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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.

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Wiederkehr soll dein Tag nachgefeiert werden. -- Vergiß jetzo einen
wichtigen Auftrag von mir nicht. Der Doktor Doudrepont hat sein
Rezept für mich -- für das du ihm in meinem Namen recht danken
sollst mit der Bemerkung, daß mir schon früher sein angerathnes
Bitterwasser viel geholfen -- auf einen herrlichen Bogen Papier5
geschrieben, wovon ich hier den halben mit dem Papierzeichen (das du
siehst, wenn du ihn gegen das Licht hältst) um dieses Billet an dich ge-
schlagen habe. Frage doch den H. Doktor, wo dieses Papier zu haben;
und schicke mir durch einen Fuhrmann unverzüglich drei Buch davon.
Lebe froh, meine Gute!10

Richter
350. An Georg Reimer in Berlin.

Drei Briefe, guter Reimer, hab' ich auf einmal zu beantworten. Den
ersten fand ich erst bei meiner Rückkehr von Dresden. Blos die15
beiden Velin-Exemplare der Mumien, welche Sie in Berlin glätten
ließen und mir zu schicken versprachen, hab' ich nicht erhalten. Ihren
zweiten Brief über die Bogenzahl des Kometen konnt' ich Ihnen nicht
viel eher beantworten als Engelmann gethan.

Und den dritten beantwort' ich endlich mit herzlichem Dank für die20
vollständige Bezahlung, sogar mit Überschuß. Letztern nehm' ich nur
vor der Hand an, da sich wol Gelegenheit zum Ausgleichen darbieten
wird. Nur, mein freundlicher Reimer mit den schönen Augen, ver-
schonen Sie mich zur Ostermesse mit dem Surplus-Honorar. Sie haben
mir genug an Geld gegeben und recht viel an noch etwas Besseren durch25
die Nachricht, daß Sie durch den Absatz für Mühen und Wagen belohnt
geworden. Für mich gibt es keine frohere; denn dem Verleger ist bei
seinem Lottospiel und seiner prosaischen Mühe ohne den schrift-
stellerischen Genuß des Erzeugens jeder Gewinn zu gönnen, sobald er
vorher gegen den Autor gerecht gewesen. Auch wird der leichte30
Schwanzstern wol da Silberlicht geben müssen, wo der Hesperus
etwa rückgängig oder abnehmend erscheint. --

Die neue Auflage des Katzenbergers hab' ich dem guten Max in
Breslau nicht versagen können und wollen.

Nun ist meinem dürftigen Lebens Spätjahre auch mein Voß ge-35
nommen, und auf dem kurzen Wege, den ich noch über der Erde zu

14 Jean Paul Briefe. VIII.

Wiederkehr ſoll dein Tag nachgefeiert werden. — Vergiß jetzo einen
wichtigen Auftrag von mir nicht. Der Doktor Doudrepont hat ſein
Rezept für mich — für das du ihm in meinem Namen recht danken
ſollſt mit der Bemerkung, daß mir ſchon früher ſein angerathnes
Bitterwaſſer viel geholfen — auf einen herrlichen Bogen Papier5
geſchrieben, wovon ich hier den halben mit dem Papierzeichen (das du
ſiehſt, wenn du ihn gegen das Licht hältſt) um dieſes Billet an dich ge-
ſchlagen habe. Frage doch den H. Doktor, wo dieſes Papier zu haben;
und ſchicke mir durch einen Fuhrmann unverzüglich drei Buch davon.
Lebe froh, meine Gute!10

Richter
350. An Georg Reimer in Berlin.

Drei Briefe, guter Reimer, hab’ ich auf einmal zu beantworten. Den
erſten fand ich erſt bei meiner Rückkehr von Dresden. Blos die15
beiden Velin-Exemplare der Mumien, welche Sie in Berlin glätten
ließen und mir zu ſchicken verſprachen, hab’ ich nicht erhalten. Ihren
zweiten Brief über die Bogenzahl des Kometen konnt’ ich Ihnen nicht
viel eher beantworten als Engelmann gethan.

Und den dritten beantwort’ ich endlich mit herzlichem Dank für die20
vollſtändige Bezahlung, ſogar mit Überſchuß. Letztern nehm’ ich nur
vor der Hand an, da ſich wol Gelegenheit zum Ausgleichen darbieten
wird. Nur, mein freundlicher Reimer mit den ſchönen Augen, ver-
ſchonen Sie mich zur Oſtermeſſe mit dem Surplus-Honorar. Sie haben
mir genug an Geld gegeben und recht viel an noch etwas Beſſeren durch25
die Nachricht, daß Sie durch den Abſatz für Mühen und Wagen belohnt
geworden. Für mich gibt es keine frohere; denn dem Verleger iſt bei
ſeinem Lottoſpiel und ſeiner proſaiſchen Mühe ohne den ſchrift-
ſtelleriſchen Genuß des Erzeugens jeder Gewinn zu gönnen, ſobald er
vorher gegen den Autor gerecht geweſen. Auch wird der leichte30
Schwanzſtern wol da Silberlicht geben müſſen, wo der Heſperus
etwa rückgängig oder abnehmend erſcheint. —

Die neue Auflage des Katzenbergers hab’ ich dem guten Max in
Breslau nicht verſagen können und wollen.

Nun iſt meinem dürftigen Lebens Spätjahre auch mein Voß ge-35
nommen, und auf dem kurzen Wege, den ich noch über der Erde zu

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[209/0218] Wiederkehr ſoll dein Tag nachgefeiert werden. — Vergiß jetzo einen wichtigen Auftrag von mir nicht. Der Doktor Doudrepont hat ſein Rezept für mich — für das du ihm in meinem Namen recht danken ſollſt mit der Bemerkung, daß mir ſchon früher ſein angerathnes Bitterwaſſer viel geholfen — auf einen herrlichen Bogen Papier 5 geſchrieben, wovon ich hier den halben mit dem Papierzeichen (das du ſiehſt, wenn du ihn gegen das Licht hältſt) um dieſes Billet an dich ge- ſchlagen habe. Frage doch den H. Doktor, wo dieſes Papier zu haben; und ſchicke mir durch einen Fuhrmann unverzüglich drei Buch davon. Lebe froh, meine Gute! 10 Richter 350. An Georg Reimer in Berlin. Baireut d. 16. Nov. 1822 Drei Briefe, guter Reimer, hab’ ich auf einmal zu beantworten. Den erſten fand ich erſt bei meiner Rückkehr von Dresden. Blos die 15 beiden Velin-Exemplare der Mumien, welche Sie in Berlin glätten ließen und mir zu ſchicken verſprachen, hab’ ich nicht erhalten. Ihren zweiten Brief über die Bogenzahl des Kometen konnt’ ich Ihnen nicht viel eher beantworten als Engelmann gethan. Und den dritten beantwort’ ich endlich mit herzlichem Dank für die 20 vollſtändige Bezahlung, ſogar mit Überſchuß. Letztern nehm’ ich nur vor der Hand an, da ſich wol Gelegenheit zum Ausgleichen darbieten wird. Nur, mein freundlicher Reimer mit den ſchönen Augen, ver- ſchonen Sie mich zur Oſtermeſſe mit dem Surplus-Honorar. Sie haben mir genug an Geld gegeben und recht viel an noch etwas Beſſeren durch 25 die Nachricht, daß Sie durch den Abſatz für Mühen und Wagen belohnt geworden. Für mich gibt es keine frohere; denn dem Verleger iſt bei ſeinem Lottoſpiel und ſeiner proſaiſchen Mühe ohne den ſchrift- ſtelleriſchen Genuß des Erzeugens jeder Gewinn zu gönnen, ſobald er vorher gegen den Autor gerecht geweſen. Auch wird der leichte 30 Schwanzſtern wol da Silberlicht geben müſſen, wo der Heſperus etwa rückgängig oder abnehmend erſcheint. — Die neue Auflage des Katzenbergers hab’ ich dem guten Max in Breslau nicht verſagen können und wollen. Nun iſt meinem dürftigen Lebens Spätjahre auch mein Voß ge- 35 nommen, und auf dem kurzen Wege, den ich noch über der Erde zu 14 Jean Paul Briefe. VIII.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:22:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:22:18Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/218>, abgerufen am 02.05.2024.