Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 9. Berlin, 1964.blos Gras, höchstens Haber wil. "Wenn was dran wäre, so hätt' Unter die Bücher, die du von Bekman begehren wirst, soltest Für den kleinen Otto hast du nur Ein Loos abgeschossen [?]. Die Mixturen, deren Vaterland ieder merkt, nehmen hier ieden Richter Am Sonabend (Noch etwas: der Hofmeister Prükner sagte zu mir: "ich weis nicht,20 3. An Buchhändler Göschen in Leipzig. Hof den 10 März 91HochEdelgeborner, Hochgeehrtester Herr, Da Sie von sovielen Geschäften und Büchern und Manuskripten30 blos Gras, höchſtens Haber wil. „Wenn was dran wäre, ſo hätt’ Unter die Bücher, die du von Bekman begehren wirſt, ſolteſt Für den kleinen Otto haſt du nur Ein Loos abgeſchoſſen [?]. Die Mixturen, deren Vaterland ieder merkt, nehmen hier ieden Richter Am Sonabend (Noch etwas: der Hofmeiſter Prükner ſagte zu mir: „ich weis nicht,20 3. An Buchhändler Göſchen in Leipzig. Hof den 10 März 91HochEdelgeborner, Hochgeehrteſter Herr, Da Sie von ſovielen Geſchäften und Büchern und Manuſkripten30 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="letter" n="2"> <p><pb facs="#f0011" n="4"/> blos Gras, höchſtens Haber wil. „Wenn was dran wäre, ſo hätt’<lb/> „ers längſt ſelbſt genommen.“</p><lb/> <p>Unter die Bücher, die du von Bekman begehren wirſt, ſolteſt<lb/> du ein gewiſſes über die Freimäurer und geheime Geſelſchaften mit<lb/> ſezen; die Rezenſion erhebt es über alles, den Styl, die Entdekkungen,<lb n="5"/> die Philoſophie und die Weltkentnis darin. Für den Titel wil ich<lb/> ſchon ſorgen.</p><lb/> <p>Für den kleinen Otto haſt du nur Ein Loos abgeſchoſſen [?].</p><lb/> <p>Die Mixturen, deren Vaterland ieder merkt, nehmen hier ieden<lb/> ein und der Quintus hält ſich für unglükſelig, daß er ſie nicht zum<lb n="10"/> Kaufe aufzutreiben vermag, „ſolche Bücher hab’ ich gern“ ſagte er<lb/> zu mir. Es wäre überhaupt gut, wenn ich iedesmal — leider kan ichs<lb/> aber ſeltener als ichs wünſche — dir einen höfiſchen Narrenſtreich<lb/> berichten könte. Denn nach Bako in ſeiner <hi rendition="#aq">hist. vit. et mort.</hi> iſt wol<lb/> nichts ſo geſund als das Mitleiden, das man mit ſeinem Nächſten<lb n="15"/> hat; und daß es um deine Geſundheit ſo ſchlecht noch ſtehet, das<lb/> kanſt du ſehr auf die Höfer ſchieben.</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Richter</hi> </salute> </closer><lb/> <postscript> <p>Am Sonabend</p><lb/> <p>(Noch etwas: der Hofmeiſter Prükner ſagte zu mir: „ich weis nicht,<lb n="20"/> „Richter, ſuchſt du denn mit Fleis dunkel zu ſchreiben?“ Ich behaup-<lb/> tete, ich wäre deutlich genug. Er: „für ieden biſt du ſicher nicht ver-<lb/> „ſtändlich, und du kanſt mir glauben, ein Bürger wenn er dich lieſet,<lb/> „weis ſich gewis an vielen Stellen nicht zu helfen.“ Weſenigs iüng-<lb/> ſtes Kind ſtarb und ſein Mädgen hinkt.)<lb n="25"/> </p> </postscript> </div> <div type="letter" n="2"> <head>3. An <hi rendition="#g">Buchhändler Göſchen in Leipzig.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">Hof den 10 März 91</hi> </dateline><lb/> <salute> <hi rendition="#et">HochEdelgeborner,<lb/> Hochgeehrteſter Herr,</hi> </salute><lb/> <p>Da Sie von ſovielen Geſchäften und Büchern und Manuſkripten<lb n="30"/> umgeben ſind: ſo wil ich die erſtern durch meinen Brief vermehren,<lb/> weil ich die leztern vermehret habe und weil mein Aufſaz „über einen<lb/> „Zerſtreueten“, den ich Ihnen am 20 Jenner ſchikte, unter ſo vielen<lb/> Papieren leicht ſich verlieren kan.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0011]
blos Gras, höchſtens Haber wil. „Wenn was dran wäre, ſo hätt’
„ers längſt ſelbſt genommen.“
Unter die Bücher, die du von Bekman begehren wirſt, ſolteſt
du ein gewiſſes über die Freimäurer und geheime Geſelſchaften mit
ſezen; die Rezenſion erhebt es über alles, den Styl, die Entdekkungen, 5
die Philoſophie und die Weltkentnis darin. Für den Titel wil ich
ſchon ſorgen.
Für den kleinen Otto haſt du nur Ein Loos abgeſchoſſen [?].
Die Mixturen, deren Vaterland ieder merkt, nehmen hier ieden
ein und der Quintus hält ſich für unglükſelig, daß er ſie nicht zum 10
Kaufe aufzutreiben vermag, „ſolche Bücher hab’ ich gern“ ſagte er
zu mir. Es wäre überhaupt gut, wenn ich iedesmal — leider kan ichs
aber ſeltener als ichs wünſche — dir einen höfiſchen Narrenſtreich
berichten könte. Denn nach Bako in ſeiner hist. vit. et mort. iſt wol
nichts ſo geſund als das Mitleiden, das man mit ſeinem Nächſten 15
hat; und daß es um deine Geſundheit ſo ſchlecht noch ſtehet, das
kanſt du ſehr auf die Höfer ſchieben.
Richter
Am Sonabend
(Noch etwas: der Hofmeiſter Prükner ſagte zu mir: „ich weis nicht, 20
„Richter, ſuchſt du denn mit Fleis dunkel zu ſchreiben?“ Ich behaup-
tete, ich wäre deutlich genug. Er: „für ieden biſt du ſicher nicht ver-
„ſtändlich, und du kanſt mir glauben, ein Bürger wenn er dich lieſet,
„weis ſich gewis an vielen Stellen nicht zu helfen.“ Weſenigs iüng-
ſtes Kind ſtarb und ſein Mädgen hinkt.) 25
3. An Buchhändler Göſchen in Leipzig.
Hof den 10 März 91
HochEdelgeborner,
Hochgeehrteſter Herr,
Da Sie von ſovielen Geſchäften und Büchern und Manuſkripten 30
umgeben ſind: ſo wil ich die erſtern durch meinen Brief vermehren,
weil ich die leztern vermehret habe und weil mein Aufſaz „über einen
„Zerſtreueten“, den ich Ihnen am 20 Jenner ſchikte, unter ſo vielen
Papieren leicht ſich verlieren kan.
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Zitationshilfe: | Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 9. Berlin, 1964, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe09_1964/11>, abgerufen am 27.07.2024. |