Jhering, Rudolf von: Geist des römischen Rechts auf den verschiedenen Stufen seiner Entwicklung. Teil 2, Bd. 2. Leipzig, 1858.Zweites Buch. Erster Abschn. III. Die jurist. Technik. B. Des ält. Rechts. 3. Feste, aber schematische Formeln: d. h. solche, welche concret ausgefüllt werden müssen, im übrigen aber un- abänderlich sind. Das älteste Beispiel dieser Art mag die von Livius erhaltene Formel der Kriegsankündigung sein, in der an betreffender Stelle der Name des Feindes genannt wird. 797) Aus dem Civilrecht und Proceß nenne ich fol- gende: Angabe der Person: Name des Erblassers bei Antretung der Erbschaft durch cretio: cum me Maevius heredem instituit. Ulpian. XXII, 28; der Summe: bei der manus injectio. Gaj. IV, 21 und der nexi so- lutio. Gaj. III, 174; des Gegenstandes: des Grundstücks bei der Vindication (Lage desselben) Cic. pro Mur. 12; 798) des Verhältnisses: Nexi solutio Gaj. III, 174 und gewiß auch bei der pig- noris capio. Gaj. IV, 29. 4. Feste und zwar absolut geschlossene Formeln: solche, bei denen selbst die Namhaftmachung dieser indivi- 797) Liv. I, 32: Audite fines (cujuscunque gentis sunt nominat) ... populum illum (quicunque est, nominat)... In den Formularen des Formularprocesses figuriren die Namen Aulus Agerius Numerius Negidius. Wenn Ciceros Vorwurf pro Murena 12: et quia in alicujus libris exem- pli causa id nomen invenerant, putarunt omnes mulieres, quae coemp- tionem facerent, Gajas vocari begründet wäre, so wären hier die Blan- kettnamen ähnlich wie in dem Beispiel, das Keller Röm. Proc. §. 41 a. E. aus dem englischen Proceß mittheilt, fingirte Namen geworden, s. jedoch darüber Roßbach Unters. über die röm. Ehe S. 352. 798) Gaj. IV, 16 hat bloß: hunc hominem, ähnlich wie bei der in
jure cessio II, 24 und der mancipatio I, 119, und es ist denkbar, daß bei Vornahme dieser Akte an beweglichen Sachen die namentliche Bezeich- nung der Sache hinweggefallen ist, da sie durch die Gegenwart und das Hal- ten derselben überflüssig gemacht wurde. Zweites Buch. Erſter Abſchn. III. Die juriſt. Technik. B. Des ält. Rechts. 3. Feſte, aber ſchematiſche Formeln: d. h. ſolche, welche concret ausgefüllt werden müſſen, im übrigen aber un- abänderlich ſind. Das älteſte Beiſpiel dieſer Art mag die von Livius erhaltene Formel der Kriegsankündigung ſein, in der an betreffender Stelle der Name des Feindes genannt wird. 797) Aus dem Civilrecht und Proceß nenne ich fol- gende: Angabe der Perſon: Name des Erblaſſers bei Antretung der Erbſchaft durch cretio: cum me Maevius heredem instituit. Ulpian. XXII, 28; der Summe: bei der manus injectio. Gaj. IV, 21 und der nexi so- lutio. Gaj. III, 174; des Gegenſtandes: des Grundſtücks bei der Vindication (Lage deſſelben) Cic. pro Mur. 12; 798) des Verhältniſſes: Nexi solutio Gaj. III, 174 und gewiß auch bei der pig- noris capio. Gaj. IV, 29. 4. Feſte und zwar abſolut geſchloſſene Formeln: ſolche, bei denen ſelbſt die Namhaftmachung dieſer indivi- 797) Liv. I, 32: Audite fines (cujuscunque gentis sunt nominat) … populum illum (quicunque est, nominat)… In den Formularen des Formularproceſſes figuriren die Namen Aulus Agerius Numerius Negidius. Wenn Ciceros Vorwurf pro Murena 12: et quia in alicujus libris exem- pli causa id nomen invenerant, putarunt omnes mulieres, quae coemp- tionem facerent, Gajas vocari begründet wäre, ſo wären hier die Blan- kettnamen ähnlich wie in dem Beiſpiel, das Keller Röm. Proc. §. 41 a. E. aus dem engliſchen Proceß mittheilt, fingirte Namen geworden, ſ. jedoch darüber Roßbach Unterſ. über die röm. Ehe S. 352. 798) Gaj. IV, 16 hat bloß: hunc hominem, ähnlich wie bei der in
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Zweites Buch. Erſter Abſchn. III. Die juriſt. Technik. B. Des ält. Rechts.
3. Feſte, aber ſchematiſche Formeln: d. h. ſolche, welche
concret ausgefüllt werden müſſen, im übrigen aber un-
abänderlich ſind. Das älteſte Beiſpiel dieſer Art mag die
von Livius erhaltene Formel der Kriegsankündigung ſein, in
der an betreffender Stelle der Name des Feindes genannt
wird. 797) Aus dem Civilrecht und Proceß nenne ich fol-
gende:
Angabe der Perſon:
Name des Erblaſſers bei Antretung der Erbſchaft durch
cretio: cum me Maevius heredem instituit. Ulpian.
XXII, 28;
der Summe:
bei der manus injectio. Gaj. IV, 21 und der nexi so-
lutio. Gaj. III, 174;
des Gegenſtandes:
des Grundſtücks bei der Vindication (Lage deſſelben) Cic.
pro Mur. 12; 798)
des Verhältniſſes:
Nexi solutio Gaj. III, 174 und gewiß auch bei der pig-
noris capio. Gaj. IV, 29.
4. Feſte und zwar abſolut geſchloſſene Formeln:
ſolche, bei denen ſelbſt die Namhaftmachung dieſer indivi-
797) Liv. I, 32: Audite fines (cujuscunque gentis sunt nominat)
… populum illum (quicunque est, nominat)… In den Formularen des
Formularproceſſes figuriren die Namen Aulus Agerius Numerius Negidius.
Wenn Ciceros Vorwurf pro Murena 12: et quia in alicujus libris exem-
pli causa id nomen invenerant, putarunt omnes mulieres, quae coemp-
tionem facerent, Gajas vocari begründet wäre, ſo wären hier die Blan-
kettnamen ähnlich wie in dem Beiſpiel, das Keller Röm. Proc. §. 41 a. E.
aus dem engliſchen Proceß mittheilt, fingirte Namen geworden, ſ. jedoch
darüber Roßbach Unterſ. über die röm. Ehe S. 352.
798) Gaj. IV, 16 hat bloß: hunc hominem, ähnlich wie bei der in
jure cessio II, 24 und der mancipatio I, 119, und es iſt denkbar, daß bei
Vornahme dieſer Akte an beweglichen Sachen die namentliche Bezeich-
nung der Sache hinweggefallen iſt, da ſie durch die Gegenwart und das Hal-
ten derſelben überflüſſig gemacht wurde.
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