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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.

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425. An Rentamtmann Raden in Frauenstein.

Ich wünsche Ihnen von Herzen Glück, daß Sie das Quartiermeister-
amt so schön bei Ihrer eignen Person verwaltet und sich ausquartieret
haben nach Frauenstein in ein Schloß hinein. Sie haben Familie,5
Bücher, Freunde, Gegenden -- was braucht Ihr Glück mehr als Fort-
dauer?

Verzeihen Sie mein spätes und mein kurzes Antworten; denn mein
Geburttag wird zugleich auch der von mehren Briefen und Arbeiten.
-- Da mein körperlicher Appetit so abnimmt wie mein geistiger zu den10
literarischen Gerichten des Tags: so thut mir Ihr Schützischer Senf
gute Dienste; und ich wollte, es gäbe einen ähnlichen Büchersenf; was
aber der Schützische in Halle am wenigsten ist.

-- Und hier soll unser Doppelfreund Schütze recht innig gegrüßt
werden.15

In diesem Jahre d. h. Frühlinge reise ich blos den Rheingegenden
zu nach Darmstadt. Ich möchte freilich gern einmal mit Ihnen aus
Einem Schloßfenster heraussehen; aber der Himmel wird es lange ver-
schieben.

Ich grüße herzlich die Ihrigen; und Ihre Freunde Böttiger und20
Ammon. -- Ihr neues Lebens Kapitel gebe Ihnen lauter schöne Szenen
zu lesen!

Ihr
Jean Paul Fr. Richter

Böttigers schönes heiteres Gedicht hat sich unter die Briefe ver-25
krochen; es soll Ihnen aber unverloren sein.

*426. An Luise Förster in Dresden.

Ihre Güte, meine treue Freundin, kann ich nicht mit Schweigen beant-
worten und hätt' ich auch sieben Geburttage in Einer Woche zu feiern30
und also sechsmal mehr Briefe zu schreiben. Innigen Dank für Ihre
lebenvolle Darstellung des lebenden Dresdens, das mir in diesem Jahre,
wo ich nach Darmstadt ausfliege, wol entrückt bleiben wird. Dafür
ist der bessere Theil von ihm nicht aus mir gerückt. -- In diesem Jahre

425. An Rentamtmann Raden in Frauenſtein.

Ich wünſche Ihnen von Herzen Glück, daß Sie das Quartiermeiſter-
amt ſo ſchön bei Ihrer eignen Perſon verwaltet und ſich ausquartieret
haben nach Frauenſtein in ein Schloß hinein. Sie haben Familie,5
Bücher, Freunde, Gegenden — was braucht Ihr Glück mehr als Fort-
dauer?

Verzeihen Sie mein ſpätes und mein kurzes Antworten; denn mein
Geburttag wird zugleich auch der von mehren Briefen und Arbeiten.
— Da mein körperlicher Appetit ſo abnimmt wie mein geiſtiger zu den10
literariſchen Gerichten des Tags: ſo thut mir Ihr Schütziſcher Senf
gute Dienſte; und ich wollte, es gäbe einen ähnlichen Bücherſenf; was
aber der Schütziſche in Halle am wenigſten iſt.

— Und hier ſoll unſer Doppelfreund Schütze recht innig gegrüßt
werden.15

In dieſem Jahre d. h. Frühlinge reiſe ich blos den Rheingegenden
zu 〈nach Darmstadt〉. Ich möchte freilich gern einmal mit Ihnen aus
Einem Schloßfenſter herausſehen; aber der Himmel wird es lange ver-
ſchieben.

Ich grüße herzlich die Ihrigen; und Ihre Freunde Böttiger und20
Ammon. — Ihr neues Lebens Kapitel gebe Ihnen lauter ſchöne Szenen
zu leſen!

Ihr
Jean Paul Fr. Richter

Böttigers ſchönes heiteres Gedicht hat ſich unter die Briefe ver-25
krochen; es ſoll Ihnen aber unverloren ſein.

*426. An Luiſe Förſter in Dresden.

Ihre Güte, meine treue Freundin, kann ich nicht mit Schweigen beant-
worten und hätt’ ich auch ſieben Geburttage in Einer Woche zu feiern30
und alſo ſechsmal mehr Briefe zu ſchreiben. Innigen Dank für Ihre
lebenvolle Darſtellung des lebenden Dresdens, das mir in dieſem Jahre,
wo ich nach Darmſtadt ausfliege, wol entrückt bleiben wird. Dafür
iſt der beſſere Theil von ihm nicht aus mir gerückt. — In dieſem Jahre

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[253/0265] 425. An Rentamtmann Raden in Frauenſtein. Baireut d. 11ten Apr. 1824 Ich wünſche Ihnen von Herzen Glück, daß Sie das Quartiermeiſter- amt ſo ſchön bei Ihrer eignen Perſon verwaltet und ſich ausquartieret haben nach Frauenſtein in ein Schloß hinein. Sie haben Familie, 5 Bücher, Freunde, Gegenden — was braucht Ihr Glück mehr als Fort- dauer? Verzeihen Sie mein ſpätes und mein kurzes Antworten; denn mein Geburttag wird zugleich auch der von mehren Briefen und Arbeiten. — Da mein körperlicher Appetit ſo abnimmt wie mein geiſtiger zu den 10 literariſchen Gerichten des Tags: ſo thut mir Ihr Schütziſcher Senf gute Dienſte; und ich wollte, es gäbe einen ähnlichen Bücherſenf; was aber der Schütziſche in Halle am wenigſten iſt. — Und hier ſoll unſer Doppelfreund Schütze recht innig gegrüßt werden. 15 In dieſem Jahre d. h. Frühlinge reiſe ich blos den Rheingegenden zu 〈nach Darmstadt〉. Ich möchte freilich gern einmal mit Ihnen aus Einem Schloßfenſter herausſehen; aber der Himmel wird es lange ver- ſchieben. Ich grüße herzlich die Ihrigen; und Ihre Freunde Böttiger und 20 Ammon. — Ihr neues Lebens Kapitel gebe Ihnen lauter ſchöne Szenen zu leſen! Ihr Jean Paul Fr. Richter Böttigers ſchönes heiteres Gedicht hat ſich unter die Briefe ver- 25 krochen; es ſoll Ihnen aber unverloren ſein. *426. An Luiſe Förſter in Dresden. Baireut d. 11ten Apr. 1824 Ihre Güte, meine treue Freundin, kann ich nicht mit Schweigen beant- worten und hätt’ ich auch ſieben Geburttage in Einer Woche zu feiern 30 und alſo ſechsmal mehr Briefe zu ſchreiben. Innigen Dank für Ihre lebenvolle Darſtellung des lebenden Dresdens, das mir in dieſem Jahre, wo ich nach Darmſtadt ausfliege, wol entrückt bleiben wird. Dafür iſt der beſſere Theil von ihm nicht aus mir gerückt. — In dieſem Jahre

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:22:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:22:18Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/265>, abgerufen am 03.05.2024.