Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

Bild:
<< vorherige Seite

die geistige und mimische Bedeutung der Lauter und Mitlauter nach
Fuldaischer Ansicht zu. -- -- Mein Papier ist zu Ende und kaum bin
ich am Anfange. -- Fahren Sie nur fort, Deutsch-Begeisterter!
Wie wurden Campe's Sprachreinigungen verlacht und verunreinigt!
-- Und doch siegt er jetzo weiter. Sie werden noch weiter und breiter5
siegen und auf Ihrem Grabe werden einst deutsche Eichen stehen
und wurzeln. Jetzo aber kann Sie niemand belohnen als der Gott
in Ihnen und Gott über Ihnen.

Jean Paul Fr. Richter
184. An Emanuel.10

Guten Morgen, mein Emanuel! Wollen Sie mir nicht Wolkens
Brief und Zorn zurück schicken? -- Gestern hab' ich an ihn geschrie-
ben und ihm Krause genannt.

185. An Otto.15

Guten Morgen, Lieber! -- Hier meinen Wetterpropheten, worin
Scherz und Ernst schnell durcheinander laufen. Die mit grüner
[Dinte] durchstrichne Nachschrift hat meine Emma hinzugethan,
deren Funken- und Bildergeist du im beigelegten Briefe noch stärker20
findest. Max sollt ihn lieber haben. -- Den Merc. surv. kannst du
sogar stehlen, so wenig bemerkt Hagen etwas; daher findet er auch
nichts. Ich will sehen, ob er das verlangte Blatt findet. -- Um den
Kronos will ich den Pfarrer bitten. -- Bei Rollwenzel war ich noch
nicht. -- In Culmbach ist eine magnetische Prophetin.25

186. In August Lewalds Stammbuch.
[Kopie]

Was ist einem Priester zweier Göttinnen, der Dichtkunst, welche
die Seelenwelt, und der Malerei, welche die Körperwelt verklärend
wiederholt, noch zu wünschen? Blos ein Tempel, wo er ihnen un-30
gestört opfern darf.

die geiſtige und mimiſche Bedeutung der Lauter und Mitlauter nach
Fuldaiſcher Anſicht zu. — — Mein Papier iſt zu Ende und kaum bin
ich am Anfange. — Fahren Sie nur fort, Deutſch-Begeiſterter!
Wie wurden Campe’s Sprachreinigungen verlacht und verunreinigt!
— Und doch ſiegt er jetzo weiter. Sie werden noch weiter und breiter5
ſiegen und auf Ihrem Grabe werden einſt deutſche Eichen ſtehen
und wurzeln. Jetzo aber kann Sie niemand belohnen als der Gott
in Ihnen und Gott über Ihnen.

Jean Paul Fr. Richter
184. An Emanuel.10

Guten Morgen, mein Emanuel! Wollen Sie mir nicht Wolkens
Brief und Zorn zurück ſchicken? — Geſtern hab’ ich an ihn geſchrie-
ben und ihm Krause genannt.

185. An Otto.15

Guten Morgen, Lieber! — Hier meinen Wetterpropheten, worin
Scherz und Ernſt ſchnell durcheinander laufen. Die mit grüner
[Dinte] durchſtrichne Nachſchrift hat meine Emma hinzugethan,
deren Funken- und Bildergeiſt du im beigelegten Briefe noch ſtärker20
findeſt. Max ſollt ihn lieber haben. — Den Merc. surv. kannſt du
ſogar ſtehlen, ſo wenig bemerkt Hagen etwas; daher findet er auch
nichts. Ich will ſehen, ob er das verlangte Blatt findet. — Um den
Kronos will ich den Pfarrer bitten. — Bei Rollwenzel war ich noch
nicht. — In Culmbach iſt eine magnetiſche Prophetin.25

186. In Auguſt Lewalds Stammbuch.
[Kopie]

Was iſt einem Prieſter zweier Göttinnen, der Dichtkunſt, welche
die Seelenwelt, und der Malerei, welche die Körperwelt verklärend
wiederholt, noch zu wünſchen? Blos ein Tempel, wo er ihnen un-30
geſtört opfern darf.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0075" n="70"/>
die gei&#x017F;tige und mimi&#x017F;che Bedeutung der Lauter und Mitlauter nach<lb/>
Fuldai&#x017F;cher An&#x017F;icht zu. &#x2014; &#x2014; Mein Papier i&#x017F;t zu Ende und kaum bin<lb/>
ich am Anfange. &#x2014; Fahren Sie nur fort, Deut&#x017F;ch-Begei&#x017F;terter!<lb/>
Wie wurden Campe&#x2019;s Sprachreinigungen verlacht und verunreinigt!<lb/>
&#x2014; Und doch &#x017F;iegt er jetzo weiter. Sie werden noch weiter und breiter<lb n="5"/>
&#x017F;iegen und auf Ihrem Grabe werden ein&#x017F;t deut&#x017F;che Eichen &#x017F;tehen<lb/>
und wurzeln. Jetzo aber kann Sie niemand belohnen als der Gott<lb/>
in Ihnen und Gott über Ihnen.</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Jean Paul Fr. Richter</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>184. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi><lb n="10"/>
</head>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 26. Mai 1816]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen, mein <hi rendition="#aq">Emanuel!</hi> Wollen Sie mir nicht <hi rendition="#aq">Wolkens</hi><lb/>
Brief und Zorn zurück &#x017F;chicken? &#x2014; Ge&#x017F;tern hab&#x2019; ich an ihn ge&#x017F;chrie-<lb/>
ben und ihm <hi rendition="#aq">Krause</hi> genannt.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>185. An <hi rendition="#g">Otto.</hi><lb n="15"/>
</head>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 9. (?) Juni 1816]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen, Lieber! &#x2014; Hier meinen Wetterpropheten, worin<lb/>
Scherz und Ern&#x017F;t &#x017F;chnell durcheinander laufen. Die mit grüner<lb/>
[Dinte] durch&#x017F;trichne Nach&#x017F;chrift hat meine <hi rendition="#aq">Emma</hi> hinzugethan,<lb/>
deren Funken- und Bildergei&#x017F;t du im beigelegten Briefe noch &#x017F;tärker<lb n="20"/>
finde&#x017F;t. <hi rendition="#aq">Max</hi> &#x017F;ollt ihn lieber haben. &#x2014; Den <hi rendition="#aq">Merc. surv.</hi> kann&#x017F;t du<lb/>
&#x017F;ogar &#x017F;tehlen, &#x017F;o wenig bemerkt <hi rendition="#aq">Hagen</hi> etwas; daher findet er auch<lb/>
nichts. Ich will &#x017F;ehen, ob er das verlangte Blatt findet. &#x2014; Um den<lb/>
Kronos will ich den Pfarrer bitten. &#x2014; Bei <hi rendition="#aq">Rollwenzel</hi> war ich noch<lb/>
nicht. &#x2014; In <hi rendition="#aq">Culmbach</hi> i&#x017F;t eine magneti&#x017F;che Prophetin.<lb n="25"/>
</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>186. In <hi rendition="#g">Augu&#x017F;t Lewalds Stammbuch.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, Mitte Juni 1816]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Was i&#x017F;t einem Prie&#x017F;ter zweier Göttinnen, der Dichtkun&#x017F;t, welche<lb/>
die Seelenwelt, und der Malerei, welche die Körperwelt verklärend<lb/>
wiederholt, noch zu wün&#x017F;chen? Blos ein Tempel, wo er ihnen un-<lb n="30"/>
ge&#x017F;tört opfern darf.</p>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[70/0075] die geiſtige und mimiſche Bedeutung der Lauter und Mitlauter nach Fuldaiſcher Anſicht zu. — — Mein Papier iſt zu Ende und kaum bin ich am Anfange. — Fahren Sie nur fort, Deutſch-Begeiſterter! Wie wurden Campe’s Sprachreinigungen verlacht und verunreinigt! — Und doch ſiegt er jetzo weiter. Sie werden noch weiter und breiter 5 ſiegen und auf Ihrem Grabe werden einſt deutſche Eichen ſtehen und wurzeln. Jetzo aber kann Sie niemand belohnen als der Gott in Ihnen und Gott über Ihnen. Jean Paul Fr. Richter 184. An Emanuel. 10 [Bayreuth, 26. Mai 1816] Guten Morgen, mein Emanuel! Wollen Sie mir nicht Wolkens Brief und Zorn zurück ſchicken? — Geſtern hab’ ich an ihn geſchrie- ben und ihm Krause genannt. 185. An Otto. 15 [Bayreuth, 9. (?) Juni 1816] Guten Morgen, Lieber! — Hier meinen Wetterpropheten, worin Scherz und Ernſt ſchnell durcheinander laufen. Die mit grüner [Dinte] durchſtrichne Nachſchrift hat meine Emma hinzugethan, deren Funken- und Bildergeiſt du im beigelegten Briefe noch ſtärker 20 findeſt. Max ſollt ihn lieber haben. — Den Merc. surv. kannſt du ſogar ſtehlen, ſo wenig bemerkt Hagen etwas; daher findet er auch nichts. Ich will ſehen, ob er das verlangte Blatt findet. — Um den Kronos will ich den Pfarrer bitten. — Bei Rollwenzel war ich noch nicht. — In Culmbach iſt eine magnetiſche Prophetin. 25 186. In Auguſt Lewalds Stammbuch. [Bayreuth, Mitte Juni 1816] Was iſt einem Prieſter zweier Göttinnen, der Dichtkunſt, welche die Seelenwelt, und der Malerei, welche die Körperwelt verklärend wiederholt, noch zu wünſchen? Blos ein Tempel, wo er ihnen un- 30 geſtört opfern darf.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/75
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/75>, abgerufen am 27.04.2024.