Guten Morgen, mein Emanuel! Ich hätte Ihnen auch eher danken können für Ihren schönen Abend. Und doch trag' ichs in mir herum, recht bald wieder einen, aber einsamern bei Ihnen zu holen. Im Juny-5 monat des "Gesellschafters" *) soll eine sehr wohlwollende Dar- stellung meines Dresdner Aufenthaltes [stehen], bei welcher in der Neckarzeitung das Allerdümmste gegen mich gesagt wird, was ich je über mich gelesen. -- Otto möge mir doch mit diesen Briefen auch den von Voß zurücksenden. Das Gewitter heute dürfte stark werden.10
317. An Emanuel.
[Bayreuth, 19. Juli 1822]
Guten Morgen, mein Emanuel! -- Dank für alles und das Stamm- buch, das für mich ein adeliger Kirchhof ist. -- Der nachmittägige Regen heute ist wol mit etwas Gewitter vermischt. -- Ich stehe unter15 einer ziemlichen Aristokratie von goldnen Köpfen; und die halten der Menge wegen schon zusammen gegen mich.
318. An Dr. Christian Kapp in Bayreuth.
[Kopie][Bayreuth, 23. Juli 1822]
Das ganze Scholarchat und Gymnasiarchat in Hof hätte nicht den20 Stil Ihrer Vorrede, geschweige den Inhalt Ihres Büchleins zusammen- gebracht.... Sie können, wenn Sie Ihrem Körper Ferien geben, in 10 Jahren zum großen deutschen Philologen erstarken. Aber ich be- schwöre Sie bei allen früheren Aufopferungen, entziehen Sie diesen nicht die Frucht und den Lohn durch Hartnäckigkeit in spätern. -- Ach!25 Sie haben mich heute zu stark an meinen Verlust erinnert, und ich habe Ihn ermahnend an Ihre Kränklichkeit erinnert -- sein Probe- und Meisterschuß --
319. An Regimentsquartiermeister Raden in Dresden.
[Kopie]Baireut d. 28 Jul. 182230
Mein recht innig geliebter und geschätzter Quartiermeister, der nicht blos das Garderegiment, sondern auch mich einquartiert, aber dafür
*) Wer liefert hier den Gesellschafter? -- Haben möcht' ich ihn herzlich gern.
316. An Emanuel.
[Bayreuth, 12. Juli 1822]
Guten Morgen, mein Emanuel! Ich hätte Ihnen auch eher danken können für Ihren ſchönen Abend. Und doch trag’ ichs in mir herum, recht bald wieder einen, aber einſamern bei Ihnen zu holen. Im Juny-5 monat des „Geſellſchafters“ *) ſoll eine ſehr wohlwollende Dar- ſtellung meines Dresdner Aufenthaltes [ſtehen], bei welcher in der Neckarzeitung das Allerdümmſte gegen mich geſagt wird, was ich je über mich geleſen. — Otto möge mir doch mit dieſen Briefen auch den von Voß zurückſenden. Das Gewitter heute dürfte ſtark werden.10
317. An Emanuel.
[Bayreuth, 19. Juli 1822]
Guten Morgen, mein Emanuel! — Dank für alles und das Stamm- buch, das für mich ein adeliger Kirchhof iſt. — Der nachmittägige Regen heute iſt wol mit etwas Gewitter vermiſcht. — Ich ſtehe unter15 einer ziemlichen Ariſtokratie von goldnen Köpfen; und die halten der Menge wegen ſchon zuſammen gegen mich.
318. An Dr. Chriſtian Kapp in Bayreuth.
[Kopie][Bayreuth, 23. Juli 1822]
Das ganze Scholarchat und Gymnaſiarchat in Hof hätte nicht den20 Stil Ihrer Vorrede, geſchweige den Inhalt Ihres Büchleins zuſammen- gebracht.... Sie können, wenn Sie Ihrem Körper Ferien geben, in 10 Jahren zum großen deutſchen Philologen erſtarken. Aber ich be- ſchwöre Sie bei allen früheren Aufopferungen, entziehen Sie dieſen nicht die Frucht und den Lohn durch Hartnäckigkeit in ſpätern. — Ach!25 Sie haben mich heute zu ſtark an meinen Verluſt erinnert, und ich habe Ihn ermahnend an Ihre Kränklichkeit erinnert — ſein Probe- und Meiſterſchuß —
319. An Regimentsquartiermeiſter Raden in Dresden.
[Kopie]Baireut d. 28 Jul. 182230
Mein recht innig geliebter und geſchätzter Quartiermeiſter, der nicht blos das Garderegiment, ſondern auch mich einquartiert, aber dafür
*) Wer liefert hier den Geſellſchafter? — Haben möcht’ ich ihn herzlich gern.
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316. An Emanuel.
[Bayreuth, 12. Juli 1822]
Guten Morgen, mein Emanuel! Ich hätte Ihnen auch eher danken
können für Ihren ſchönen Abend. Und doch trag’ ichs in mir herum,
recht bald wieder einen, aber einſamern bei Ihnen zu holen. Im Juny- 5
monat des „Geſellſchafters“ *) ſoll eine ſehr wohlwollende Dar-
ſtellung meines Dresdner Aufenthaltes [ſtehen], bei welcher in der
Neckarzeitung das Allerdümmſte gegen mich geſagt wird, was ich je
über mich geleſen. — Otto möge mir doch mit dieſen Briefen auch den
von Voß zurückſenden. Das Gewitter heute dürfte ſtark werden. 10
317. An Emanuel.
[Bayreuth, 19. Juli 1822]
Guten Morgen, mein Emanuel! — Dank für alles und das Stamm-
buch, das für mich ein adeliger Kirchhof iſt. — Der nachmittägige
Regen heute iſt wol mit etwas Gewitter vermiſcht. — Ich ſtehe unter 15
einer ziemlichen Ariſtokratie von goldnen Köpfen; und die halten der
Menge wegen ſchon zuſammen gegen mich.
318. An Dr. Chriſtian Kapp in Bayreuth.
[Bayreuth, 23. Juli 1822]
Das ganze Scholarchat und Gymnaſiarchat in Hof hätte nicht den 20
Stil Ihrer Vorrede, geſchweige den Inhalt Ihres Büchleins zuſammen-
gebracht.... Sie können, wenn Sie Ihrem Körper Ferien geben, in
10 Jahren zum großen deutſchen Philologen erſtarken. Aber ich be-
ſchwöre Sie bei allen früheren Aufopferungen, entziehen Sie dieſen
nicht die Frucht und den Lohn durch Hartnäckigkeit in ſpätern. — Ach! 25
Sie haben mich heute zu ſtark an meinen Verluſt erinnert, und ich habe
Ihn ermahnend an Ihre Kränklichkeit erinnert — ſein Probe- und
Meiſterſchuß —
319. An Regimentsquartiermeiſter Raden in Dresden.
Baireut d. 28 Jul. 1822 30
Mein recht innig geliebter und geſchätzter Quartiermeiſter, der nicht
blos das Garderegiment, ſondern auch mich einquartiert, aber dafür
*) Wer liefert hier den Geſellſchafter? — Haben möcht’ ich ihn herzlich gern.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/200>, abgerufen am 16.02.2025.
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