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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.

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296. An Emma Richter.

Meine Emma! Mich freut es, was du schriebst und was du und die
Mutter von dir schrieb. -- Jage das Weibchen einmal aus dem Neste,
um zu wissen was darin ist. -- Dein Abgeschriebnes ist gut gerathen. --5
Maria Schubert wollte dir einen langen Brief schreiben. -- Freilich
wollten alle dich mitgebracht sehen. -- Grüße deine schönen Freun-
dinnen, sogar die auslachenden

deinen
Vater10
297. An Karoline Richter.
[Nicht abgeschickt?]

Meine geliebte Karoline! Ungeachtet des gestrigen Briefs schreib
ich schon wieder, obwol nicht, um den Kutscher zurückzuhalten, sondern
um dich zu bitten, daß du mir statt des Barsacs zwei Krüge meines15
Graves Weines schickest und am Dienstag vorher wieder einen Brief.
Dem Kutscher kannst du doch einen letzten mitgeben. Ja gib ihm sogar
alle an mich eingelaufne Briefe (besonders Odilias ihre) für die ruhigere
Lesung mit.

20

Gestern malte (crayonierte) mich Vogel schon in der 1ten Stunde
treffend, wie Minnona und die Professor Förster mit mir behaupten,
welche beide da waren, damit ich nicht läse sondern spräche. Er über-
trifft fast das Meiersche Bild. Nach dem Crayonieren werd ich von ihm
lithographiert. Ich machte ihm das tragische Gesicht vor, das ich zu25
Müllners fünften Akten machen würde, und langer Scherz war über den
Trauerspielschreiber, bis er wirklich sich unten in seidnen Strümpfen
anmelden ließ. Es war vernünftig, daß ich ihn wegen des Abmalens
abweisen ließ -- wobei er den ersten grimmigen Blick warf -- und
darauf den zweiten grimmigern als beide Beisitzerinnen den Fenster-30
laden öffneten und er heraufguckte. --


Jetzo gegen 12 Uhr muß ich wieder die Pein-Erwartung deiner
Briefe überstehen. Du bist mir nun Antwort auf 2 schuldig, vom 27ten
und vom 31ten, in welchem letzten ich die Abfahrt des Kutschers den35
7ten Juny verlangte -- Minnona[abgebrochen]

296. An Emma Richter.

Meine Emma! Mich freut es, was du ſchriebſt und was du und die
Mutter von dir ſchrieb. — Jage das Weibchen einmal aus dem Neſte,
um zu wiſſen was darin iſt. — Dein Abgeſchriebnes iſt gut gerathen. —5
Maria Schubert wollte dir einen langen Brief ſchreiben. — Freilich
wollten alle dich mitgebracht ſehen. — Grüße deine ſchönen Freun-
dinnen, ſogar die auslachenden

deinen
Vater10
297. An Karoline Richter.
[Nicht abgeſchickt?]

Meine geliebte Karoline! Ungeachtet des geſtrigen Briefs ſchreib
ich ſchon wieder, obwol nicht, um den Kutſcher zurückzuhalten, ſondern
um dich zu bitten, daß du mir ſtatt des Barsacs zwei Krüge meines15
Graves Weines ſchickeſt und am Dienſtag vorher wieder einen Brief.
Dem Kutſcher kannſt du doch einen letzten mitgeben. Ja gib ihm ſogar
alle an mich eingelaufne Briefe (beſonders Odilias ihre) für die ruhigere
Leſung mit.

20

Geſtern malte (crayonierte) mich Vogel ſchon in der 1ten Stunde
treffend, wie Minnona und die Profeſſor Förster mit mir behaupten,
welche beide da waren, damit ich nicht läſe ſondern ſpräche. Er über-
trifft faſt das Meiersche Bild. Nach dem Crayonieren werd ich von ihm
lithographiert. Ich machte ihm das tragiſche Geſicht vor, das ich zu25
Müllners fünften Akten machen würde, und langer Scherz war über den
Trauerſpielſchreiber, bis er wirklich ſich unten in ſeidnen Strümpfen
anmelden ließ. Es war vernünftig, daß ich ihn wegen des Abmalens
abweiſen ließ — wobei er den erſten grimmigen Blick warf — und
darauf den zweiten grimmigern als beide Beiſitzerinnen den Fenſter-30
laden öffneten und er heraufguckte. —


Jetzo gegen 12 Uhr muß ich wieder die Pein-Erwartung deiner
Briefe überſtehen. Du biſt mir nun Antwort auf 2 ſchuldig, vom 27ten
und vom 31ten, in welchem letzten ich die Abfahrt des Kutſchers den35
7ten Juny verlangte — Minnona[abgebrochen]

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[184/0191] 296. An Emma Richter. [Dresden, 31. Mai 1822] Meine Emma! Mich freut es, was du ſchriebſt und was du und die Mutter von dir ſchrieb. — Jage das Weibchen einmal aus dem Neſte, um zu wiſſen was darin iſt. — Dein Abgeſchriebnes iſt gut gerathen. — 5 Maria Schubert wollte dir einen langen Brief ſchreiben. — Freilich wollten alle dich mitgebracht ſehen. — Grüße deine ſchönen Freun- dinnen, ſogar die auslachenden deinen Vater 10 297. An Karoline Richter. Dresden d. 1ten Jun. <Sonnabend> 1822 Meine geliebte Karoline! Ungeachtet des geſtrigen Briefs ſchreib ich ſchon wieder, obwol nicht, um den Kutſcher zurückzuhalten, ſondern um dich zu bitten, daß du mir ſtatt des Barsacs zwei Krüge meines 15 Graves Weines ſchickeſt und am Dienſtag vorher wieder einen Brief. Dem Kutſcher kannſt du doch einen letzten mitgeben. Ja gib ihm ſogar alle an mich eingelaufne Briefe (beſonders Odilias ihre) für die ruhigere Leſung mit. 2ten Jun. 20 Geſtern malte (crayonierte) mich Vogel ſchon in der 1ten Stunde treffend, wie Minnona und die Profeſſor Förster mit mir behaupten, welche beide da waren, damit ich nicht läſe ſondern ſpräche. Er über- trifft faſt das Meiersche Bild. Nach dem Crayonieren werd ich von ihm lithographiert. Ich machte ihm das tragiſche Geſicht vor, das ich zu 25 Müllners fünften Akten machen würde, und langer Scherz war über den Trauerſpielſchreiber, bis er wirklich ſich unten in ſeidnen Strümpfen anmelden ließ. Es war vernünftig, daß ich ihn wegen des Abmalens abweiſen ließ — wobei er den erſten grimmigen Blick warf — und darauf den zweiten grimmigern als beide Beiſitzerinnen den Fenſter- 30 laden öffneten und er heraufguckte. — 3ten Jun. <Montag> Jetzo gegen 12 Uhr muß ich wieder die Pein-Erwartung deiner Briefe überſtehen. Du biſt mir nun Antwort auf 2 ſchuldig, vom 27ten und vom 31ten, in welchem letzten ich die Abfahrt des Kutſchers den 35 7ten Juny verlangte — Minnona

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:22:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:22:18Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/191>, abgerufen am 22.11.2024.