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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.

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Ich wünsche Ihnen für das künftige Jahr schönere Tage als die
Freiheit in Europa sich versprechen darf. God save your king -- and
the mine.

Ihr
alter5
Jean Paul Fr. Richter
411. An Emanuel.

Guten Morgen, lieber Emanuel! Ich danke Ihnen für die Übergabe
des Buchs, das ich endlich durchgelesen, und meistens mit Vergnügen.10
Wenn ein Nachahmer wie dieser Saphir, so viel Talent hat: so wird
das Talent schon mit den Jahren über das Nachahmen so wie über
eigne Geschmackwidrigkeiten Herrschaft gewinnen. Die Söhne ahmen
ja alle ihre Väter nach und ungeschickt genug; und doch werden sie zuletzt
selber -- Väter.15

R.
412. An Richard Groote in Frankfurt a. M.

Gestern abends endlich sind meine längst gewünschten drei Wein-
könige wohlbehalten und ohne geistige und leibliche Reise-Abmagerung20
in meinen Keller eingezogen. Mit Freuden trag' ich durch die beiliegende
Anweisung meine Schuld, welche für das am 25ten Nov. erhaltene
Probenkistchen 10 fl. 58 kr. und für die gestrige Sendung 104 fl. beträgt,
nach Abzug des Diskonto mit 111 fl. rh. ab.

Neuen Xeres-Wein hatt' ich gewünscht, eh ich nur den alten ver-25
sucht hatte, der aber -- wahrscheinlich durch Etiquette-Fehlgriff --
Teneriffa-Wein war. Und mit diesem kann ich jetzo schon meine Arzenei-
löffel füllen ohne Xeres-Mithülfe. Nur der Piccardon schien durch
ungewöhnliche Süßigkeit und Dunkelheit bei so wohlfeilem Preise
nicht die Aechtheit der übrigen Proben zu theilen.30

Haben Sie meinen wärmsten Dank für die Schnelligkeit und für die
gefälligen Rücksichten, womit Sie meinen Wünschen abhelfen, ja
sogar zuvorkommen. Im künftigen Frühling werd' ich mir wieder ver-

Ich wünſche Ihnen für das künftige Jahr ſchönere Tage als die
Freiheit in Europa ſich verſprechen darf. God save your king — and
the mine.

Ihr
alter5
Jean Paul Fr. Richter
411. An Emanuel.

Guten Morgen, lieber Emanuel! Ich danke Ihnen für die Übergabe
des Buchs, das ich endlich durchgeleſen, und meiſtens mit Vergnügen.10
Wenn ein Nachahmer wie dieſer Saphir, ſo viel Talent hat: ſo wird
das Talent ſchon mit den Jahren über das Nachahmen ſo wie über
eigne Geſchmackwidrigkeiten Herrſchaft gewinnen. Die Söhne ahmen
ja alle ihre Väter nach und ungeſchickt genug; und doch werden ſie zuletzt
ſelber — Väter.15

R.
412. An Richard Groote in Frankfurt a. M.

Geſtern abends endlich ſind meine längſt gewünſchten drei Wein-
könige wohlbehalten und ohne geiſtige und leibliche Reiſe-Abmagerung20
in meinen Keller eingezogen. Mit Freuden trag’ ich durch die beiliegende
Anweiſung meine Schuld, welche für das am 25ten Nov. erhaltene
Probenkiſtchen 10 fl. 58 kr. und für die geſtrige Sendung 104 fl. beträgt,
nach Abzug des Diſkonto mit 111 fl. rh. ab.

Neuen Xeres-Wein hatt’ ich gewünſcht, eh ich nur den alten ver-25
ſucht hatte, der aber — wahrſcheinlich durch Etiquette-Fehlgriff —
Teneriffa-Wein war. Und mit dieſem kann ich jetzo ſchon meine Arzenei-
löffel füllen ohne Xeres-Mithülfe. Nur der Piccardon ſchien durch
ungewöhnliche Süßigkeit und Dunkelheit bei ſo wohlfeilem Preiſe
nicht die Aechtheit der übrigen Proben zu theilen.30

Haben Sie meinen wärmſten Dank für die Schnelligkeit und für die
gefälligen Rückſichten, womit Sie meinen Wünſchen abhelfen, ja
ſogar zuvorkommen. Im künftigen Frühling werd’ ich mir wieder ver-

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[247/0256] Ich wünſche Ihnen für das künftige Jahr ſchönere Tage als die Freiheit in Europa ſich verſprechen darf. God save your king — and the mine. Ihr alter 5 Jean Paul Fr. Richter 411. An Emanuel. [Bayreuth, 23. Dez. 1823] Guten Morgen, lieber Emanuel! Ich danke Ihnen für die Übergabe des Buchs, das ich endlich durchgeleſen, und meiſtens mit Vergnügen. 10 Wenn ein Nachahmer wie dieſer Saphir, ſo viel Talent hat: ſo wird das Talent ſchon mit den Jahren über das Nachahmen ſo wie über eigne Geſchmackwidrigkeiten Herrſchaft gewinnen. Die Söhne ahmen ja alle ihre Väter nach und ungeſchickt genug; und doch werden ſie zuletzt ſelber — Väter. 15 R. 412. An Richard Groote in Frankfurt a. M. Baireut d. 10 Jenn. 1824 Geſtern abends endlich ſind meine längſt gewünſchten drei Wein- könige wohlbehalten und ohne geiſtige und leibliche Reiſe-Abmagerung 20 in meinen Keller eingezogen. Mit Freuden trag’ ich durch die beiliegende Anweiſung meine Schuld, welche für das am 25ten Nov. erhaltene Probenkiſtchen 10 fl. 58 kr. und für die geſtrige Sendung 104 fl. beträgt, nach Abzug des Diſkonto mit 111 fl. rh. ab. Neuen Xeres-Wein hatt’ ich gewünſcht, eh ich nur den alten ver- 25 ſucht hatte, der aber — wahrſcheinlich durch Etiquette-Fehlgriff — Teneriffa-Wein war. Und mit dieſem kann ich jetzo ſchon meine Arzenei- löffel füllen ohne Xeres-Mithülfe. Nur der Piccardon ſchien durch ungewöhnliche Süßigkeit und Dunkelheit bei ſo wohlfeilem Preiſe nicht die Aechtheit der übrigen Proben zu theilen. 30 Haben Sie meinen wärmſten Dank für die Schnelligkeit und für die gefälligen Rückſichten, womit Sie meinen Wünſchen abhelfen, ja ſogar zuvorkommen. Im künftigen Frühling werd’ ich mir wieder ver-

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:22:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:22:18Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/256>, abgerufen am 03.05.2024.