — Der einfache und künſtliche Weg — Exemplification des erſtern an einer Reihe von Beiſpielen. LVI. Das Geſetz der logiſchen Sparſamkeit iſt eins der Fundamentalgeſetze der juriſtiſchen Technik (B. 2 S. 344), gleichmäßig geltend für alle Epochen der Jurisprudenz; die Ver- ſchiedenheit der Entwicklungsſtufe, die ſie einnimmt, beſtimmt nur die Art und die Formen, in denen ſie es zur Anwendung bringt. In anderer Weiſe handhabt der Meiſter, in anderer der Anfänger die Regeln der Kunſt, jener mit der Freiheit, welche die Frucht der Sicherheit, dieſer mit der Unfreiheit, welche die Be- gleiterin der Unſicherheit iſt; der Weg zur Freiheit in der Kunſt geht durch die Schule d. h. durch eine Periode ſklaviſcher Unter- ordnung unter die Regel (S. 8, 9) hindurch. Davon haben wir in dem vorhergehenden Abſchnitt über die Analyſe, insbeſondere in ihrer Anwendung auf den Proceß und das Rechtsgeſchäft reichliche Gelegenheit gehabt uns zu überzeugen, einen neuen Beitrag wird uns die folgende Ausführung geben. Das Geſetz der Sparſamkeit, um das der Zweig der alt- juriſtiſchen Kunſt, dem wir fortan uns zuwenden, ſich dreht, lautet einfach: was die Jurisprudenz mit den gegebenen Mit- teln und Begriffen zu Wege bringen kann, dafür ſoll ſie keine beſondern benutzen. In unſerer heutigen Wiſſenſchaft vollzieht

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Zitationshilfe: Jhering, Rudolf von: Geist des römischen Rechts auf den verschiedenen Stufen seiner Entwicklung. Teil 3, Bd. 1. Leipzig, 1865, S. [229]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jhering_recht03_1865/245>, abgerufen am 23.11.2024.