kleinere Ehrenzeichen zu vergeben, wahrlich ich würd' Ihn um eines bitten, um von einem solchen König, dessen persönliche Äußerlichkeit das Herz so erquickt, auch außen neben diesem, nicht blos in ihm, eine schöne Erinnerung zu tragen ... Leben Sie froh unter Ihren Erinne- rungen an erfüllte Bitten.5
108. An Otto.
[Bayreuth, Ende Okt. 1820]
Guten Morgen, lieber Otto! Hier hast du den Aufsatz über Löbichau bis auf Morgen Abend, da mir Cotta zwei Exemplare aus Irrthum zu wenig zum Versenden geschickt. Der Böse hat leider wieder recht Druck-10 fehler-Unkraut eingesäet in eine Pflanzung, die manchen ohnehin wild genug vorkommen wird. -- Könnt' ich nicht einmal bei Gelegenheit von Krause Klopstocks Gelehrtenrepublik oder auch dessen grammatische Gespräche bekommen?
109. An Herzog in Dorothea von Kurland.15
[Konzept][Bayreuth, Ende Okt. 1820]
Mögen Sie das Gemälde von Löbichau im vorigen Herbst so gütig und verzeihend aufnehmen als damals den Maler selber! Wenigstens die Erlaubnis, meine damaligen frohen Stunden zu wiederholen, näm- lich zu beschreiben, haben Sie mir schon vor einem Jahre gegeben und20 dadurch Ihr Geschenk verdoppelt. Sogar Ihre kleinern Geschenke gebrauchte ich zu der Darstellung Ihrer größern; nämlich der Aufsatz wurde mit einer Feder aus Ihrem trefflichen Federbunde geschrieben und sogar dieses schöne Briefpapier kam erst aus Ihren Händen, eh' es in Ihre zurückkehrt. Mancher andere Schriftsteller hätte die Löbichauer25 Freuden vielleicht engherziger und kleingeistiger und deutsch-scheuer beschrieben; aber ich rechnete auf die großgeistige Fürstin, deren Muster im Geben Erfreuen ich zu meinem im Schreiben annahm.
Nur sind leider so gar viele Druckfehler gleichsam als Dintenklekse auf das kleine Gemälde gefallen. Einen andern Fehler Versehen der30 Eile beging die Buchhandlung, welche mir nicht [die] volle verlangte Anzahl von 5 Exemplaren zuschickte. (Ich bitte Sie daher um die Be- stimmung der beiden übrigen Exemplare.) Da ich nun nicht schnell genug blos durch meine Hand: so[abgebrochen]
kleinere Ehrenzeichen zu vergeben, wahrlich ich würd’ Ihn um eines bitten, um von einem ſolchen König, deſſen perſönliche Äußerlichkeit das Herz ſo erquickt, auch außen neben dieſem, nicht blos in ihm, eine ſchöne Erinnerung zu tragen ... Leben Sie froh unter Ihren Erinne- rungen an erfüllte Bitten.5
108. An Otto.
[Bayreuth, Ende Okt. 1820]
Guten Morgen, lieber Otto! Hier haſt du den Aufſatz über Löbichau bis auf Morgen Abend, da mir Cotta zwei Exemplare aus Irrthum zu wenig zum Verſenden geſchickt. Der Böſe hat leider wieder recht Druck-10 fehler-Unkraut eingeſäet in eine Pflanzung, die manchen ohnehin wild genug vorkommen wird. — Könnt’ ich nicht einmal bei Gelegenheit von Krause Klopſtocks Gelehrtenrepublik oder auch deſſen grammatiſche Geſpräche bekommen?
109. An Herzog in Dorothea von Kurland.15
[Konzept][Bayreuth, Ende Okt. 1820]
Mögen Sie das Gemälde von Löbichau im vorigen Herbſt ſo gütig und verzeihend aufnehmen als damals den Maler ſelber! Wenigſtens die Erlaubnis, meine damaligen frohen Stunden zu wiederholen, näm- lich zu beſchreiben, haben Sie mir ſchon vor einem Jahre gegeben und20 dadurch Ihr Geſchenk verdoppelt. Sogar Ihre kleinern Geſchenke gebrauchte ich zu der Darſtellung Ihrer größern; nämlich der Aufſatz wurde mit einer Feder aus Ihrem trefflichen Federbunde geſchrieben und ſogar dieſes ſchöne Briefpapier kam erſt aus Ihren Händen, eh’ es in Ihre zurückkehrt. Mancher andere Schriftſteller hätte die Löbichauer25 Freuden vielleicht engherziger und kleingeiſtiger und deutſch-ſcheuer beſchrieben; aber ich rechnete auf die großgeiſtige Fürſtin, deren Muſter im Geben 〈Erfreuen〉 ich zu meinem im Schreiben annahm.
Nur ſind leider ſo gar viele Druckfehler gleichſam als Dintenklekſe auf das kleine Gemälde gefallen. Einen andern Fehler 〈Verſehen〉 der30 Eile beging die Buchhandlung, welche mir nicht [die] volle verlangte Anzahl von 5 Exemplaren zuſchickte. (Ich bitte Sie daher um die Be- ſtimmung der beiden übrigen Exemplare.) Da ich nun nicht ſchnell genug blos durch meine Hand: ſo[abgebrochen]
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kleinere Ehrenzeichen zu vergeben, wahrlich ich würd’ Ihn um eines
bitten, um von einem ſolchen König, deſſen perſönliche Äußerlichkeit das
Herz ſo erquickt, auch außen neben dieſem, nicht blos in ihm, eine
ſchöne Erinnerung zu tragen ... Leben Sie froh unter Ihren Erinne-
rungen an erfüllte Bitten. 5
108. An Otto.
[Bayreuth, Ende Okt. 1820]
Guten Morgen, lieber Otto! Hier haſt du den Aufſatz über Löbichau
bis auf Morgen Abend, da mir Cotta zwei Exemplare aus Irrthum zu
wenig zum Verſenden geſchickt. Der Böſe hat leider wieder recht Druck- 10
fehler-Unkraut eingeſäet in eine Pflanzung, die manchen ohnehin wild
genug vorkommen wird. — Könnt’ ich nicht einmal bei Gelegenheit von
Krause Klopſtocks Gelehrtenrepublik oder auch deſſen grammatiſche
Geſpräche bekommen?
109. An Herzog in Dorothea von Kurland. 15
[Bayreuth, Ende Okt. 1820]
Mögen Sie das Gemälde von Löbichau im vorigen Herbſt ſo gütig
und verzeihend aufnehmen als damals den Maler ſelber! Wenigſtens
die Erlaubnis, meine damaligen frohen Stunden zu wiederholen, näm-
lich zu beſchreiben, haben Sie mir ſchon vor einem Jahre gegeben und 20
dadurch Ihr Geſchenk verdoppelt. Sogar Ihre kleinern Geſchenke
gebrauchte ich zu der Darſtellung Ihrer größern; nämlich der Aufſatz
wurde mit einer Feder aus Ihrem trefflichen Federbunde geſchrieben
und ſogar dieſes ſchöne Briefpapier kam erſt aus Ihren Händen, eh’ es
in Ihre zurückkehrt. Mancher andere Schriftſteller hätte die Löbichauer 25
Freuden vielleicht engherziger und kleingeiſtiger und deutſch-ſcheuer
beſchrieben; aber ich rechnete auf die großgeiſtige Fürſtin, deren Muſter
im Geben 〈Erfreuen〉 ich zu meinem im Schreiben annahm.
Nur ſind leider ſo gar viele Druckfehler gleichſam als Dintenklekſe
auf das kleine Gemälde gefallen. Einen andern Fehler 〈Verſehen〉 der 30
Eile beging die Buchhandlung, welche mir nicht [die] volle verlangte
Anzahl von 5 Exemplaren zuſchickte. (Ich bitte Sie daher um die Be-
ſtimmung der beiden übrigen Exemplare.) Da ich nun nicht ſchnell
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/79>, abgerufen am 19.07.2024.
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