Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.444. An Karoline Richter in Dresden. Baireut d. 29 Jul. Donnerstags 1824Dein Brief hat mich erquickt und gerührt, meine Theuerste, und die Sorge um Gottes Willen für eine gute Reise-Gelegenheit, die dir so d. 30ten Jul. Gestern abends war der sorgsame Walter schon wieder da. Er will Komme nur bald! Du wirst mit Sehnsucht und Jubel empfangen25 R. Kannst du es nicht bei Minona oder Uthe machen, daß sie dem zu- 445. An C. Fr. Kunz in Bamberg. Baireut d. 4ten Aug. 1824Immer komm' ich mit Bitten zu Ihnen, gefälliger H. Kunz, aber 444. An Karoline Richter in Dresden. Baireut d. 29 Jul. 〈Donnerſtags〉 1824Dein Brief hat mich erquickt und gerührt, meine Theuerſte, und die Sorge um Gottes Willen für eine gute Reiſe-Gelegenheit, die dir ſo d. 30ten Jul. Geſtern abends war der ſorgſame Walter ſchon wieder da. Er will Komme nur bald! Du wirſt mit Sehnſucht und Jubel empfangen25 R. Kannſt du es nicht bei Minona oder Uthe machen, daß ſie dem zu- 445. An C. Fr. Kunz in Bamberg. Baireut d. 4ten Aug. 1824Immer komm’ ich mit Bitten zu Ihnen, gefälliger H. Kunz, aber <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0276" n="264"/> <div type="letter" n="1"> <head>444. An <hi rendition="#g">Karoline Richter in Dresden.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Baireut d. 29 Jul.</hi> 〈Donnerſtags〉 1824</hi> </dateline><lb/> <p>Dein Brief hat mich erquickt und gerührt, meine Theuerſte, und die<lb/> Sehnſucht verdoppelt, die ich bisher aus allerlei Gründen verbarg.<lb/> Gerade den Morgen, wo ich nach vielen Monaten zur <hi rendition="#aq">Rollwenzel</hi><lb n="5"/> ging, verſchönerten mir deine Herzensworte. Ich werde freilich noch<lb/> viel, viel leiden müſſen — denn alle Mittel helfen wenig oder langſam —<lb/> aber ich <hi rendition="#g">weiß feſt,</hi> Gott ſchickt mir an der Gränze des Äußerſten das<lb/> rechte. <hi rendition="#aq">Weller</hi> mußte nach meinem nicht ganz vollſtändigen Bericht<lb/> ſeinen Irrthum begehen.<lb n="10"/> </p> <p>Sorge um Gottes Willen für eine gute Reiſe-Gelegenheit, die dir ſo<lb/> viele Freunde in Dresden doch wol erfragen können. Wage nur nicht,<lb/> ſondern denke an die armen dich ſo unausſprechlich liebenden Kinder —<lb/> Zwinge dich, keinen feierlichen Abſchied von <hi rendition="#aq">Minna</hi> zu nehmen; ja<lb/> nimm keinen und ſag ihrs voraus; ſie kann ſonſt in deinen Armen<lb n="15"/> ſterben.</p><lb/> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#right">d. 30<hi rendition="#sup">ten</hi> Jul.</hi> </dateline><lb/> <p>Geſtern abends war der ſorgſame Walter ſchon wieder da. Er will<lb/> Puls und Ausſehen ſeit der reichlichern Lebensart verbeſſert finden.<lb/> Weiter ſei für die Augen nichts nöthig, nichts Äuſſerliches, kein Fon-<lb n="20"/> tanell, keine Bäder; ich müſſe mein altes kräftiges Blut wieder haben. —<lb/> Zum Glück hab’ ich aus Frankfurt wieder 1 Eimer guten <hi rendition="#aq">Graves-</hi>Wein<lb/> bekommen. — Wie freu’ ich mich auf deine hiſtoriſchen Vorleſungen<lb/> am Tiſche über deine Dresdner Erlebungen.</p><lb/> <p>Komme nur bald! Du wirſt mit Sehnſucht und Jubel empfangen<lb n="25"/> werden. Grüße die Leidende!</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">R.</hi> </salute> </closer><lb/> <postscript> <p>Kannſt du es nicht bei Minona oder <hi rendition="#aq">Uthe</hi> machen, daß ſie dem zu-<lb/> dringlichen <hi rendition="#aq">Richard,</hi> wenn er etwa wieder im Herbſt meine Unbe-<lb/> fangenheit und deine Ruhe ſtören wollte, davon abwinken, damit nicht<lb n="30"/> ich es zu thun brauche?</p> </postscript> </div> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>445. An C. <hi rendition="#g">Fr. Kunz in Bamberg.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Baireut d. 4<hi rendition="#sup">ten</hi> Aug.</hi> 1824</hi> </dateline><lb/> <p>Immer komm’ ich mit Bitten zu Ihnen, gefälliger H. Kunz, aber<lb/> dießmal nicht um Bücher, ſondern um eine wichtige Belehrung. Seit<lb n="35"/><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [264/0276]
444. An Karoline Richter in Dresden.
Baireut d. 29 Jul. 〈Donnerſtags〉 1824
Dein Brief hat mich erquickt und gerührt, meine Theuerſte, und die
Sehnſucht verdoppelt, die ich bisher aus allerlei Gründen verbarg.
Gerade den Morgen, wo ich nach vielen Monaten zur Rollwenzel 5
ging, verſchönerten mir deine Herzensworte. Ich werde freilich noch
viel, viel leiden müſſen — denn alle Mittel helfen wenig oder langſam —
aber ich weiß feſt, Gott ſchickt mir an der Gränze des Äußerſten das
rechte. Weller mußte nach meinem nicht ganz vollſtändigen Bericht
ſeinen Irrthum begehen. 10
Sorge um Gottes Willen für eine gute Reiſe-Gelegenheit, die dir ſo
viele Freunde in Dresden doch wol erfragen können. Wage nur nicht,
ſondern denke an die armen dich ſo unausſprechlich liebenden Kinder —
Zwinge dich, keinen feierlichen Abſchied von Minna zu nehmen; ja
nimm keinen und ſag ihrs voraus; ſie kann ſonſt in deinen Armen 15
ſterben.
d. 30ten Jul.
Geſtern abends war der ſorgſame Walter ſchon wieder da. Er will
Puls und Ausſehen ſeit der reichlichern Lebensart verbeſſert finden.
Weiter ſei für die Augen nichts nöthig, nichts Äuſſerliches, kein Fon- 20
tanell, keine Bäder; ich müſſe mein altes kräftiges Blut wieder haben. —
Zum Glück hab’ ich aus Frankfurt wieder 1 Eimer guten Graves-Wein
bekommen. — Wie freu’ ich mich auf deine hiſtoriſchen Vorleſungen
am Tiſche über deine Dresdner Erlebungen.
Komme nur bald! Du wirſt mit Sehnſucht und Jubel empfangen 25
werden. Grüße die Leidende!
R.
Kannſt du es nicht bei Minona oder Uthe machen, daß ſie dem zu-
dringlichen Richard, wenn er etwa wieder im Herbſt meine Unbe-
fangenheit und deine Ruhe ſtören wollte, davon abwinken, damit nicht 30
ich es zu thun brauche?
445. An C. Fr. Kunz in Bamberg.
Baireut d. 4ten Aug. 1824
Immer komm’ ich mit Bitten zu Ihnen, gefälliger H. Kunz, aber
dießmal nicht um Bücher, ſondern um eine wichtige Belehrung. Seit 35
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(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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