Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.

Bild:
<< vorherige Seite
519. An Karoline Richter.

Theile von meinen Briefen mit was und wem du willst; du weißt wie
wenig ich von der furchtsamen Verbergerei an mir habe und von der
Kleinstädterei mitten in der Stadt-Gottes des Lebens. Ist es denn eines
unsterblichen Wesens würdig, eine sterbliche Lumperei von 1 1/2 Tag5
Wirkung ernstlich und steif zuzudecken?

520. An Fräulein von Knebel.

Gnädiges Fräulein! Wollen Sie mir nicht auf eine Stunde Sokrates
Gesicht geben? -- Ich meine blos Ihr Petschaft, worauf dasselbe steht.
-- Dank für Ihre vorige gütige Gabe.10

Richter
521. An Frau Kammerrat Donauer.

Der kunstreichen Backschöpferin und der menschenfreundlichen Frau
und Geberin den reichsten Dank und das schönste Fest!

522. An Professor Wagner.15

Ich kann immer kaum den Wolfmonat erwarten, weil er mir doch
das Christgeschenk mitbringt, daß ich mit meinen elenden 25 fl. rheinischer
Währung bei Ihnen landen kann.

Aber künftig -- ich bitte Sie herzlich -- lassen Sie mich Pensionisten
in die Reihe der andern Eltern treten und monatlich bezahlen. Sie20
haben Ihren überguten Willen lange genug gehabt und haben bei mir
ein tüchtiges Kapital von Dankbarkeit stehen, wovon ich ja nur die
Zinsen abtrage.

Ihr
Jean Paul Fr. Richter25
523. An Professor Wagner.

Guten Morgen! Ich bitte Sie, mir die Stunde Ihrer morgend-
lichen Prüfungen recht bestimmt anzugeben, damit ich Sie wenigstens
von der Höhe herab höre, da es leider auf der Ebene aufhören soll.
Der Himmel gebe, daß die gestrige Nachricht Ihrer Lossagung von der30
Harmonie noch zur Unwahrheit werde. Ich bin darüber sehr betroffen.
Zum Glück haben die Vorsteher Ihren Absagebrief, aus Wünschen

519. An Karoline Richter.

Theile von meinen Briefen mit was und wem du willſt; du weißt wie
wenig ich von der furchtſamen Verbergerei an mir habe und von der
Kleinſtädterei mitten in der Stadt-Gottes des Lebens. Iſt es denn eines
unſterblichen Weſens würdig, eine ſterbliche Lumperei von 1 ½ Tag5
Wirkung ernſtlich und ſteif zuzudecken?

520. An Fräulein von Knebel.

Gnädiges Fräulein! Wollen Sie mir nicht auf eine Stunde Sokrates
Geſicht geben? — Ich meine blos Ihr Petſchaft, worauf daſſelbe ſteht.
— Dank für Ihre vorige gütige Gabe.10

Richter
521. An Frau Kammerrat Donauer.

Der kunſtreichen Backſchöpferin und der menſchenfreundlichen Frau
und Geberin den reichſten Dank und das ſchönſte Feſt!

522. An Profeſſor Wagner.15

Ich kann immer kaum den Wolfmonat erwarten, weil er mir doch
das Chriſtgeſchenk mitbringt, daß ich mit meinen elenden 25 fl. rheiniſcher
Währung bei Ihnen landen kann.

Aber künftig — ich bitte Sie herzlich — laſſen Sie mich Penſioniſten
in die Reihe der andern Eltern treten und monatlich bezahlen. Sie20
haben Ihren überguten Willen lange genug gehabt und haben bei mir
ein tüchtiges Kapital von Dankbarkeit ſtehen, wovon ich ja nur die
Zinſen abtrage.

Ihr
Jean Paul Fr. Richter25
523. An Profeſſor Wagner.

Guten Morgen! Ich bitte Sie, mir die Stunde Ihrer morgend-
lichen Prüfungen recht beſtimmt anzugeben, damit ich Sie wenigſtens
von der Höhe herab höre, da es leider auf der Ebene aufhören ſoll.
Der Himmel gebe, daß die geſtrige Nachricht Ihrer Losſagung von der30
Harmonie noch zur Unwahrheit werde. Ich bin darüber ſehr betroffen.
Zum Glück haben die Vorſteher Ihren Abſagebrief, aus Wünſchen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0314" n="302"/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>519. An <hi rendition="#g">Karoline Richter.</hi></head><lb/>
        <p>Theile von meinen Briefen mit was und wem du will&#x017F;t; du weißt wie<lb/>
wenig ich von der furcht&#x017F;amen Verbergerei an mir habe und von der<lb/>
Klein&#x017F;tädterei mitten in der Stadt-Gottes des Lebens. I&#x017F;t es denn eines<lb/>
un&#x017F;terblichen We&#x017F;ens würdig, eine &#x017F;terbliche Lumperei von 1 ½ Tag<lb n="5"/>
Wirkung ern&#x017F;tlich und &#x017F;teif zuzudecken?</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>520. An <hi rendition="#g">Fräulein von Knebel.</hi></head><lb/>
        <p>Gnädiges Fräulein! Wollen Sie mir nicht auf eine Stunde Sokrates<lb/>
Ge&#x017F;icht geben? &#x2014; Ich meine blos Ihr Pet&#x017F;chaft, worauf da&#x017F;&#x017F;elbe &#x017F;teht.<lb/>
&#x2014; Dank für Ihre vorige gütige Gabe.<lb n="10"/>
</p>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Richter</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>521. An <hi rendition="#g">Frau Kammerrat Donauer.</hi></head><lb/>
        <p>Der kun&#x017F;treichen Back&#x017F;chöpferin und der men&#x017F;chenfreundlichen Frau<lb/>
und Geberin den reich&#x017F;ten Dank und das &#x017F;chön&#x017F;te Fe&#x017F;t!</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>522. An <hi rendition="#g">Profe&#x017F;&#x017F;or Wagner.</hi><lb n="15"/>
</head>
        <p>Ich kann immer kaum den Wolfmonat erwarten, weil er mir doch<lb/>
das Chri&#x017F;tge&#x017F;chenk mitbringt, daß ich mit meinen elenden 25 fl. rheini&#x017F;cher<lb/>
Währung bei Ihnen landen kann.</p><lb/>
        <p>Aber künftig &#x2014; ich bitte Sie herzlich &#x2014; la&#x017F;&#x017F;en Sie mich Pen&#x017F;ioni&#x017F;ten<lb/>
in die Reihe der andern Eltern treten und monatlich bezahlen. Sie<lb n="20"/>
haben Ihren überguten Willen lange genug gehabt und haben bei mir<lb/>
ein tüchtiges Kapital von Dankbarkeit &#x017F;tehen, wovon ich ja nur die<lb/>
Zin&#x017F;en abtrage.</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Ihr<lb/>
Jean Paul Fr. Richter<lb n="25"/>
</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>523. An <hi rendition="#g">Profe&#x017F;&#x017F;or Wagner.</hi></head><lb/>
        <p>Guten Morgen! Ich bitte Sie, mir die Stunde <hi rendition="#g">Ihrer</hi> morgend-<lb/>
lichen Prüfungen recht be&#x017F;timmt anzugeben, damit ich Sie wenig&#x017F;tens<lb/>
von der Höhe herab höre, da es leider auf der Ebene aufhören &#x017F;oll.<lb/>
Der Himmel gebe, daß die ge&#x017F;trige Nachricht Ihrer Los&#x017F;agung von der<lb n="30"/> <hi rendition="#aq">Harmonie</hi> noch zur Unwahrheit werde. Ich bin darüber &#x017F;ehr betroffen.<lb/>
Zum Glück haben die Vor&#x017F;teher Ihren Ab&#x017F;agebrief, aus Wün&#x017F;chen<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[302/0314] 519. An Karoline Richter. Theile von meinen Briefen mit was und wem du willſt; du weißt wie wenig ich von der furchtſamen Verbergerei an mir habe und von der Kleinſtädterei mitten in der Stadt-Gottes des Lebens. Iſt es denn eines unſterblichen Weſens würdig, eine ſterbliche Lumperei von 1 ½ Tag 5 Wirkung ernſtlich und ſteif zuzudecken? 520. An Fräulein von Knebel. Gnädiges Fräulein! Wollen Sie mir nicht auf eine Stunde Sokrates Geſicht geben? — Ich meine blos Ihr Petſchaft, worauf daſſelbe ſteht. — Dank für Ihre vorige gütige Gabe. 10 Richter 521. An Frau Kammerrat Donauer. Der kunſtreichen Backſchöpferin und der menſchenfreundlichen Frau und Geberin den reichſten Dank und das ſchönſte Feſt! 522. An Profeſſor Wagner. 15 Ich kann immer kaum den Wolfmonat erwarten, weil er mir doch das Chriſtgeſchenk mitbringt, daß ich mit meinen elenden 25 fl. rheiniſcher Währung bei Ihnen landen kann. Aber künftig — ich bitte Sie herzlich — laſſen Sie mich Penſioniſten in die Reihe der andern Eltern treten und monatlich bezahlen. Sie 20 haben Ihren überguten Willen lange genug gehabt und haben bei mir ein tüchtiges Kapital von Dankbarkeit ſtehen, wovon ich ja nur die Zinſen abtrage. Ihr Jean Paul Fr. Richter 25 523. An Profeſſor Wagner. Guten Morgen! Ich bitte Sie, mir die Stunde Ihrer morgend- lichen Prüfungen recht beſtimmt anzugeben, damit ich Sie wenigſtens von der Höhe herab höre, da es leider auf der Ebene aufhören ſoll. Der Himmel gebe, daß die geſtrige Nachricht Ihrer Losſagung von der 30 Harmonie noch zur Unwahrheit werde. Ich bin darüber ſehr betroffen. Zum Glück haben die Vorſteher Ihren Abſagebrief, aus Wünſchen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:22:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:22:18Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/314
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/314>, abgerufen am 04.05.2024.