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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

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läßt mir so wenig Zeit) -- In der Stube brauchst du blos die beölten
Flecke behobeln zu lassen. -- Einen herrlichen rothseidnen Regen-
schirm zu 131/2 fl. -- weiter nichts -- bring' ich dir mit; und nicht
etwa wie Amöne denken könnte, mir auch; denn der alte wäre mir
genug gewesen. --5

Gott gebe nur, daß mein Brief nicht verloren ging, worin ich
deiner Liebe so viel von meiner geschrieben. Lebe froh, Geliebte!
Ich freue mich aus den hiesigen Freuden auf und in deine hinein.

Richter


218. An Emanuel.10

Guten Morgen, mein Emanuel! Die erste hiesige Zeile nach
31/2 Wochen ist an meinen lieben Herznachbar. Gott hat mich
überall, sogar unterwegs beglückt, am meisten zu Hause durch Liebe
und Neuschaffung. -- Mein Fürst hat sogar die Reisekosten bezahlt.15
-- Hier das Felleisen! -- Wie freue ich mich, an die alte warme
Brust zu kommen.

219. An Otto.

Guten Morgen, Alter! So sitz' ich denn wieder an meinem20
Schreibtische, der aber wie die Stube etwas sauberer aussieht.
Wollt' ich reisen, so könnt' ich viel Freude und viel Einfälle haben.
Es war hübsch; ich berechnete dem Kutscher jede Stunde und Wolke
so, daß er starr wurde vor Staunen. Nachmittags ein Gewitter.

220. An Emanuel.
25

Guten Morgen, Alter! Gestern wurd' ich in der Harmonie
immer wieder zum 2ten, 3ten male aufgehalten: sonst wär' ich bei
Ihnen erschienen. Heute um 7 Uhr erschien' ich gern, wenn Sie es
zuließen. Wäre Otto dabei, so hörte er vieles mit.30

221. An Otto.

Guten Morgen, lieber Otto! Hier der Cott. Brief, der dir
wieder recht sein wird --; dann das Spaßbuch, das mir wenigstens

läßt mir ſo wenig Zeit) — In der Stube brauchſt du blos die beölten
Flecke behobeln zu laſſen. — Einen herrlichen rothſeidnen Regen-
ſchirm zu 13½ fl. — weiter nichts — bring’ ich dir mit; und nicht
etwa wie Amöne denken könnte, mir auch; denn der alte wäre mir
genug geweſen. —5

Gott gebe nur, daß mein Brief nicht verloren ging, worin ich
deiner Liebe ſo viel von meiner geſchrieben. Lebe froh, Geliebte!
Ich freue mich aus den hieſigen Freuden auf und in deine hinein.

Richter


218. An Emanuel.10

Guten Morgen, mein Emanuel! Die erſte hieſige Zeile nach
3½ Wochen iſt an meinen lieben Herznachbar. Gott hat mich
überall, ſogar unterwegs beglückt, am meiſten zu Hauſe durch Liebe
und Neuſchaffung. — Mein Fürſt hat ſogar die Reiſekoſten bezahlt.15
— Hier das Felleiſen! — Wie freue ich mich, an die alte warme
Bruſt zu kommen.

219. An Otto.

Guten Morgen, Alter! So ſitz’ ich denn wieder an meinem20
Schreibtiſche, der aber wie die Stube etwas ſauberer ausſieht.
Wollt’ ich reiſen, ſo könnt’ ich viel Freude und viel Einfälle haben.
Es war hübſch; ich berechnete dem Kutſcher jede Stunde und Wolke
ſo, daß er ſtarr wurde vor Staunen. Nachmittags ein Gewitter.

220. An Emanuel.
25

Guten Morgen, Alter! Geſtern wurd’ ich in der Harmonie
immer wieder zum 2ten, 3ten male aufgehalten: ſonſt wär’ ich bei
Ihnen erſchienen. Heute um 7 Uhr erſchien’ ich gern, wenn Sie es
zuließen. Wäre Otto dabei, ſo hörte er vieles mit.30

221. An Otto.

Guten Morgen, lieber Otto! Hier der Cott. Brief, der dir
wieder recht ſein wird —; dann das Spaßbuch, das mir wenigſtens

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[86/0091] läßt mir ſo wenig Zeit) — In der Stube brauchſt du blos die beölten Flecke behobeln zu laſſen. — Einen herrlichen rothſeidnen Regen- ſchirm zu 13½ fl. — weiter nichts — bring’ ich dir mit; und nicht etwa wie Amöne denken könnte, mir auch; denn der alte wäre mir genug geweſen. — 5 Gott gebe nur, daß mein Brief nicht verloren ging, worin ich deiner Liebe ſo viel von meiner geſchrieben. Lebe froh, Geliebte! Ich freue mich aus den hieſigen Freuden auf und in deine hinein. Richter 218. An Emanuel. 10 [Bayreuth, 8. Sept. 1816. Sonntag] Guten Morgen, mein Emanuel! Die erſte hieſige Zeile nach 3½ Wochen iſt an meinen lieben Herznachbar. Gott hat mich überall, ſogar unterwegs beglückt, am meiſten zu Hauſe durch Liebe und Neuſchaffung. — Mein Fürſt hat ſogar die Reiſekoſten bezahlt. 15 — Hier das Felleiſen! — Wie freue ich mich, an die alte warme Bruſt zu kommen. 219. An Otto. [Bayreuth, 8. Sept. 1816?] Guten Morgen, Alter! So ſitz’ ich denn wieder an meinem 20 Schreibtiſche, der aber wie die Stube etwas ſauberer ausſieht. Wollt’ ich reiſen, ſo könnt’ ich viel Freude und viel Einfälle haben. Es war hübſch; ich berechnete dem Kutſcher jede Stunde und Wolke ſo, daß er ſtarr wurde vor Staunen. Nachmittags ein Gewitter. 220. An Emanuel. [Bayreuth, 9. Sept. 1816] 25 Guten Morgen, Alter! Geſtern wurd’ ich in der Harmonie immer wieder zum 2ten, 3ten male aufgehalten: ſonſt wär’ ich bei Ihnen erſchienen. Heute um 7 Uhr erſchien’ ich gern, wenn Sie es zuließen. Wäre Otto dabei, ſo hörte er vieles mit. 30 221. An Otto. [Bayreuth, Sept. 1816?] Guten Morgen, lieber Otto! Hier der Cott. Brief, der dir wieder recht ſein wird —; dann das Spaßbuch, das mir wenigſtens

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/91>, abgerufen am 28.04.2024.