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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.

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444. An Karoline Richter in Dresden.

Dein Brief hat mich erquickt und gerührt, meine Theuerste, und die
Sehnsucht verdoppelt, die ich bisher aus allerlei Gründen verbarg.
Gerade den Morgen, wo ich nach vielen Monaten zur Rollwenzel5
ging, verschönerten mir deine Herzensworte. Ich werde freilich noch
viel, viel leiden müssen -- denn alle Mittel helfen wenig oder langsam --
aber ich weiß fest, Gott schickt mir an der Gränze des Äußersten das
rechte. Weller mußte nach meinem nicht ganz vollständigen Bericht
seinen Irrthum begehen.10

Sorge um Gottes Willen für eine gute Reise-Gelegenheit, die dir so
viele Freunde in Dresden doch wol erfragen können. Wage nur nicht,
sondern denke an die armen dich so unaussprechlich liebenden Kinder --
Zwinge dich, keinen feierlichen Abschied von Minna zu nehmen; ja
nimm keinen und sag ihrs voraus; sie kann sonst in deinen Armen15
sterben.


Gestern abends war der sorgsame Walter schon wieder da. Er will
Puls und Aussehen seit der reichlichern Lebensart verbessert finden.
Weiter sei für die Augen nichts nöthig, nichts Äusserliches, kein Fon-20
tanell, keine Bäder; ich müsse mein altes kräftiges Blut wieder haben. --
Zum Glück hab' ich aus Frankfurt wieder 1 Eimer guten Graves-Wein
bekommen. -- Wie freu' ich mich auf deine historischen Vorlesungen
am Tische über deine Dresdner Erlebungen.

Komme nur bald! Du wirst mit Sehnsucht und Jubel empfangen25
werden. Grüße die Leidende!

R.

Kannst du es nicht bei Minona oder Uthe machen, daß sie dem zu-
dringlichen Richard, wenn er etwa wieder im Herbst meine Unbe-
fangenheit und deine Ruhe stören wollte, davon abwinken, damit nicht30
ich es zu thun brauche?

445. An C. Fr. Kunz in Bamberg.

Immer komm' ich mit Bitten zu Ihnen, gefälliger H. Kunz, aber
dießmal nicht um Bücher, sondern um eine wichtige Belehrung. Seit35

444. An Karoline Richter in Dresden.

Dein Brief hat mich erquickt und gerührt, meine Theuerſte, und die
Sehnſucht verdoppelt, die ich bisher aus allerlei Gründen verbarg.
Gerade den Morgen, wo ich nach vielen Monaten zur Rollwenzel5
ging, verſchönerten mir deine Herzensworte. Ich werde freilich noch
viel, viel leiden müſſen — denn alle Mittel helfen wenig oder langſam —
aber ich weiß feſt, Gott ſchickt mir an der Gränze des Äußerſten das
rechte. Weller mußte nach meinem nicht ganz vollſtändigen Bericht
ſeinen Irrthum begehen.10

Sorge um Gottes Willen für eine gute Reiſe-Gelegenheit, die dir ſo
viele Freunde in Dresden doch wol erfragen können. Wage nur nicht,
ſondern denke an die armen dich ſo unausſprechlich liebenden Kinder —
Zwinge dich, keinen feierlichen Abſchied von Minna zu nehmen; ja
nimm keinen und ſag ihrs voraus; ſie kann ſonſt in deinen Armen15
ſterben.


Geſtern abends war der ſorgſame Walter ſchon wieder da. Er will
Puls und Ausſehen ſeit der reichlichern Lebensart verbeſſert finden.
Weiter ſei für die Augen nichts nöthig, nichts Äuſſerliches, kein Fon-20
tanell, keine Bäder; ich müſſe mein altes kräftiges Blut wieder haben. —
Zum Glück hab’ ich aus Frankfurt wieder 1 Eimer guten Graves-Wein
bekommen. — Wie freu’ ich mich auf deine hiſtoriſchen Vorleſungen
am Tiſche über deine Dresdner Erlebungen.

Komme nur bald! Du wirſt mit Sehnſucht und Jubel empfangen25
werden. Grüße die Leidende!

R.

Kannſt du es nicht bei Minona oder Uthe machen, daß ſie dem zu-
dringlichen Richard, wenn er etwa wieder im Herbſt meine Unbe-
fangenheit und deine Ruhe ſtören wollte, davon abwinken, damit nicht30
ich es zu thun brauche?

445. An C. Fr. Kunz in Bamberg.

Immer komm’ ich mit Bitten zu Ihnen, gefälliger H. Kunz, aber
dießmal nicht um Bücher, ſondern um eine wichtige Belehrung. Seit35

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[264/0276] 444. An Karoline Richter in Dresden. Baireut d. 29 Jul. 〈Donnerſtags〉 1824 Dein Brief hat mich erquickt und gerührt, meine Theuerſte, und die Sehnſucht verdoppelt, die ich bisher aus allerlei Gründen verbarg. Gerade den Morgen, wo ich nach vielen Monaten zur Rollwenzel 5 ging, verſchönerten mir deine Herzensworte. Ich werde freilich noch viel, viel leiden müſſen — denn alle Mittel helfen wenig oder langſam — aber ich weiß feſt, Gott ſchickt mir an der Gränze des Äußerſten das rechte. Weller mußte nach meinem nicht ganz vollſtändigen Bericht ſeinen Irrthum begehen. 10 Sorge um Gottes Willen für eine gute Reiſe-Gelegenheit, die dir ſo viele Freunde in Dresden doch wol erfragen können. Wage nur nicht, ſondern denke an die armen dich ſo unausſprechlich liebenden Kinder — Zwinge dich, keinen feierlichen Abſchied von Minna zu nehmen; ja nimm keinen und ſag ihrs voraus; ſie kann ſonſt in deinen Armen 15 ſterben. d. 30ten Jul. Geſtern abends war der ſorgſame Walter ſchon wieder da. Er will Puls und Ausſehen ſeit der reichlichern Lebensart verbeſſert finden. Weiter ſei für die Augen nichts nöthig, nichts Äuſſerliches, kein Fon- 20 tanell, keine Bäder; ich müſſe mein altes kräftiges Blut wieder haben. — Zum Glück hab’ ich aus Frankfurt wieder 1 Eimer guten Graves-Wein bekommen. — Wie freu’ ich mich auf deine hiſtoriſchen Vorleſungen am Tiſche über deine Dresdner Erlebungen. Komme nur bald! Du wirſt mit Sehnſucht und Jubel empfangen 25 werden. Grüße die Leidende! R. Kannſt du es nicht bei Minona oder Uthe machen, daß ſie dem zu- dringlichen Richard, wenn er etwa wieder im Herbſt meine Unbe- fangenheit und deine Ruhe ſtören wollte, davon abwinken, damit nicht 30 ich es zu thun brauche? 445. An C. Fr. Kunz in Bamberg. Baireut d. 4ten Aug. 1824 Immer komm’ ich mit Bitten zu Ihnen, gefälliger H. Kunz, aber dießmal nicht um Bücher, ſondern um eine wichtige Belehrung. Seit 35

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:22:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:22:18Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/276>, abgerufen am 22.11.2024.