Jhering, Rudolf von: Geist des römischen Rechts auf den verschiedenen Stufen seiner Entwicklung. Teil 3, Bd. 1. Leipzig, 1865.A. Der Proceß. Vertheidigung in Form der Klage. §. 52. erkannt war und bis dahin unangetastet bestanden hatte, inmanchen Fällen zu beschränken, z. B. dem Testator ein Maß vorzuschreiben, über das hinaus er keine Legate anordnen dürfe, oder gewisse Contracte zu untersagen, schlug man dabei in ächt römischer Weise (B. 2 S. 72, S. 495 u. a. St.) nicht den Weg ein, der uns heutzutage ich will nicht sagen: als der natür- liche, sondern als der einzig denkbare erscheint, nämlich den des gesetzlichen Verbots bei Strafe der Nichtigkeit (lex perfecta), sondern man bediente sich eines Umweges, indem man das Ge- schäft in seiner abstracten juristischen Gültigkeit unangetastet ließ, aber den, der dasselbe zu verwirklichen versuchte, bestrafte (lex minus quam perfecta). 131) Diesen Weg verfolgte man mit der Consequenz, daß man Die regelmäßige 132) Form derselben scheint die der legis actio 131) Ulp. fr. Prooem. §. 2. Minus quam perfecta lex est quae vetat aliquid fieri et si factum sit non rescindit, sed poenam injungit ei, qui contra legem fecit, qualis est Furia testamentaria, quae plus quam mille asses legati nomine mortisve causa prohibet capere praeter exceptas per- sonas et adversus eum, qui plus ceperit, quadrupli poenam constituit. 132) Als solche wird sie wenigstens bei Plautus Persa I. 2, 18: ubi quadruplator (s. u.) quoipiam injexit manum vorausgesetzt. Gaj. IV. 22, 23 erwähnt drei Fälle, den der lex Furia testamentaria, der lex Furia de sponsu und der lex Marcia. 133) Ersteres durch Ulp. fragm. Prooem. §. 2, letzteres durch Cato de
re rust. Prooem .. foeneratorem quadrupli. Pseudo-Ascon. (Orelli p. A. Der Proceß. Vertheidigung in Form der Klage. §. 52. erkannt war und bis dahin unangetaſtet beſtanden hatte, inmanchen Fällen zu beſchränken, z. B. dem Teſtator ein Maß vorzuſchreiben, über das hinaus er keine Legate anordnen dürfe, oder gewiſſe Contracte zu unterſagen, ſchlug man dabei in ächt römiſcher Weiſe (B. 2 S. 72, S. 495 u. a. St.) nicht den Weg ein, der uns heutzutage ich will nicht ſagen: als der natür- liche, ſondern als der einzig denkbare erſcheint, nämlich den des geſetzlichen Verbots bei Strafe der Nichtigkeit (lex perfecta), ſondern man bediente ſich eines Umweges, indem man das Ge- ſchäft in ſeiner abſtracten juriſtiſchen Gültigkeit unangetaſtet ließ, aber den, der daſſelbe zu verwirklichen verſuchte, beſtrafte (lex minus quam perfecta). 131) Dieſen Weg verfolgte man mit der Conſequenz, daß man Die regelmäßige 132) Form derſelben ſcheint die der legis actio 131) Ulp. fr. Prooem. §. 2. Minus quam perfecta lex est quae vetat aliquid fieri et si factum sit non rescindit, sed poenam injungit ei, qui contra legem fecit, qualis est Furia testamentaria, quae plus quam mille asses legati nomine mortisve causa prohibet capere praeter exceptas per- sonas et adversus eum, qui plus ceperit, quadrupli poenam constituit. 132) Als ſolche wird ſie wenigſtens bei Plautus Persa I. 2, 18: ubi quadruplator (ſ. u.) quoipiam injexit manum vorausgeſetzt. Gaj. IV. 22, 23 erwähnt drei Fälle, den der lex Furia testamentaria, der lex Furia de sponsu und der lex Marcia. 133) Erſteres durch Ulp. fragm. Prooem. §. 2, letzteres durch Cato de
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A. Der Proceß. Vertheidigung in Form der Klage. §. 52.
erkannt war und bis dahin unangetaſtet beſtanden hatte, in
manchen Fällen zu beſchränken, z. B. dem Teſtator ein Maß
vorzuſchreiben, über das hinaus er keine Legate anordnen dürfe,
oder gewiſſe Contracte zu unterſagen, ſchlug man dabei in ächt
römiſcher Weiſe (B. 2 S. 72, S. 495 u. a. St.) nicht den
Weg ein, der uns heutzutage ich will nicht ſagen: als der natür-
liche, ſondern als der einzig denkbare erſcheint, nämlich den des
geſetzlichen Verbots bei Strafe der Nichtigkeit (lex perfecta),
ſondern man bediente ſich eines Umweges, indem man das Ge-
ſchäft in ſeiner abſtracten juriſtiſchen Gültigkeit unangetaſtet ließ,
aber den, der daſſelbe zu verwirklichen verſuchte, beſtrafte (lex
minus quam perfecta). 131)
Dieſen Weg verfolgte man mit der Conſequenz, daß man
ohne Anſtand aus dem Geſchäft eine Klage gewährte, den Rich-
ter mithin anwies, den Beklagten zu verurtheilen. Allein der
Sieg kam dem Kläger theuer zu ſtehen, denn was er erhalten,
mußte er dem Beklagten vierfach zurückgeben! Die Klage, die
hier dem Beklagten gegeben ward, iſt die, welche wir im Folgen-
den zu unterſuchen haben.
Die regelmäßige 132) Form derſelben ſcheint die der legis actio
durch manus injectio geweſen zu ſein. Daß ſie auf die Strafe
des Vierfachen ging, wird für die lex Furia testamentaria
und die lex Marcia de usuris ausdrücklich bezeugt, 133) und prägt
131) Ulp. fr. Prooem. §. 2. Minus quam perfecta lex est quae vetat
aliquid fieri et si factum sit non rescindit, sed poenam injungit ei, qui
contra legem fecit, qualis est Furia testamentaria, quae plus quam mille
asses legati nomine mortisve causa prohibet capere praeter exceptas per-
sonas et adversus eum, qui plus ceperit, quadrupli poenam constituit.
132) Als ſolche wird ſie wenigſtens bei Plautus Persa I. 2, 18: ubi
quadruplator (ſ. u.) quoipiam injexit manum vorausgeſetzt. Gaj. IV. 22,
23 erwähnt drei Fälle, den der lex Furia testamentaria, der lex Furia de
sponsu und der lex Marcia.
133) Erſteres durch Ulp. fragm. Prooem. §. 2, letzteres durch Cato de
re rust. Prooem .. foeneratorem quadrupli. Pseudo-Ascon. (Orelli p.
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