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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

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tragen mich auf den Händen. Sie sind aber auch überhaupt gegen
andere Leute von einigem Rufe so, z. B. gegen Canova. -- Schelver
sagt über die Rau: sie werde ganz gewis, aber langsam her-
gestellt; bei einer ähnlich Gelähmten dauerte die Kur 3 Jahre;
Schlaf aber sei nicht nöthig und daher sei nur der Arm, nicht der5
Leib zu magnetisieren; komm' er indeß nach bloßer Berührung des
Arms: so sei er gut. --

-- Die Thiedemann sah ich; aber sie ist nicht halb so schön als
Voß sie versprach, nur das Auge ists. -- Das Wetter ist so schön
als ich vorausgesehen; und bei euch gewis auch so. Schreibe mir10
von eueren Feldhoffnungen. -- Den Maler Maier und Frau aus
Weimar fand ich gestern hier an der Abend Wirthtafel. -- Nach
Möglichkeit*) will ich alles von dir Vorgeschlagne einkaufen. --35
Gib deine Briefe Mittwochs und Sonntags auf: so kommen sie
in 4 Tagen an. -- Warum hast du in so langer Zeit nicht mehr15
Wein verbraucht? Ich bitte dich herzlich, genieße doch mehr davon.
Auch ists mir gar nicht recht, daß du in meiner Abwesenheit das
Essen heruntersetzest. Wie soll mir dann hier meines schmecken?

20

In künftiger Woche will ich ankommen. Hätt ich nur erst deine
Antwort! Wegen des langen Hin- und Herschreibens werd' ich
doch einen Kutscher von hier nehmen müssen. Noch nie sehnt' ich
mich so sehr in meine Heimath zurück. -- Wenn ich oben aus Scherz
sagte mein Schlegel: so meint' ich, daß wir beide gutmüthig uns
besuchen (ihn trennt von meiner Stube wie früher den Merkel in25
Eisenach nur eine dünne Stubenwand) und unten am Tische neben
einander sitzen und daß er meine etwannigen Scherze höflich erträgt.
-- Vom Frankfurter Erbrechen hab ich mich hier durch frühes
Niederlegen (um 10 Uhr) wieder hergestellt. -- Heute will ich den
Hellseher Auth über mich fragen. -- "Drei Monate ausbleiben"30
wie Oestreicher vermuthete, würde mich tödten vor Sehnsucht nach
dir, Kindern, Ruhe, Häuslichkeit und Arbeit.

Odilie soll jetzo alle Eier zerbrechen.

*) Unter der Möglichkeit versteh' ich nicht das Geld, sondern den Platz im
Koffer.

tragen mich auf den Händen. Sie ſind aber auch überhaupt gegen
andere Leute von einigem Rufe ſo, z. B. gegen Canova. — Schelver
ſagt über die Rau: ſie werde ganz gewis, aber langſam her-
geſtellt; bei einer ähnlich Gelähmten dauerte die Kur 3 Jahre;
Schlaf aber ſei nicht nöthig und daher ſei nur der Arm, nicht der5
Leib zu magnetiſieren; komm’ er indeß nach bloßer Berührung des
Arms: ſo ſei er gut. —

— Die Thiedemann ſah ich; aber ſie iſt nicht halb ſo ſchön als
Voß ſie verſprach, nur das Auge iſts. — Das Wetter iſt ſo ſchön
als ich vorausgeſehen; und bei euch gewis auch ſo. Schreibe mir10
von eueren Feldhoffnungen. — Den Maler Maier und Frau aus
Weimar fand ich geſtern hier an der Abend Wirthtafel. — Nach
Möglichkeit*) will ich alles von dir Vorgeſchlagne einkaufen. —35
Gib deine Briefe Mittwochs und Sonntags auf: ſo kommen ſie
in 4 Tagen an. — Warum haſt du in ſo langer Zeit nicht mehr15
Wein verbraucht? Ich bitte dich herzlich, genieße doch mehr davon.
Auch iſts mir gar nicht recht, daß du in meiner Abweſenheit das
Eſſen herunterſetzeſt. Wie ſoll mir dann hier meines ſchmecken?

20

In künftiger Woche will ich ankommen. Hätt ich nur erſt deine
Antwort! Wegen des langen Hin- und Herſchreibens werd’ ich
doch einen Kutſcher von hier nehmen müſſen. Noch nie ſehnt’ ich
mich ſo ſehr in meine Heimath zurück. — Wenn ich oben aus Scherz
ſagte mein Schlegel: ſo meint’ ich, daß wir beide gutmüthig uns
beſuchen (ihn trennt von meiner Stube wie früher den Merkel in25
Eiſenach nur eine dünne Stubenwand) und unten am Tiſche neben
einander ſitzen und daß er meine etwannigen Scherze höflich erträgt.
— Vom Frankfurter Erbrechen hab ich mich hier durch frühes
Niederlegen (um 10 Uhr) wieder hergeſtellt. — Heute will ich den
Hellſeher Auth über mich fragen. — „Drei Monate ausbleiben“30
wie Oestreicher vermuthete, würde mich tödten vor Sehnſucht nach
dir, Kindern, Ruhe, Häuslichkeit und Arbeit.

Odilie ſoll jetzo alle Eier zerbrechen.

*) Unter der Möglichkeit verſteh’ ich nicht das Geld, ſondern den Platz im
Koffer.
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[213/0220] tragen mich auf den Händen. Sie ſind aber auch überhaupt gegen andere Leute von einigem Rufe ſo, z. B. gegen Canova. — Schelver ſagt über die Rau: ſie werde ganz gewis, aber langſam her- geſtellt; bei einer ähnlich Gelähmten dauerte die Kur 3 Jahre; Schlaf aber ſei nicht nöthig und daher ſei nur der Arm, nicht der 5 Leib zu magnetiſieren; komm’ er indeß nach bloßer Berührung des Arms: ſo ſei er gut. — — Die Thiedemann ſah ich; aber ſie iſt nicht halb ſo ſchön als Voß ſie verſprach, nur das Auge iſts. — Das Wetter iſt ſo ſchön als ich vorausgeſehen; und bei euch gewis auch ſo. Schreibe mir 10 von eueren Feldhoffnungen. — Den Maler Maier und Frau aus Weimar fand ich geſtern hier an der Abend Wirthtafel. — Nach Möglichkeit *) will ich alles von dir Vorgeſchlagne einkaufen. — 35 Gib deine Briefe Mittwochs und Sonntags auf: ſo kommen ſie in 4 Tagen an. — Warum haſt du in ſo langer Zeit nicht mehr 15 Wein verbraucht? Ich bitte dich herzlich, genieße doch mehr davon. Auch iſts mir gar nicht recht, daß du in meiner Abweſenheit das Eſſen herunterſetzeſt. Wie ſoll mir dann hier meines ſchmecken? Donnerſtag den 25ten 20 In künftiger Woche will ich ankommen. Hätt ich nur erſt deine Antwort! Wegen des langen Hin- und Herſchreibens werd’ ich doch einen Kutſcher von hier nehmen müſſen. Noch nie ſehnt’ ich mich ſo ſehr in meine Heimath zurück. — Wenn ich oben aus Scherz ſagte mein Schlegel: ſo meint’ ich, daß wir beide gutmüthig uns beſuchen (ihn trennt von meiner Stube wie früher den Merkel in 25 Eiſenach nur eine dünne Stubenwand) und unten am Tiſche neben einander ſitzen und daß er meine etwannigen Scherze höflich erträgt. — Vom Frankfurter Erbrechen hab ich mich hier durch frühes Niederlegen (um 10 Uhr) wieder hergeſtellt. — Heute will ich den Hellſeher Auth über mich fragen. — „Drei Monate ausbleiben“ 30 wie Oestreicher vermuthete, würde mich tödten vor Sehnſucht nach dir, Kindern, Ruhe, Häuslichkeit und Arbeit. Odilie ſoll jetzo alle Eier zerbrechen. *) Unter der Möglichkeit verſteh’ ich nicht das Geld, ſondern den Platz im Koffer.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/220>, abgerufen am 24.11.2024.