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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.

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562. An Otto.

Guten Morgen, lieber Otto! Vielleicht kannst du aus N. XXVIII
etwas ziehen. -- Der Preis und das Porto des Stollens? Er labt mich
noch immer. Das Gebackne ist jetzt fast das einzige Gute in Hof, wenn
man ein Paar Gräber ausnimmt.5

563. An Otto.

Guten Morgen, Alter! Ihr treibt das Geben noch weiter als ich das
Naschen. Schon der vorige Kuchen, den ich allein esse, wiegt 10 Geburt-
tagtorten auf. Ich nehme diesen von deiner Liebe gar an; aber der
Ultima-Kuchen aus Hof -- dieser ist Penultima- und der erste Ante-10
penultima-Kuchen -- kann, soll etwas davon für mich abgeschnitten
werden, auf mein h. Wort, nur für gleiche Bezahlung angenommen
werden. Hab recht Dank und Amoene auch; denn er schmeckt trefflich.

564. An Otto.

Guten Tag, Alter! Nimm es nicht übel, daß ich in einer Sache, die15
ich so wenig verstehe und doch verstehen möchte, wie andere Leute dich
plage mit Rathfragen. Meiner Meinung nach sollte mein Bruder Gott
danken und Ja sagen.

565. An Otto.

Gute Nacht, Lieber! Hätte mich nur Gott einmal von dieser bluts-20
freundschaftlichen Abhängigkeit erlöset! Ich bin jetzt in dieser Lumpen-
zeit zu gar keiner mehr tauglich, auch zu keiner baierschen. Auf diesen
Brief meines Bruders gib mir, aber nur gelegentlich deinen Rath;
dann thu' ich das Letzte, sogar Schwere; und dann hole mich der Teufel
(wiewol er mich eben jetzt schon fäßt), wenn ich noch ein höfliches25
Wort zu den hiesigen Baiern sage.

566. An Otto.

Guten Morgen, Alter! Hier ein Paar Körnchen Manna. -- Ich
wollte, du machtest mir einmal eine Gegenvisite. Vor lauter Diskurieren
vergaß ich gestern den Diskurs-Zettel. Heute genoß ich das süße Bewußt-30
sein gestriger Mäßigkeit. -- Diese Dinte muß morgen göttlich aus-
sehen, in Negersprache zu reden.

562. An Otto.

Guten Morgen, lieber Otto! Vielleicht kannſt du aus N. XXVIII
etwas ziehen. — Der Preis und das Porto des Stollens? Er labt mich
noch immer. Das Gebackne iſt jetzt faſt das einzige Gute in Hof, wenn
man ein Paar Gräber ausnimmt.5

563. An Otto.

Guten Morgen, Alter! Ihr treibt das Geben noch weiter als ich das
Naſchen. Schon der vorige Kuchen, den ich allein eſſe, wiegt 10 Geburt-
tagtorten auf. Ich nehme dieſen von deiner Liebe gar an; aber der
Ultima-Kuchen aus Hof — dieſer iſt Penultima- und der erſte Ante-10
penultima-Kuchen — kann, ſoll etwas davon für mich abgeſchnitten
werden, auf mein h. Wort, nur für gleiche Bezahlung angenommen
werden. Hab recht Dank und Amoene auch; denn er ſchmeckt trefflich.

564. An Otto.

Guten Tag, Alter! Nimm es nicht übel, daß ich in einer Sache, die15
ich ſo wenig verſtehe und doch verſtehen möchte, wie andere Leute dich
plage mit Rathfragen. Meiner Meinung nach ſollte mein Bruder Gott
danken und Ja ſagen.

565. An Otto.

Gute Nacht, Lieber! Hätte mich nur Gott einmal von dieſer bluts-20
freundſchaftlichen Abhängigkeit erlöſet! Ich bin jetzt in dieſer Lumpen-
zeit zu gar keiner mehr tauglich, auch zu keiner baierſchen. Auf dieſen
Brief meines Bruders gib mir, aber nur gelegentlich deinen Rath;
dann thu’ ich das Letzte, ſogar Schwere; und dann hole mich der Teufel
(wiewol er mich eben jetzt ſchon fäßt), wenn ich noch ein höfliches25
Wort zu den hieſigen Baiern ſage.

566. An Otto.

Guten Morgen, Alter! Hier ein Paar Körnchen Manna. — Ich
wollte, du machteſt mir einmal eine Gegenviſite. Vor lauter Diſkurieren
vergaß ich geſtern den Diſkurs-Zettel. Heute genoß ich das ſüße Bewußt-30
ſein geſtriger Mäßigkeit. — Dieſe Dinte muß morgen göttlich aus-
ſehen, in Negerſprache zu reden.

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[312/0324] 562. An Otto. Guten Morgen, lieber Otto! Vielleicht kannſt du aus N. XXVIII etwas ziehen. — Der Preis und das Porto des Stollens? Er labt mich noch immer. Das Gebackne iſt jetzt faſt das einzige Gute in Hof, wenn man ein Paar Gräber ausnimmt. 5 563. An Otto. Guten Morgen, Alter! Ihr treibt das Geben noch weiter als ich das Naſchen. Schon der vorige Kuchen, den ich allein eſſe, wiegt 10 Geburt- tagtorten auf. Ich nehme dieſen von deiner Liebe gar an; aber der Ultima-Kuchen aus Hof — dieſer iſt Penultima- und der erſte Ante- 10 penultima-Kuchen — kann, ſoll etwas davon für mich abgeſchnitten werden, auf mein h. Wort, nur für gleiche Bezahlung angenommen werden. Hab recht Dank und Amoene auch; denn er ſchmeckt trefflich. 564. An Otto. Guten Tag, Alter! Nimm es nicht übel, daß ich in einer Sache, die 15 ich ſo wenig verſtehe und doch verſtehen möchte, wie andere Leute dich plage mit Rathfragen. Meiner Meinung nach ſollte mein Bruder Gott danken und Ja ſagen. 565. An Otto. Gute Nacht, Lieber! Hätte mich nur Gott einmal von dieſer bluts- 20 freundſchaftlichen Abhängigkeit erlöſet! Ich bin jetzt in dieſer Lumpen- zeit zu gar keiner mehr tauglich, auch zu keiner baierſchen. Auf dieſen Brief meines Bruders gib mir, aber nur gelegentlich deinen Rath; dann thu’ ich das Letzte, ſogar Schwere; und dann hole mich der Teufel (wiewol er mich eben jetzt ſchon fäßt), wenn ich noch ein höfliches 25 Wort zu den hieſigen Baiern ſage. 566. An Otto. Guten Morgen, Alter! Hier ein Paar Körnchen Manna. — Ich wollte, du machteſt mir einmal eine Gegenviſite. Vor lauter Diſkurieren vergaß ich geſtern den Diſkurs-Zettel. Heute genoß ich das ſüße Bewußt- 30 ſein geſtriger Mäßigkeit. — Dieſe Dinte muß morgen göttlich aus- ſehen, in Negerſprache zu reden.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:22:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:22:18Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/324>, abgerufen am 22.11.2024.