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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.

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habe ich, da abgerissene Gedanken, ohne Verbindung durch eine Form,
den Leser bald ermüden, folgende erfunden: ich schreibe eine verkleinerte
Vorschule der Aesthetik, und unter ihre Programme kommen die dahin
gehörigen neuen Bemerkungen als Paragraphen, wovon oft manche
über vier, fünf Seiten lang sind, z. B. über die poetischen Nihilisten.5
Auf das Titelblatt kommt daher statt des Vorigen: literarische Flüche
etc. etc. Nachschule zur ästhetischen Vorschule. --

Diktieren kann ich, ausgenommen Briefe, keine Arbeiten. Gegen
Ende des Jahres wird der Schluß des Ganzen bei Ihnen ankommen.

Mit herzlicher Freude werde ich und die Meinigen Sie im Früh-10
ling wiedersehen. Leben Sie recht froh!

466. An Emanuel.

Guten Morgen, mein guter Emanuel! Hier kommt denn meine
Bitte um einen Gang, der leider die Gänge auf Ihrer Unlustreise15
(nämlich der Jahrzeit) vermehren hilft. Aber Sie sind nun einmal durch
Ihre Namenabbreviatur Eo (ich gehe) nicht zum Bleiben bestimmt.
Kehren Sie nur beglückt zu Ihren Beglückten zurück. Auf frohes
Wiedersehen, nicht blos Wiederhören im Jahre 1825.

Richter20
467. An J. Niggel in München.

Ich ersuche den Herrn Optikus Niggel um die Gefälligkeit, die beiden
Brillengläser, wofür ich den 10ten dieses die Bezahlung von 1 fl. 6 kr.
voraus geschickt, meinem Freunde, H. Emanuel Osmund zur Besor-25
gung zu übergeben.

J. P. F. Richter
Legazionrath
468. An Emanuel in München.
[Von Karoline Richter]30

Betrachten Sie mich blos als das Auge und die schreibende Hand meines
Mannes, theurer Emanuel, der drei Bitten an Sie hat, und der kranken Augen
wegen, die ihm am Morgen nur wenige Stunden zu seinen Arbeiten dienen, jetzt
oft durch Einen von Uns Briefe schreiben läßt. Nachmittags schreibt er nie,
und erlaubt daß man ihm vorlese. Durch Ihre liebe Gattin haben wir gehört35

18*

habe ich, da abgeriſſene Gedanken, ohne Verbindung durch eine Form,
den Leſer bald ermüden, folgende erfunden: ich ſchreibe eine verkleinerte
Vorſchule der Aeſthetik, und unter ihre Programme kommen die dahin
gehörigen neuen Bemerkungen als Paragraphen, wovon oft manche
über vier, fünf Seiten lang ſind, z. B. über die poetiſchen Nihiliſten.5
Auf das Titelblatt kommt daher ſtatt des Vorigen: literariſche Flüche
ꝛc. ꝛc. Nachſchule zur äſthetiſchen Vorſchule. —

Diktieren kann ich, ausgenommen Briefe, keine Arbeiten. Gegen
Ende des Jahres wird der Schluß des Ganzen bei Ihnen ankommen.

Mit herzlicher Freude werde ich und die Meinigen Sie im Früh-10
ling wiederſehen. Leben Sie recht froh!

466. An Emanuel.

Guten Morgen, mein guter Emanuel! Hier kommt denn meine
Bitte um einen Gang, der leider die Gänge auf Ihrer Unluſtreiſe15
(nämlich der Jahrzeit) vermehren hilft. Aber Sie ſind nun einmal durch
Ihre Namenabbreviatur Eo (ich gehe) nicht zum Bleiben beſtimmt.
Kehren Sie nur beglückt zu Ihren Beglückten zurück. Auf frohes
Wiederſehen, nicht blos Wiederhören im Jahre 1825.

Richter20
467. An J. Niggel in München.

Ich erſuche den Herrn Optikus Niggel um die Gefälligkeit, die beiden
Brillengläſer, wofür ich den 10ten dieſes die Bezahlung von 1 fl. 6 kr.
voraus geſchickt, meinem Freunde, H. Emanuel Osmund zur Beſor-25
gung zu übergeben.

J. P. F. Richter
Legazionrath
468. An Emanuel in München.
[Von Karoline Richter]30

Betrachten Sie mich blos als das Auge und die ſchreibende Hand meines
Mannes, theurer Emanuel, der drei Bitten an Sie hat, und der kranken Augen
wegen, die ihm am Morgen nur wenige Stunden zu ſeinen Arbeiten dienen, jetzt
oft durch Einen von Uns Briefe ſchreiben läßt. Nachmittags ſchreibt er nie,
und erlaubt daß man ihm vorleſe. Durch Ihre liebe Gattin haben wir gehört35

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[275/0287] habe ich, da abgeriſſene Gedanken, ohne Verbindung durch eine Form, den Leſer bald ermüden, folgende erfunden: ich ſchreibe eine verkleinerte Vorſchule der Aeſthetik, und unter ihre Programme kommen die dahin gehörigen neuen Bemerkungen als Paragraphen, wovon oft manche über vier, fünf Seiten lang ſind, z. B. über die poetiſchen Nihiliſten. 5 Auf das Titelblatt kommt daher ſtatt des Vorigen: literariſche Flüche ꝛc. ꝛc. Nachſchule zur äſthetiſchen Vorſchule. — Diktieren kann ich, ausgenommen Briefe, keine Arbeiten. Gegen Ende des Jahres wird der Schluß des Ganzen bei Ihnen ankommen. Mit herzlicher Freude werde ich und die Meinigen Sie im Früh- 10 ling wiederſehen. Leben Sie recht froh! 466. An Emanuel. [Bayreuth, 17. Dez. 1824] Guten Morgen, mein guter Emanuel! Hier kommt denn meine Bitte um einen Gang, der leider die Gänge auf Ihrer Unluſtreiſe 15 (nämlich der Jahrzeit) vermehren hilft. Aber Sie ſind nun einmal durch Ihre Namenabbreviatur Eo (ich gehe) nicht zum Bleiben beſtimmt. Kehren Sie nur beglückt zu Ihren Beglückten zurück. Auf frohes Wiederſehen, nicht blos Wiederhören im Jahre 1825. Richter 20 467. An J. Niggel in München. Baireut den 18ten Dezember 1824 Ich erſuche den Herrn Optikus Niggel um die Gefälligkeit, die beiden Brillengläſer, wofür ich den 10ten dieſes die Bezahlung von 1 fl. 6 kr. voraus geſchickt, meinem Freunde, H. Emanuel Osmund zur Beſor- 25 gung zu übergeben. J. P. F. Richter Legazionrath 468. An Emanuel in München. Baireuth den 5ten Januar 1825 30 Betrachten Sie mich blos als das Auge und die ſchreibende Hand meines Mannes, theurer Emanuel, der drei Bitten an Sie hat, und der kranken Augen wegen, die ihm am Morgen nur wenige Stunden zu ſeinen Arbeiten dienen, jetzt oft durch Einen von Uns Briefe ſchreiben läßt. Nachmittags ſchreibt er nie, und erlaubt daß man ihm vorleſe. Durch Ihre liebe Gattin haben wir gehört 35 18*

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:22:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:22:18Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/287>, abgerufen am 03.05.2024.