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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.

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1. An Karoline Richter in Berlin.

Meine geliebte Seele! Deinen eingeschloßnen Brief vom 25ten Dez.
hab' ich erhalten, und du nun meinen vom 24ten wol auch. Ob gleich
Emma am Mittwoche etwas an die Mutter auf die fahrende Post gibt5
und ich und alles da mitschreibt: so send' ich dir doch dieses Blättchen,
damit du über alles beruhigt bleibst. Erstlich verweile unbesorgt so lange,
bis du das ganze Ziel deiner Reise gewonnen hast; hier kommts auf
einige Wochen nicht an *). Die Seeligkeit des Zusammenlebens wird
nur verschoben, nicht abgekürzt. -- Da dein guter Vater überall mit10
größter Vorsicht handelte: so nimm seine bei Richter stehenden
1000 rtl. und schlage sie zu deinem Kapital und entschädige Minna für
das Agio durch die 100 rtl. die er dir schuldig ist. Will Minna nicht: so
steht dir in jedem Falle die Hälfte davon rechtlich zu, die du bei dem
Kaufmann stehen lässest. Emanuel räth dir, so viel als möglich dein15
Geld in Berlin anzulegen; hier ist keines sicher unterzubringen. Er
will mir leider selber, wenn er seine Güter verkauft hat, meine Gelder
wiedergeben. Durch Schwabacher können wir uns hier alles für Berlin
auszahlen lassen. Verwandle daher, der Reisegefahren wegen, dein Geld
in Anweisungen, welche du hier bezahlt bekommst. Ziehe doch Männer20
zu Rathe; kann denn Ahlefeldt hier kein Mann sein? --

Wende dich in der Möbel-Versendung an den Buchhändler Reimer,
der dir als Kaufmann gewiß rathen kann. Nur vertraue ja solche Schätze
sichern Fuhrleuten an. Beinahe wäre Theilung unter mehr als einen
Fuhrmann zur Sicherheit gut. -- Meine Fußgicht, Blutbeule, und25
Diarrhöe sind gänzlich besiegt; eine zweimalige, etwas theuere Ein-
reibung, die ich mir früher hätte verschreiben sollen, stärkte die

*) So kannst du auch bei deinem jetzigen Gepäcke nicht mit schon gefüllter
Fuhrgelegenheit reisen, sondern in eigner nach Halle.
1 Jean Paul Briefe. VIII.
1. An Karoline Richter in Berlin.

Meine geliebte Seele! Deinen eingeſchloßnen Brief vom 25ten Dez.
hab’ ich erhalten, und du nun meinen vom 24ten wol auch. Ob gleich
Emma am Mittwoche etwas an die Mutter auf die fahrende Poſt gibt5
und ich und alles da mitſchreibt: ſo ſend’ ich dir doch dieſes Blättchen,
damit du über alles beruhigt bleibſt. Erſtlich verweile unbeſorgt ſo lange,
bis du das ganze Ziel deiner Reiſe gewonnen haſt; hier kommts auf
einige Wochen nicht an *). Die Seeligkeit des Zuſammenlebens wird
nur verſchoben, nicht abgekürzt. — Da dein guter Vater überall mit10
größter Vorſicht handelte: ſo nimm ſeine bei Richter ſtehenden
1000 rtl. und ſchlage ſie zu deinem Kapital und entſchädige Minna für
das Agio durch die 100 rtl. die er dir ſchuldig iſt. Will Minna nicht: ſo
ſteht dir in jedem Falle die Hälfte davon rechtlich zu, die du bei dem
Kaufmann ſtehen läſſeſt. Emanuel räth dir, ſo viel als möglich dein15
Geld in Berlin anzulegen; hier iſt keines ſicher unterzubringen. Er
will mir leider ſelber, wenn er ſeine Güter verkauft hat, meine Gelder
wiedergeben. Durch Schwabacher können wir uns hier alles für Berlin
auszahlen laſſen. Verwandle daher, der Reiſegefahren wegen, dein Geld
in Anweiſungen, welche du hier bezahlt bekommſt. Ziehe doch Männer20
zu Rathe; kann denn Ahlefeldt hier kein Mann ſein? —

Wende dich in der Möbel-Verſendung an den Buchhändler Reimer,
der dir als Kaufmann gewiß rathen kann. Nur vertraue ja ſolche Schätze
ſichern Fuhrleuten an. Beinahe wäre Theilung unter mehr als einen
Fuhrmann zur Sicherheit gut. — Meine Fußgicht, Blutbeule, und25
Diarrhöe ſind gänzlich beſiegt; eine zweimalige, etwas theuere Ein-
reibung, die ich mir früher hätte verſchreiben ſollen, ſtärkte die

*) So kannſt du auch bei deinem jetzigen Gepäcke nicht mit ſchon gefüllter
Fuhrgelegenheit reiſen, ſondern in eigner nach Halle.
1 Jean Paul Briefe. VIII.
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[1/0006] 1. An Karoline Richter in Berlin. Baireut d. 2ten Jenn. 1820 [Sonntag] Meine geliebte Seele! Deinen eingeſchloßnen Brief vom 25ten Dez. hab’ ich erhalten, und du nun meinen vom 24ten wol auch. Ob gleich Emma am Mittwoche etwas an die Mutter auf die fahrende Poſt gibt 5 und ich und alles da mitſchreibt: ſo ſend’ ich dir doch dieſes Blättchen, damit du über alles beruhigt bleibſt. Erſtlich verweile unbeſorgt ſo lange, bis du das ganze Ziel deiner Reiſe gewonnen haſt; hier kommts auf einige Wochen nicht an *). Die Seeligkeit des Zuſammenlebens wird nur verſchoben, nicht abgekürzt. — Da dein guter Vater überall mit 10 größter Vorſicht handelte: ſo nimm ſeine bei Richter ſtehenden 1000 rtl. und ſchlage ſie zu deinem Kapital und entſchädige Minna für das Agio durch die 100 rtl. die er dir ſchuldig iſt. Will Minna nicht: ſo ſteht dir in jedem Falle die Hälfte davon rechtlich zu, die du bei dem Kaufmann ſtehen läſſeſt. Emanuel räth dir, ſo viel als möglich dein 15 Geld in Berlin anzulegen; hier iſt keines ſicher unterzubringen. Er will mir leider ſelber, wenn er ſeine Güter verkauft hat, meine Gelder wiedergeben. Durch Schwabacher können wir uns hier alles für Berlin auszahlen laſſen. Verwandle daher, der Reiſegefahren wegen, dein Geld in Anweiſungen, welche du hier bezahlt bekommſt. Ziehe doch Männer 20 zu Rathe; kann denn Ahlefeldt hier kein Mann ſein? — Wende dich in der Möbel-Verſendung an den Buchhändler Reimer, der dir als Kaufmann gewiß rathen kann. Nur vertraue ja ſolche Schätze ſichern Fuhrleuten an. Beinahe wäre Theilung unter mehr als einen Fuhrmann zur Sicherheit gut. — Meine Fußgicht, Blutbeule, und 25 Diarrhöe ſind gänzlich beſiegt; eine zweimalige, etwas theuere Ein- reibung, die ich mir früher hätte verſchreiben ſollen, ſtärkte die *) So kannſt du auch bei deinem jetzigen Gepäcke nicht mit ſchon gefüllter Fuhrgelegenheit reiſen, ſondern in eigner nach Halle. 1 Jean Paul Briefe. VIII.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:22:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:22:18Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 1. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/6>, abgerufen am 22.11.2024.