mir das Gegebne von den kleinen Fürsten? -- Können die verbün- deten Mächte Versprechungen des Primas blos für die Wissenschaft, zu den gemeinen Pensionen rechnen? -- Die Nachwelt wird meinen Namen am leichtesten lesen in meinen Werken. -- Sollten die Alliier- ten verschieden von England bleiben? -- Es gibt Punkte, die nicht5 der Kameralgeist entscheidet, weil er eben öfter Kameralkörper ist.
10. An Emanuel.
[Bayreuth, 22. Jan. 1815. Sonntag]
Guten Morgen, Freund! Käm' auch meine Bitte zu spät: so thu ich sie doch der bittenden Kinder wegen, die gern auf Ihrem Schlit-10 ten so lange bis zum Rollwenzel hin sitzen möchten. Um 31/2 Uhr wär' ich rasiert und bereit.
11. An Göschen in Leipzig.
[Kopie][Bayreuth, 22. Jan. 1815]
Das Bändchen gäbe 16 Bogen nach Goethe's Druck; zu 4 Ld'or15 1500 Auflage. -- Die Wintermonate werden trotz aller typogra- phischen und metallnen Hebebäume zu heben schwer und sauer wer- den, da es so wenig witzige Erzähler und so viele Erzähler-Bühnen gibt. -- Jedes Jahr mach' ich mir ein Paar gute -- Feinde, welche für ihre Taschenbücher etwas haben wollen und nicht bekommen.20
12. An Emanuel.
[Bayreuth, 23. Jan. 1815]
Guten Morgen, mein geliebter Emanuel! -- Ich nehme also Ihre Güte an und sitze um 31/4 Uhr auf dem Schlitten und dann in Meiersberg. -- Wie schön ist Ihr Gedanke "menschliches Jehova"!25
Hier kehrt endlich der lang verreisete Don Quixote zurück. Er hat auf Reisen nicht an Gewand gewonnen; aber bedenken Sie, daß er vorher auch in weiblichen Händen war, die keinen Einband schonen als den ihres Körpers. -- Haben Sie nicht Novalis Werke und von Tieck etwas anders als den Sternbald? Ich bäte darum.30
13. An Cotta in Wien.
Baireuth d. 25. Jenn. 1815
Ich habe, lieber alter Freund, den 30 Dez. einen langen Brief an Sie nach Wien geschrieben. Ihr Schweigen droht fast dessen
mir das Gegebne von den kleinen Fürſten? — Können die verbün- deten Mächte Verſprechungen des Primas blos für die Wiſſenſchaft, zu den gemeinen Penſionen rechnen? — Die Nachwelt wird meinen Namen am leichteſten leſen in meinen Werken. — Sollten die Alliier- ten verſchieden von England bleiben? — Es gibt Punkte, die nicht5 der Kameralgeiſt entſcheidet, weil er eben öfter Kameralkörper iſt.
10. An Emanuel.
[Bayreuth, 22. Jan. 1815. Sonntag]
Guten Morgen, Freund! Käm’ auch meine Bitte zu ſpät: ſo thu ich ſie doch der bittenden Kinder wegen, die gern auf Ihrem Schlit-10 ten ſo lange bis zum Rollwenzel hin ſitzen möchten. Um 3½ Uhr wär’ ich raſiert und bereit.
11. An Göſchen in Leipzig.
[Kopie][Bayreuth, 22. Jan. 1815]
Das Bändchen gäbe 16 Bogen nach Goethe’s Druck; zu 4 Ld’or15 1500 Auflage. — Die Wintermonate werden trotz aller typogra- phiſchen und metallnen Hebebäume zu heben ſchwer und ſauer wer- den, da es ſo wenig witzige Erzähler und ſo viele Erzähler-Bühnen gibt. — Jedes Jahr mach’ ich mir ein Paar gute — Feinde, welche für ihre Taſchenbücher etwas haben wollen und nicht bekommen.20
12. An Emanuel.
[Bayreuth, 23. Jan. 1815]
Guten Morgen, mein geliebter Emanuel! — Ich nehme alſo Ihre Güte an und ſitze um 3¼ Uhr auf dem Schlitten und dann in Meiersberg. — Wie ſchön iſt Ihr Gedanke „menſchliches Jehova“!25
Hier kehrt endlich der lang verreiſete Don Quixote zurück. Er hat auf Reiſen nicht an Gewand gewonnen; aber bedenken Sie, daß er vorher auch in weiblichen Händen war, die keinen Einband ſchonen als den ihres Körpers. — Haben Sie nicht Novalis Werke und von Tieck etwas anders als den Sternbald? Ich bäte darum.30
13. An Cotta in Wien.
Baireuth d. 25. Jenn. 1815
Ich habe, lieber alter Freund, den 30 Dez. einen langen Brief an Sie nach Wien geſchrieben. Ihr Schweigen droht faſt deſſen
<TEI><text><body><divtype="letter"n="1"><p><pbfacs="#f0009"n="4"/>
mir das Gegebne von den kleinen Fürſten? — Können die verbün-<lb/>
deten Mächte Verſprechungen des Primas blos für die Wiſſenſchaft,<lb/>
zu den gemeinen Penſionen rechnen? — Die Nachwelt wird meinen<lb/>
Namen am leichteſten leſen in meinen Werken. — Sollten die Alliier-<lb/>
ten verſchieden von England bleiben? — Es gibt Punkte, die nicht<lbn="5"/>
der Kameralgeiſt entſcheidet, weil er eben öfter Kameralkörper iſt.</p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>10. An <hirendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#right">[Bayreuth, 22. Jan. 1815. Sonntag]</hi></dateline><lb/><p>Guten Morgen, Freund! Käm’ auch meine Bitte zu ſpät: ſo thu<lb/>
ich ſie doch der bittenden Kinder wegen, die gern auf Ihrem Schlit-<lbn="10"/>
ten ſo lange bis zum <hirendition="#aq">Rollwenzel</hi> hin ſitzen möchten. Um 3½ Uhr<lb/>
wär’ ich raſiert und bereit.</p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>11. An <hirendition="#g">Göſchen in Leipzig.</hi></head><lb/><notetype="editorial">[Kopie]</note><dateline><hirendition="#right">[Bayreuth, 22. Jan. 1815]</hi></dateline><lb/><p>Das Bändchen gäbe 16 Bogen nach Goethe’s Druck; zu 4 <hirendition="#aq">Ld’or</hi><lbn="15"/>
1500 Auflage. — Die Wintermonate werden trotz aller typogra-<lb/>
phiſchen und metallnen Hebebäume zu heben ſchwer und ſauer wer-<lb/>
den, da es ſo wenig witzige Erzähler und ſo viele Erzähler-Bühnen<lb/>
gibt. — Jedes Jahr mach’ ich mir ein Paar gute — Feinde, welche<lb/>
für ihre Taſchenbücher etwas haben wollen und nicht bekommen.<lbn="20"/></p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>12. An <hirendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#right">[Bayreuth, 23. Jan. 1815]</hi></dateline><lb/><p>Guten Morgen, mein geliebter <hirendition="#aq">Emanuel!</hi>— Ich nehme alſo<lb/>
Ihre Güte an und ſitze um 3¼ Uhr auf dem Schlitten und dann in<lb/><hirendition="#aq">Meiersberg.</hi>— Wie ſchön iſt Ihr Gedanke „menſchliches Jehova“!<lbn="25"/></p><p>Hier kehrt endlich der lang verreiſete Don Quixote zurück. Er hat<lb/>
auf Reiſen nicht an Gewand gewonnen; aber bedenken Sie, daß er<lb/>
vorher auch in weiblichen Händen war, die keinen Einband ſchonen<lb/>
als den ihres Körpers. — Haben Sie nicht Novalis Werke und von<lb/>
Tieck etwas anders als den Sternbald? Ich bäte darum.<lbn="30"/></p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>13. An <hirendition="#g">Cotta in Wien.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#right"><hirendition="#aq">Baireuth</hi> d. 25. Jenn. 1815</hi></dateline><lb/><p>Ich habe, lieber alter Freund, den 30 Dez. einen langen Brief<lb/>
an Sie nach Wien geſchrieben. Ihr Schweigen droht faſt deſſen<lb/></p></div></body></text></TEI>
[4/0009]
mir das Gegebne von den kleinen Fürſten? — Können die verbün-
deten Mächte Verſprechungen des Primas blos für die Wiſſenſchaft,
zu den gemeinen Penſionen rechnen? — Die Nachwelt wird meinen
Namen am leichteſten leſen in meinen Werken. — Sollten die Alliier-
ten verſchieden von England bleiben? — Es gibt Punkte, die nicht 5
der Kameralgeiſt entſcheidet, weil er eben öfter Kameralkörper iſt.
10. An Emanuel.
[Bayreuth, 22. Jan. 1815. Sonntag]
Guten Morgen, Freund! Käm’ auch meine Bitte zu ſpät: ſo thu
ich ſie doch der bittenden Kinder wegen, die gern auf Ihrem Schlit- 10
ten ſo lange bis zum Rollwenzel hin ſitzen möchten. Um 3½ Uhr
wär’ ich raſiert und bereit.
11. An Göſchen in Leipzig.
[Bayreuth, 22. Jan. 1815]
Das Bändchen gäbe 16 Bogen nach Goethe’s Druck; zu 4 Ld’or 15
1500 Auflage. — Die Wintermonate werden trotz aller typogra-
phiſchen und metallnen Hebebäume zu heben ſchwer und ſauer wer-
den, da es ſo wenig witzige Erzähler und ſo viele Erzähler-Bühnen
gibt. — Jedes Jahr mach’ ich mir ein Paar gute — Feinde, welche
für ihre Taſchenbücher etwas haben wollen und nicht bekommen. 20
12. An Emanuel.
[Bayreuth, 23. Jan. 1815]
Guten Morgen, mein geliebter Emanuel! — Ich nehme alſo
Ihre Güte an und ſitze um 3¼ Uhr auf dem Schlitten und dann in
Meiersberg. — Wie ſchön iſt Ihr Gedanke „menſchliches Jehova“! 25
Hier kehrt endlich der lang verreiſete Don Quixote zurück. Er hat
auf Reiſen nicht an Gewand gewonnen; aber bedenken Sie, daß er
vorher auch in weiblichen Händen war, die keinen Einband ſchonen
als den ihres Körpers. — Haben Sie nicht Novalis Werke und von
Tieck etwas anders als den Sternbald? Ich bäte darum. 30
13. An Cotta in Wien.
Baireuth d. 25. Jenn. 1815
Ich habe, lieber alter Freund, den 30 Dez. einen langen Brief
an Sie nach Wien geſchrieben. Ihr Schweigen droht faſt deſſen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/9>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.