Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.

Bild:
<< vorherige Seite
333. An Emanuel.

Guten Morgen, mein Emanuel! Endlich schickt mir Professor
Foerster das lang erwartete Freiexemplar, worin Sie viele Aus-
lassungen und Verbesserungen finden werden, welche, denk' ich, gerade5
die von Ihnen gewünschten sein werden. -- Die Velthusens wohnen
sämmtlich nun in meinem Edenquartier. -- Auch die Baireuter haben
sich, wie die Gräfin Münster mir erzählte, über das Abendblatt gefreut.
Otto möge mir alles bald wieder schicken!

334. An Freiherrn von Welden in Bayreuth.10
[Kopie]
Ew. Exzellenz

sprachen neulich mit solcher Güte über das Unglück meines Bruders,
daß ich ihn veranlaßte, einen Bericht seiner Verhältnisse aufzusetzen.
Möchten Sie diesem von Ihrer kostbaren Zeit, deren Werth für den15
Staat und die Überfülle der Geschäfte sogar ich aus meiner Ferne
verehre, eine Lese-Viertelstunde gönnen! -- Der seltene Bund von
warmer Menschenliebe und strenger Unparteilichkeit oder Gerechtigkeit,
welcher Ihro Exzellenz so viele Herzen außer- und innerhalb Ihres
Wirkkreises erwirbt, wird eine Hülfe für meinen unglücklichen Bruder20
werden, der bei einem Lohne von 100 fl. jährlich, ein Paarmal 100,000 fl.
zu verrechnen hatte, und zuletzt den Sparpfennig seines langen andern
Amtlebens zu einem Ersatz der Gelder opfern muß, deren über-
schießende Sendungen zurückzusenden nicht alle Landgerichte ehrlich
genug waren. Sein Verhältnis dürfte ihn sogar in München unter dem25
Namen Gnade suchen lassen, was eigentlich nicht sehr verschieden von
Gerechtigkeit wäre! -- Mit tiefster Verehrung

Euer Exzellenz
ergebenster J. P. etc.
335. An Odilie Richter in Würzburg.30

Meine geliebteste Odilia! Wie wehe that mir dein Täuschen und
dein Vorbereiten! Und doch entging ich durch meine Änderung dem

333. An Emanuel.

Guten Morgen, mein Emanuel! Endlich ſchickt mir Profeſſor
Foerster das lang erwartete Freiexemplar, worin Sie viele Aus-
laſſungen und Verbeſſerungen finden werden, welche, denk’ ich, gerade5
die von Ihnen gewünſchten ſein werden. — Die Velthusens wohnen
ſämmtlich nun in meinem Edenquartier. — Auch die Baireuter haben
ſich, wie die Gräfin Münſter mir erzählte, über das Abendblatt gefreut.
Otto möge mir alles bald wieder ſchicken!

334. An Freiherrn von Welden in Bayreuth.10
[Kopie]
Ew. Exzellenz

ſprachen neulich mit ſolcher Güte über das Unglück meines Bruders,
daß ich ihn veranlaßte, einen Bericht ſeiner Verhältniſſe aufzuſetzen.
Möchten Sie dieſem von Ihrer koſtbaren Zeit, deren Werth für den15
Staat und die Überfülle der Geſchäfte ſogar ich aus meiner Ferne
verehre, eine Leſe-Viertelſtunde gönnen! — Der ſeltene Bund von
warmer Menſchenliebe und ſtrenger Unparteilichkeit oder Gerechtigkeit,
welcher Ihro Exzellenz ſo viele Herzen außer- und innerhalb Ihres
Wirkkreiſes erwirbt, wird eine Hülfe für meinen unglücklichen Bruder20
werden, der bei einem Lohne von 100 fl. jährlich, ein Paarmal 100,000 fl.
zu verrechnen hatte, und zuletzt den Sparpfennig ſeines langen andern
Amtlebens zu einem Erſatz der Gelder opfern muß, deren über-
ſchießende Sendungen zurückzuſenden nicht alle Landgerichte ehrlich
genug waren. Sein Verhältnis dürfte ihn ſogar in München unter dem25
Namen Gnade ſuchen laſſen, was eigentlich nicht ſehr verſchieden von
Gerechtigkeit wäre! — Mit tiefſter Verehrung

Euer Exzellenz
ergebenſter J. P. etc.
335. An Odilie Richter in Würzburg.30

Meine geliebteſte Odilia! Wie wehe that mir dein Täuſchen und
dein Vorbereiten! Und doch entging ich durch meine Änderung dem

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0209" n="200"/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>333. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 9. Sept. 1822]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen, mein <hi rendition="#aq">Emanuel!</hi> Endlich &#x017F;chickt mir Profe&#x017F;&#x017F;or<lb/><hi rendition="#aq">Foerster</hi> das lang erwartete Freiexemplar, worin Sie viele Aus-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;ungen und Verbe&#x017F;&#x017F;erungen finden werden, welche, denk&#x2019; ich, gerade<lb n="5"/>
die von Ihnen gewün&#x017F;chten &#x017F;ein werden. &#x2014; Die <hi rendition="#aq">Velthusens</hi> wohnen<lb/>
&#x017F;ämmtlich nun in meinem Edenquartier. &#x2014; Auch die Baireuter haben<lb/>
&#x017F;ich, wie die Gräfin Mün&#x017F;ter mir erzählte, über das Abendblatt gefreut.<lb/>
Otto möge mir alles bald wieder &#x017F;chicken!</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>334. An <hi rendition="#g">Freiherrn von Welden in Bayreuth.</hi><lb n="10"/>
</head>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 25. Sept. 1822]</hi> </dateline><lb/>
        <salute> <hi rendition="#et">Ew. Exzellenz</hi> </salute><lb/>
        <p>&#x017F;prachen neulich mit &#x017F;olcher Güte über das Unglück meines Bruders,<lb/>
daß ich ihn veranlaßte, einen Bericht &#x017F;einer Verhältni&#x017F;&#x017F;e aufzu&#x017F;etzen.<lb/>
Möchten Sie die&#x017F;em von Ihrer ko&#x017F;tbaren Zeit, deren Werth für den<lb n="15"/>
Staat und die Überfülle der Ge&#x017F;chäfte &#x017F;ogar ich aus meiner Ferne<lb/>
verehre, eine Le&#x017F;e-Viertel&#x017F;tunde gönnen! &#x2014; Der &#x017F;eltene Bund von<lb/>
warmer Men&#x017F;chenliebe und &#x017F;trenger Unparteilichkeit oder Gerechtigkeit,<lb/>
welcher Ihro Exzellenz &#x017F;o viele Herzen außer- und innerhalb Ihres<lb/>
Wirkkrei&#x017F;es erwirbt, wird eine Hülfe für meinen unglücklichen Bruder<lb n="20"/>
werden, der bei einem Lohne von 100 fl. jährlich, ein Paarmal 100,000 fl.<lb/>
zu verrechnen hatte, und zuletzt den Sparpfennig &#x017F;eines langen andern<lb/>
Amtlebens zu einem Er&#x017F;atz der Gelder opfern muß, deren über-<lb/>
&#x017F;chießende Sendungen zurückzu&#x017F;enden nicht alle Landgerichte ehrlich<lb/>
genug waren. Sein Verhältnis dürfte ihn &#x017F;ogar in München unter dem<lb n="25"/>
Namen Gnade &#x017F;uchen la&#x017F;&#x017F;en, was eigentlich nicht &#x017F;ehr ver&#x017F;chieden von<lb/>
Gerechtigkeit wäre! &#x2014; Mit tief&#x017F;ter Verehrung</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Euer Exzellenz<lb/>
ergeben&#x017F;ter J. P. <hi rendition="#aq">etc.</hi></hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>335. An <hi rendition="#g">Odilie Richter in Würzburg.</hi><lb n="30"/>
</head>
        <byline>Eilig&#x017F;t</byline>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 28. Sept. 1822]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Meine geliebte&#x017F;te <hi rendition="#aq">Odilia!</hi> Wie wehe that mir dein Täu&#x017F;chen und<lb/>
dein Vorbereiten! Und doch entging ich durch meine Änderung dem<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[200/0209] 333. An Emanuel. [Bayreuth, 9. Sept. 1822] Guten Morgen, mein Emanuel! Endlich ſchickt mir Profeſſor Foerster das lang erwartete Freiexemplar, worin Sie viele Aus- laſſungen und Verbeſſerungen finden werden, welche, denk’ ich, gerade 5 die von Ihnen gewünſchten ſein werden. — Die Velthusens wohnen ſämmtlich nun in meinem Edenquartier. — Auch die Baireuter haben ſich, wie die Gräfin Münſter mir erzählte, über das Abendblatt gefreut. Otto möge mir alles bald wieder ſchicken! 334. An Freiherrn von Welden in Bayreuth. 10 [Bayreuth, 25. Sept. 1822] Ew. Exzellenz ſprachen neulich mit ſolcher Güte über das Unglück meines Bruders, daß ich ihn veranlaßte, einen Bericht ſeiner Verhältniſſe aufzuſetzen. Möchten Sie dieſem von Ihrer koſtbaren Zeit, deren Werth für den 15 Staat und die Überfülle der Geſchäfte ſogar ich aus meiner Ferne verehre, eine Leſe-Viertelſtunde gönnen! — Der ſeltene Bund von warmer Menſchenliebe und ſtrenger Unparteilichkeit oder Gerechtigkeit, welcher Ihro Exzellenz ſo viele Herzen außer- und innerhalb Ihres Wirkkreiſes erwirbt, wird eine Hülfe für meinen unglücklichen Bruder 20 werden, der bei einem Lohne von 100 fl. jährlich, ein Paarmal 100,000 fl. zu verrechnen hatte, und zuletzt den Sparpfennig ſeines langen andern Amtlebens zu einem Erſatz der Gelder opfern muß, deren über- ſchießende Sendungen zurückzuſenden nicht alle Landgerichte ehrlich genug waren. Sein Verhältnis dürfte ihn ſogar in München unter dem 25 Namen Gnade ſuchen laſſen, was eigentlich nicht ſehr verſchieden von Gerechtigkeit wäre! — Mit tiefſter Verehrung Euer Exzellenz ergebenſter J. P. etc. 335. An Odilie Richter in Würzburg. 30 Eiligſt[Bayreuth, 28. Sept. 1822] Meine geliebteſte Odilia! Wie wehe that mir dein Täuſchen und dein Vorbereiten! Und doch entging ich durch meine Änderung dem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:22:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:22:18Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/209
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/209>, abgerufen am 02.05.2024.