Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 9. Berlin, 1964.Sie, verehrter H. Oberschulrath, haben zum Glück den Kreis, die Verzeihen Sie mir diese gutgemeinte Zudringlichkeit. Krause5 Meinen innigsten Herzens Gruß an unsern philosophischen Patri- Ihr ergebenster Jean Paul Fr. Richter 19. An Professor Schweigger in Nürnberg. [Bayreuth, 9. August 1814]15Das Quartier in Nürnberg wie es sein soll. 1) Kein Erdstockwerk, das nur eine antizipierte Sarggruft ist. 2) Drei heizbare aber nicht sehr große Zimmer. 3) Ein viertes in einiger Ferne vom Haus-Lärm für mich, und wäre es eine Treppe höher oder tiefer.20 4) Nur so viel Aussicht ins Grüne als eine Lerche in ihrem Bauer hat; freilich wäre ein naher Garten noch grüner und schöner. 5) Wo möglich Blick nach Abend. 6) Keller, Holzlege und Kammern versteht sich von selber. 7) Der Preis kann von 100 fl. bis zu 140 fl. steigen.25 8) Da man nicht jedem Guten und jedem Freunde gleich nahe sein kann: so wünscht der künftige Miethmann des Hauses, der leider noch in Baireuth in seinem sitzt, wenigstens vom Museum nicht über eine Viertelstunde entfernt zu wohnen. 9) Der Hausherr soll nicht zu den Knallpeitschen und die Hausfrau30 nicht zu den Knallfidibus gehören, sondern beide so sanft sein wie ihr Miethmann. 10) Endlich soll mich das Quartier noch mit allen Vorzügen über- raschen, die ich eben darum nicht angeben kann. Sie, verehrter H. Oberſchulrath, haben zum Glück den Kreis, die Verzeihen Sie mir dieſe gutgemeinte Zudringlichkeit. Krause5 Meinen innigſten Herzens Gruß an unſern philoſophiſchen Patri- Ihr ergebenſter Jean Paul Fr. Richter 19. An Profeſſor Schweigger in Nürnberg. [Bayreuth, 9. Auguſt 1814]15Das Quartier in Nürnberg wie es ſein ſoll. 1) Kein Erdſtockwerk, das nur eine antizipierte Sarggruft iſt. 2) Drei heizbare aber nicht ſehr große Zimmer. 3) Ein viertes in einiger Ferne vom Haus-Lärm für mich, und wäre es eine Treppe höher oder tiefer.20 4) Nur ſo viel Ausſicht ins Grüne als eine Lerche in ihrem Bauer hat; freilich wäre ein naher Garten noch grüner und ſchöner. 5) Wo möglich Blick nach Abend. 6) Keller, Holzlege und Kammern verſteht ſich von ſelber. 7) Der Preis kann von 100 fl. bis zu 140 fl. ſteigen.25 8) Da man nicht jedem Guten und jedem Freunde gleich nahe ſein kann: ſo wünſcht der künftige Miethmann des Hauſes, der leider noch in Baireuth in ſeinem ſitzt, wenigſtens vom Muſeum nicht über eine Viertelſtunde entfernt zu wohnen. 9) Der Hausherr ſoll nicht zu den Knallpeitſchen und die Hausfrau30 nicht zu den Knallfidibus gehören, ſondern beide ſo ſanft ſein wie ihr Miethmann. 10) Endlich ſoll mich das Quartier noch mit allen Vorzügen über- raſchen, die ich eben darum nicht angeben kann. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="letter" n="2"> <pb facs="#f0019" n="12"/> <p>Sie, verehrter H. 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Sie, verehrter H. Oberſchulrath, haben zum Glück den Kreis, die
Kraft, den Willen, um einen ſolchen Mann wieder ſtaats-mobil zu
machen in dem rechten Wirkkreiſe. Ich mache aus Liebe für ihn und
den Staat ſeine Bitte ordentlich zur meinigen.
Verzeihen Sie mir dieſe gutgemeinte Zudringlichkeit. Krause 5
weiß nur, daß, nicht was ich ſchreibe.
Meinen innigſten Herzens Gruß an unſern philoſophiſchen Patri-
archen Jacobi! Meine zur Oſtermeſſe erſcheinende „Vorſchule“ wird
ihm mehr zuſagen als die erſte. Leben Sie froh im Doppel-Winter
der Zeit. 10
Ihr
ergebenſter
Jean Paul Fr. Richter
19. An Profeſſor Schweigger in Nürnberg.
[Bayreuth, 9. Auguſt 1814] 15
Das Quartier in Nürnberg wie es ſein ſoll.
1) Kein Erdſtockwerk, das nur eine antizipierte Sarggruft iſt.
2) Drei heizbare aber nicht ſehr große Zimmer.
3) Ein viertes in einiger Ferne vom Haus-Lärm für mich, und wäre
es eine Treppe höher oder tiefer. 20
4) Nur ſo viel Ausſicht ins Grüne als eine Lerche in ihrem Bauer hat;
freilich wäre ein naher Garten noch grüner und ſchöner.
5) Wo möglich Blick nach Abend.
6) Keller, Holzlege und Kammern verſteht ſich von ſelber.
7) Der Preis kann von 100 fl. bis zu 140 fl. ſteigen. 25
8) Da man nicht jedem Guten und jedem Freunde gleich nahe ſein
kann: ſo wünſcht der künftige Miethmann des Hauſes, der leider noch
in Baireuth in ſeinem ſitzt, wenigſtens vom Muſeum nicht über eine
Viertelſtunde entfernt zu wohnen.
9) Der Hausherr ſoll nicht zu den Knallpeitſchen und die Hausfrau 30
nicht zu den Knallfidibus gehören, ſondern beide ſo ſanft ſein wie ihr
Miethmann.
10) Endlich ſoll mich das Quartier noch mit allen Vorzügen über-
raſchen, die ich eben darum nicht angeben kann.
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(2016-11-22T15:36:37Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:36:37Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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