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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.

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Traktat zum Eß-Simultaneum nur gemeinschaftlich schließen können.
Meine Frau geht mit den Kindern etwa um 11 Uhr; wann die Deinigen?
-- Die Magd trägt mir Bier nach, der du also zu tragen geben könntest,
wiewol der rothe französische Wein draußen gut und wolfeil (50 kr.)
ist.5

R.
548. An Otto.

Guten Morgen, Alter! Ich gehe heute an diesem rollwenzelischen
Tage auch einmal auf die Rollwenzelei; und lasse sogar die Kinder da
essen, weil jetzt die Kinder-Rechnungen geschieden werden. C[aroline]10
will nicht mit; wenn nicht A[möne] sie vielleicht noch beredet. Soll ich
für dich und A[möne] bestellen?

549. An Otto.

Guten Morgen, Otto! In der Polizeifama ist allerlei Merkwürdiges.
Bis zum Dienstag, wo ohnehin Bamberger Bücher -- und ich hoffe15
bessere -- ankommen, kannst du sie behalten. -- Ich hoffe, im April,
sogar in seiner ersten Woche, werden wir beide einmal wieder roll-
wenzeln.

550. An Otto.

Guten Morgen, Otto! Hier sind 50 fl., es verlohnts nicht, daß20
du mir deswegen den coupon schickst. -- Ich dachte, ich könnte die
Pallas länger behalten; sogar deine Sachen fand ich erst zufällig. Gib
mir sie also einmal wieder. -- Das Wetter sagt weniger gern Ja zum
Rollwenzeln als ich. Wir müssen nur geradezu den schönen Tag beim
Flügel erwischen, wenn er niedergeflogen ist.25

551. An Otto.

Guten Morgen, lieber Otto! Es schmerzt mich, daß du eine kleine
Verstimmung von mir zu stark nachgefühlt. Ich meide in solchen Fällen
das Sprechen und lasse das Instrument sich selber wieder stimmen. Die
Veranlassung war: ich sah Amöne ins Haus schlüpfen. Die Rollwenzel30
sagte mir, du wärest in der hintern Stube. Als ich dich in den vordern
fand, glaubte ich nun, sie hätte dich des Nachmittagbettes wegen in die

Traktat zum Eß-Simultaneum nur gemeinſchaftlich ſchließen können.
Meine Frau geht mit den Kindern etwa um 11 Uhr; wann die Deinigen?
— Die Magd trägt mir Bier nach, der du alſo zu tragen geben könnteſt,
wiewol der rothe franzöſiſche Wein draußen gut und wolfeil (50 kr.)
iſt.5

R.
548. An Otto.

Guten Morgen, Alter! Ich gehe heute an dieſem rollwenzeliſchen
Tage auch einmal auf die Rollwenzelei; und laſſe ſogar die Kinder da
eſſen, weil jetzt die Kinder-Rechnungen geſchieden werden. C[aroline]10
will nicht mit; wenn nicht A[möne] ſie vielleicht noch beredet. Soll ich
für dich und A[möne] beſtellen?

549. An Otto.

Guten Morgen, Otto! In der Polizeifama iſt allerlei Merkwürdiges.
Bis zum Dienſtag, wo ohnehin Bamberger Bücher — und ich hoffe15
beſſere — ankommen, kannſt du ſie behalten. — Ich hoffe, im April,
ſogar in ſeiner erſten Woche, werden wir beide einmal wieder roll-
wenzeln.

550. An Otto.

Guten Morgen, Otto! Hier ſind 50 fl., es verlohnts nicht, daß20
du mir deswegen den coupon ſchickſt. — Ich dachte, ich könnte die
Pallas länger behalten; ſogar deine Sachen fand ich erſt zufällig. Gib
mir ſie alſo einmal wieder. — Das Wetter ſagt weniger gern Ja zum
Rollwenzeln als ich. Wir müſſen nur geradezu den ſchönen Tag beim
Flügel erwiſchen, wenn er niedergeflogen iſt.25

551. An Otto.

Guten Morgen, lieber Otto! Es ſchmerzt mich, daß du eine kleine
Verſtimmung von mir zu ſtark nachgefühlt. Ich meide in ſolchen Fällen
das Sprechen und laſſe das Inſtrument ſich ſelber wieder ſtimmen. Die
Veranlaſſung war: ich ſah Amöne ins Haus ſchlüpfen. Die Rollwenzel30
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[309/0321] Traktat zum Eß-Simultaneum nur gemeinſchaftlich ſchließen können. Meine Frau geht mit den Kindern etwa um 11 Uhr; wann die Deinigen? — Die Magd trägt mir Bier nach, der du alſo zu tragen geben könnteſt, wiewol der rothe franzöſiſche Wein draußen gut und wolfeil (50 kr.) iſt. 5 R. 548. An Otto. Guten Morgen, Alter! Ich gehe heute an dieſem rollwenzeliſchen Tage auch einmal auf die Rollwenzelei; und laſſe ſogar die Kinder da eſſen, weil jetzt die Kinder-Rechnungen geſchieden werden. C[aroline] 10 will nicht mit; wenn nicht A[möne] ſie vielleicht noch beredet. Soll ich für dich und A[möne] beſtellen? 549. An Otto. Guten Morgen, Otto! In der Polizeifama iſt allerlei Merkwürdiges. Bis zum Dienſtag, wo ohnehin Bamberger Bücher — und ich hoffe 15 beſſere — ankommen, kannſt du ſie behalten. — Ich hoffe, im April, ſogar in ſeiner erſten Woche, werden wir beide einmal wieder roll- wenzeln. 550. An Otto. Guten Morgen, Otto! Hier ſind 50 fl., es verlohnts nicht, daß 20 du mir deswegen den coupon ſchickſt. — Ich dachte, ich könnte die Pallas länger behalten; ſogar deine Sachen fand ich erſt zufällig. Gib mir ſie alſo einmal wieder. — Das Wetter ſagt weniger gern Ja zum Rollwenzeln als ich. Wir müſſen nur geradezu den ſchönen Tag beim Flügel erwiſchen, wenn er niedergeflogen iſt. 25 551. An Otto. Guten Morgen, lieber Otto! Es ſchmerzt mich, daß du eine kleine Verſtimmung von mir zu ſtark nachgefühlt. Ich meide in ſolchen Fällen das Sprechen und laſſe das Inſtrument ſich ſelber wieder ſtimmen. Die Veranlaſſung war: ich ſah Amöne ins Haus ſchlüpfen. Die Rollwenzel 30 ſagte mir, du wäreſt in der hintern Stube. Als ich dich in den vordern fand, glaubte ich nun, ſie hätte dich des Nachmittagbettes wegen in die

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:22:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:22:18Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/321>, abgerufen am 03.05.2024.