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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.

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du ja alles Wichtige, und besonders das Geld nicht hinten in den
Koffer gethan hast, sondern in den Kutschkasten.

Eben schickt mir Emanuel die angenehme Nachricht mit der Mauth-
ordnung, daß Erben für den Zentner blos 121/2 Kreuzer zu bezahlen
haben. Die Fuhrleute kommen entschieden viele Tage nach dir. -- Da5
die Mägde am Mittwoch (2ten Feb.) ungern ziehen: so bleibt dir Zeit
genug; denn am Montage, liebe Seele, kommst du ja an zur meinigen.
Möge dich nur nicht manches in Berlin verwöhnt haben! Ich verdiene
in der That nicht mehr in der Welt bei so wenigem Genießen und vielem
Bestreben oder Arbeiten, noch viel zu leiden. -- Daß die Leute sich hier10
so sehr nach dir sehnen, z. B. Amöne, begreif ich wol, aber es ist nicht
ihr Verdienst, sondern deines und nur eine ist deiner ganz werth. -- Zur
Ende gehe, es ist deine Pflicht gegen sie und mich. -- Und so bringe dich
denn Gott, der dich bisher so väterlich beschirmt, unversehrt zu deinen
Liebenden.15

Richter
Alles ist wohl.
13. An Emanuel.

Guten Morgen, mein guter alter Emanuel! Hier ist mit Dank der20
Mauthsinai zurück. Kann der rothangestrichne Kunstgriff, dessen Nutzen
ich gar nicht einsehe, nicht etwa zu einem Fehlgriffe umschlagen? --

Wenn ich nicht Sie einer Spazierfarth beraube -- der Sie ohnehin
nur Plagfarthen genießen --: so möcht ich wol mit meinen Kleinen
nach 3 Uhr auf die Eremitage fahren.25

Ich wollte, ich wäre über diese Woche mit dem drohenden Baro-
meterstande hinüber. -- Morgengrüße an die Ihrigen!

Hier der vergeßne Brief von der Sophie Dapping.

14. An Ministerialrat Friedrich Roth in München.
[Kopie]30

Da Sie leider so wenig schreiben: so muß man Gott danken, wenn
Sie nur herausgeben. Hamanns Briefe erfreuten mich bis sogar auf
ihre Idiosynkrasien; an einer solchen Sonne hat auch der dunstige Hof

du ja alles Wichtige, und beſonders das Geld nicht hinten in den
Koffer gethan haſt, ſondern in den Kutſchkaſten.

Eben ſchickt mir Emanuel die angenehme Nachricht mit der Mauth-
ordnung, daß Erben für den Zentner blos 12½ Kreuzer zu bezahlen
haben. Die Fuhrleute kommen entſchieden viele Tage nach dir. — Da5
die Mägde am Mittwoch (2ten Feb.) ungern ziehen: ſo bleibt dir Zeit
genug; denn am Montage, liebe Seele, kommſt du ja an zur meinigen.
Möge dich nur nicht manches in Berlin verwöhnt haben! Ich verdiene
in der That nicht mehr in der Welt bei ſo wenigem Genießen und vielem
Beſtreben oder Arbeiten, noch viel zu leiden. — Daß die Leute ſich hier10
ſo ſehr nach dir ſehnen, z. B. Amöne, begreif ich wol, aber es iſt nicht
ihr Verdienſt, ſondern deines und nur eine iſt deiner ganz werth. — Zur
Ende gehe, es iſt deine Pflicht gegen ſie und mich. — Und ſo bringe dich
denn Gott, der dich bisher ſo väterlich beſchirmt, unverſehrt zu deinen
Liebenden.15

Richter
Alles iſt wohl.
13. An Emanuel.

Guten Morgen, mein guter alter Emanuel! Hier iſt mit Dank der20
Mauthſinai zurück. Kann der rothangeſtrichne Kunſtgriff, deſſen Nutzen
ich gar nicht einſehe, nicht etwa zu einem Fehlgriffe umſchlagen? —

Wenn ich nicht Sie einer Spazierfarth beraube — der Sie ohnehin
nur Plagfarthen genießen —: ſo möcht ich wol mit meinen Kleinen
nach 3 Uhr auf die Eremitage fahren.25

Ich wollte, ich wäre über dieſe Woche mit dem drohenden Baro-
meterſtande hinüber. — Morgengrüße an die Ihrigen!

Hier der vergeßne Brief von der Sophie Dapping.

14. An Miniſterialrat Friedrich Roth in München.
[Kopie]30

Da Sie leider ſo wenig ſchreiben: ſo muß man Gott danken, wenn
Sie nur herausgeben. Hamanns Briefe erfreuten mich bis ſogar auf
ihre Idioſynkraſien; an einer ſolchen Sonne hat auch der dunſtige Hof

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[10/0015] du ja alles Wichtige, und beſonders das Geld nicht hinten in den Koffer gethan haſt, ſondern in den Kutſchkaſten. Eben ſchickt mir Emanuel die angenehme Nachricht mit der Mauth- ordnung, daß Erben für den Zentner blos 12½ Kreuzer zu bezahlen haben. Die Fuhrleute kommen entſchieden viele Tage nach dir. — Da 5 die Mägde am Mittwoch (2ten Feb.) ungern ziehen: ſo bleibt dir Zeit genug; denn am Montage, liebe Seele, kommſt du ja an zur meinigen. Möge dich nur nicht manches in Berlin verwöhnt haben! Ich verdiene in der That nicht mehr in der Welt bei ſo wenigem Genießen und vielem Beſtreben oder Arbeiten, noch viel zu leiden. — Daß die Leute ſich hier 10 ſo ſehr nach dir ſehnen, z. B. Amöne, begreif ich wol, aber es iſt nicht ihr Verdienſt, ſondern deines und nur eine iſt deiner ganz werth. — Zur Ende gehe, es iſt deine Pflicht gegen ſie und mich. — Und ſo bringe dich denn Gott, der dich bisher ſo väterlich beſchirmt, unverſehrt zu deinen Liebenden. 15 Richter Alles iſt wohl. 13. An Emanuel. [Bayreuth, 23. Jan. 1820] Guten Morgen, mein guter alter Emanuel! Hier iſt mit Dank der 20 Mauthſinai zurück. Kann der rothangeſtrichne Kunſtgriff, deſſen Nutzen ich gar nicht einſehe, nicht etwa zu einem Fehlgriffe umſchlagen? — Wenn ich nicht Sie einer Spazierfarth beraube — der Sie ohnehin nur Plagfarthen genießen —: ſo möcht ich wol mit meinen Kleinen nach 3 Uhr auf die Eremitage fahren. 25 Ich wollte, ich wäre über dieſe Woche mit dem drohenden Baro- meterſtande hinüber. — Morgengrüße an die Ihrigen! Hier der vergeßne Brief von der Sophie Dapping. 14. An Miniſterialrat Friedrich Roth in München. [Bayreuth, 25. Jan. 1820] 30 Da Sie leider ſo wenig ſchreiben: ſo muß man Gott danken, wenn Sie nur herausgeben. Hamanns Briefe erfreuten mich bis ſogar auf ihre Idioſynkraſien; an einer ſolchen Sonne hat auch der dunſtige Hof

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:22:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:22:18Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/15>, abgerufen am 29.03.2024.